Althalus
du es wieder an. Dann weißt du genau, wie viel wir getrunken haben. Ich kann die Becher für die anderen nachfüllen.«
Nabjor blickte Althalus fragend an. Althalus nickte zustimmend.
»Ich bin wirklich ziemlich müde«, gestand Nabjor. »Macht es euch ehrlich nichts aus, euch selbst zu bedienen?«, vergewisserte er sich.
»Bestimmt nicht«, versicherte Khnom. »Wir sind alte Freunde und werden gewiss keinen Streit anfangen und die Einrichtung zertrümmern.«
Nabjor lachte. »Ich würde ein paar entrindete Baumstämme kaum als Einrichtung bezeichnen. Also dann, gute Nacht, meine Herren.« Er überquerte die Lichtung zu der einfachen Blockhütte, die seine Wohnstatt war.
Wie versprochen bediente Gher die Männer am Feuer. Althalus fiel bald auf, dass sein Met ein wenig eigenartig schmeckte, und er vermutete, dass auch das Gebräu, das Ghend und Khnom tranken, mit irgendetwas angereichert war - allerdings nicht mit Wasser.
Es dauerte nicht lange, bis der Met bei Ghend und Khnom seine Wirkung zeigte. Sie waren schon bei ihrem Eintreffen im Lager erschöpft gewesen; jetzt aber konnten sie sich nicht mehr aufrecht halten. Das Feuer in Ghends Augen wurde matt, und Khnom taumelte im Sitzen von einer Seite zur anderen. Nach zwei weiteren Bechern des Gesöffs rutschten beide vom Baumstamm und fingen zu schnarchen an.
»Woher hast du diesen Spezial-Met? «, fragte Althalus seinen kleinen Freund.
»Die Dame, die mir die Socken gestopft hat, hat mir davon erzählt. Nabjor braucht ihn hin und wieder für seine Gäste -wenn sie eine Menge Geld haben, aber nicht damit rausrücken wollen.«
»Was hast du da ausgeheckt, Althalus?«, erkundigte Nabjor sich heiser, als er aus seiner Hütte kam. »Sind das nicht deine Freunde?«
»Nun ja, eigentlich nicht, Nabjor. Geschäftspartner vielleicht, aber Freunde? Nein. Ghend versucht mich hereinzulegen. Er möchte, dass ich etwas für ihn stehle, das viel wertvoller ist, als er zugeben will, und es befindet sich an einem Ort, der so gefährlich ist, dass Ghend sich fürchtet, den Gegenstand selbst zu stehlen. So benimmt sich doch kein Freund, oder?«
»Wohl kaum«, pflichtete Nabjor ihm bei. »Aber töte sie bitte nicht hier.«
»Oh, wir werden sie nicht töten, Nabjor.« Althalus grinste boshaft. »Ich werde Ghend nur beweisen, dass ich viel schlauer bin als er. Hol unsere Kopie des Buchs, Gher.«
Gher grinste übers ganze Gesicht. »Sofort, Althalus.« »Ich dachte, du wusstest gar nicht, wie ein Buch aussieht«, sagte Nabjor. »Jedenfalls hast du das sehr überzeugend kundgetan.«
»So was nennt man sich dumm stellen, Nabjor«, erklärte Gher. »Es ist leichter, jemand zu betrügen, wenn der sich für gescheiter hält.« Gher ging zu ihren Sätteln und holte das Buch hervor, das Dweia ihnen gegeben hatte. »Möchtest du, dass ich sie jetzt austausche, Althalus?«
»Ja. Und achte darauf, dass Ghends Sattelbeutel wieder so aussieht wie zuvor, wenn du fertig bist.« »Und möchtet Ihr mir vielleicht auch noch die Windeln wechseln?«
»Der Junge hat ein loses Mundwerk«, stellte Nabjor fest.
»Wem sagst du das? Aber er ist tüchtig, darum lasse ich es mir gefallen.« Er fischte eine Goldmünze aus seinem Säckel und hielt sie Nabjor hin. »Tu mir einen Gefallen, alter Freund. Ghend und Khnom haben eine ordentliche Menge von deinem besonderen Met getrunken, bevor sie eingeschlafen sind, und sie werden sich nach dem Aufwachen nicht besonders gut fühlen. Gewiss brauchen sie eine Medizin. Gib ihnen so viel von diesem Trank, wie sie in sich hineinschütten können. Und wenn sie sich dann übermorgen wie der schlecht fühlen, behandle sie noch einmal mit der gleichen Medizin.«
»Wie hast du das mit meinem Spezial-Met herausgefunden?«
»Ich habe ein ähnliches Gebräu hin und wieder selbst benutzt, Nabjor; deshalb erkenne ich die Wirkung.« »Wirst du auch ihr Gold stehlen?« »Nein, ich möchte nicht, dass sie sich allzu sehr aufregen und
sich möglicherweise Ghends Buch zu genau ansehen. Es ist eine recht gute Kopie, aber nicht ganz wie das Original. Halt die Zwei betrunken und glücklic h, und wenn sie fragen, dann sag ihnen, dass ich nach Kagwher bin, um dieses andere Buch für sie zu stehlen.«
Nabjor grinste. »Wenn das alles vorbei ist, dann komm zurück und erzähl mir, wie es ausgegangen ist.«
»Das werde ich«, versprach Althalus, obwohl er wusste, dass es das letzte Mal war, dass er Nabjor begegnete. »Sei der zuvorkommende Wirt, mein Freund, und verhindere, dass
Weitere Kostenlose Bücher