Althalus
Schwierigkeiten heimkehren. Wie Euer Stammeshäuptling mir erzählte, leben die Stämme von Südarum mehr oder weniger in Frieden miteinander. Was ist Euch und Eu ren Männern zugestoßen?«
»Albron hat uns vor etwa sechs Monaten den Kanthonern als Söldnertruppe zugeteilt. Wie ich schon sagte, handelte es sich angeblich um einen ruhigen kleinen Krieg. Wir brauchten nichts anderes zu tun, hieß es, als uns den Osthosern in kriegerischer Pose zu präsentieren -Ihr wisst schon, das Übliche: Unsere Schwerter und Streitäxte schwenken, Schlachtrufe ausstoßen -all dieser Un fug, von dem die Flachländer sich beeindrucken lassen. Doch dann war dieser Schwachkopf auf dem Thron von Kanthon so begeistert, dass er uns befahl, ins Land des Aryos von Osthos einzufallen.« Der Sergeantgeneral schüttelte verärgert den Kopf.
»Ihr habt es ihm nicht ausreden können?«
»Ich hab's versucht, Althalus. Bei den Göttern, ich hab's ver sucht. Ich hab ihm klar gemacht, dass er ein ganzes Heer dazu brauchte, mindestens aber zehnmal so viele Söldner, wie wir es waren, doch dieser Esel wollte nicht hören. Versucht niemals, einem Flachländer militärische Dinge zu erklären.«
»Wie es aussieht, Sergeantgeneral, wurdet Ihr geschlagen.«
»Geschlagen ist ein viel zu mildes Wort -und, bitte, Sergeant oder Khalor genügt. Wir wurden nicht geschlagen, Althalus, wir bekamen einen Tritt in den Hintern und sind im Dreck gelandet, wenn Ihr es genau wissen wollt. Bedauerlicherweise konnten wir Osthos unbemerkt erreichen, nachdem wir über die Grenze marschiert waren.«
»Bedauerlicherweise? «
»Sie hatten nicht damit gerechnet und waren deshalb nicht darauf vorbereitet. Daraufhin wurde der Schwachkopf in Kanthon größenwahnsinnig und befahl mir, die Stadt Osthos zu belagern. Belagern! Dabei hatte ich nicht mal genügend Männer für eine Straßensperre! Aber dieser Esel in Kanthon wollte einfach nicht auf mich hören.«
Althalus begann zu fluchen.
»Falls Euch die Worte ausgehen, kann ich Euch mit sehr schönen Beschimpfungen aushelfen, die alle auf meinen ehemaligen Ar beitgeber zutreffen. In den letzten zwei Wochen habe ich obendrein noch eigene erfunden. -Ihr scheint das Ganze ziemlich persönlich zu nehmen.«
»Allerdings. Ich bin auf der Suche nach einem jungen Burschen unter Eurem Befehl. Eliar ist sein Name. Er befindet sich nicht zufällig unter Euren Verwundeten?«
»Leider nicht, Althalus. Ich fürchte, Eliar ist längst tot, es sei denn, diese Wilde drunten in Osthos schneidet sich immer noch kleine Stückchen aus ihm heraus.«
»Was ist passiert?«
»Eliar war begeistert, dass er zu den Söldnern durfte. Ihr wisst vielleicht, wie junge Burschen in ihrem ersten Krieg sind. Wie dem auch sei - der Aryo von Osthos hatte seinen Truppen befohlen, sich jedes Mal ein Stück zurückzuziehen, wenn sie uns sahen. Eliar und einige der anderen unreifen Bürschchen unter meinem Kommando gelangten deshalb zu der Ansicht, dass des Aryos Krieger Memmen sind. Sie haben nicht erkannt, dass es sich bei ihnen um Männer handelte, die einem sehr klugen Befehlshaber gehorchten. Als wir die Stadtmauer erreichten, schlossen die Osthosier einfach ihre Tore und forderten uns auf, hereinzukommen, falls wir den Mut aufbrächten. Und ich stand da mit meiner Schar junger Kriegsbegeisterter, die vor Wut schäumten und mich anflehten, die Mauer zu stürmen. Eliar schrie am lautesten, deshalb ernannte ich ihn zum Anführer und befahl ihm, das Tor zu stürmen und zu sehen, wie viele seiner Gleichgesinnten er dabei verlieren würde.«
»War das nicht ein wenig rabiat, Khalor?«
»Will man herausfinden, ob ein Junge nicht bloß ein Schaumschläger ist, gibt's keine andere Möglichkeit. Außerdem war Eliar ein netter Bursche, auf den die anderen Halbwüchsigen hörten. Überdies ist es Teil der Ausbildung. Ich soll ein Auge auf diese wilden Jungen haben, die stets eine Gruppe von Gefolgsleuten um sich scharen.
Diese Jungs soll ich in Situationen bringen, in denen sie beweisen können, ob sie wirklich das Zeug haben, Befehlshaber einer Truppe zu werden. Dass einige dabei draufgehen, lässt sich nicht vermeiden. Nun, um mich kurz zu fassen, Eliar und seine Jungs stürmten brüllend und Waffen schwingend über die Wiese zum Stadttor, als wollten sie die Mauern so erschrecken, dass die von selbst einstürzten. Als sie ungefähr fünfzig Schritt vom Angriffsziel entfernt waren, wurde plötzlich das Tor aufgerissen, und der Aryo von Osthos führte seine
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