Althalus
Gostis Leuten uns hätten sehen können. Aber des Nachts haben wir uns in den Stallungen getroffen und auch in der Scheune, um unsere Pläne zu machen. Wir sind den ganzen Winter im Fort geblieben und kannten schließlich jeden Stein und jeden Balken. Althalus hat zufällig gehört, wie zwei alte Knacker sich wegen einer Hintertür in der Scheune stritten. Der eine hat behauptet, es gibt eine Tür und der andere, dass es keine gibt. Die zwei hatten so viel Spaß mit ihrem Streit, dass sie gar nicht nachschauen wollten, wer nun Recht hatte. Aber Althalus und ich haben uns umgesehen, und tatsächlich, da gab's ein Tor, nur war eine Menge Heu davor aufgestapelt, und ich sollte es wegschaffen. Althalus befahl mir zu vorten, dass ich vom Heuboden aufs Heu springen wollte. Aber ich war gar nicht glücklich, dass ich das ganze Heu allein dorthin schleppen sollt e. Nur dass es dann gar nicht dazu gekommen ist, denn als die Arumer hörten, was ich da machte, dachten sie, dass ins Heu springen luster war als bloß herumsitzen und zuschau'n, wie Gosti sich die ganze Zeit Essen in den Mund stopfen tut und immer fetter wird. Also haben sie mir geholfen, den Heustapel hinzuschaffen. Obwohl ich viel von der Arbeit selber getan hab', könnt ich nicht öfter als zwei-, dreimal ins Heu springen, weil die Arumer sich bis weit auf den Hof hinaus anstellten, damit sie runterspringen konnten. Und ich find', dass war gar nicht gerecht, oder?«
Nabjor starrte Gher staunend an. »Macht er überhaupt keine Pause,
um Luft zu holen?«, fragte er Althalus verwirrt. »So genau habe ich noch nicht darauf geachtet, aber es könnte sein, dass er Kiemen oder so was unterm Kragen hat. Ich habe ihn schon zwei Stunden reden gehört, ohne dass er auch nur einmal Luft geholt hätte.
Wenn er erst mal anfängt, ist es besser, man macht es sich bequem, denn es kann sehr lange dauern. Wie dem auch sei, schließlich ist Frühling geworden, und Gostis Vetter erzählte mir, dass sie Gostis Geburtstag immer feierten, wenn der letzte Schnee auf den Pässen schmolz. Das passte uns gut in den Kram. Die Pfade würden wieder passierbar sein und die Besoffenen in Gostis Halle hätten sich nicht mal durch ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch aus dem Rausch reißen lassen.«
Nabjor schmunzelte. »Großartig!«
»Wir hätten's uns nicht besser wünschen können. Wie auch immer, Gher und Khnom gingen zu den Stallungen, um die Pferde zu satteln, während Ghend und ich über die im Suff schnarchenden Männer stiegen, die vor der Schatzkammer Wache halten sollten. Ich öffnete das Schloss, das sehr beeindruckend aussah, aber von einem vierjährigen Kind hätte geknackt werden können. Dann traten wir in Gostis Schatzkammer, um unser Gold anzuschauen.«
»War es sehr viel?«, fragte Nabjor aufgeregt.
»Mehr als wir tragen konnten.«
»Ich könnte eine Menge Gold tragen, Althalus.«
»So viel auch wieder nicht. Ich brauchte einige Zeit, bis ich Ghend klarmachen konnte, dass ein Diebstahl erst dann erfolg reich ist, wenn man sich mit der Beute in Sicherheit bringen kann. Er hatte die verrückte Idee, Pferde zu stehlen, um alles aufladen zu können, und ähnlichen Unsinn. Aber schließlich überzeugte ich ihn, dass des Seilers Strick zu entgehen unser Hauptziel war, nachdem wir uns ein paar Säcke aus der Schatzkammer angeeig net hatten, und dass Aufmerksamkeit zu erregen nicht das Richtige wäre.«
»Was ist aus diesem Ghend geworden?«, fragte Nabjor. »So genau weiß ich es nicht. Nachdem wir Gostis Fort verlassen hatten, trennten wir uns -um Verfolger in Gewissensnot zu brin gen -, und falls ihnen die Flucht gelingen sollte, wollten wir uns hier treffen. In Gostis Fort erwähnte Ghend, dass er ein lohnendes Geschäft mit mir mir besprechen wollte, und an so was bin ich immer interessiert.«
»Bist du im vergangenen Jahr nicht zu genug Geld gekommen, dass du in Ruhestand treten könntest?«
Althalus lachte. »Ich wüsste nicht, was ich dann mit meiner Zeit anfangen sollte, Nabjor. Auf dem Bärenfell liegen und Däumchen drehen ist nichts für mich.«
»Soll ich nachschenken?« »Ich dachte schon, du würdest nie fragen.« Althalus streckte ihm den leeren Becher entgegen. Nabjor ging mit ihren Bechern zu dem Spalt zwischen zwei stehenden Felsblöcken, wo er seine Metkannen aufbewahrte.
»Gut gemacht, Schatz«, vernahm Althalus Dweias Stimme. »Es ist dir gelungen, dieses und das letzte Mal so geschickt zu vermengen, dass es fast unmöglich ist, beides zu
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