Althalus
einfach, Althalus«, erwiderte sie. »Stell nicht immer dumme Fragen!« Althalus hob Emmy hoch und hielt sie dem jungen Krie ger hin. »Da«, sagte er, »Emmy will mit dir reden. Du sollst sie halten.« Eliar legte rasch die Hände hinter den Rücken. »Nein, lieber nicht.«
»Überwinde dich! Nimm sie, Eliar!«
»Ich verstehe die Katzensprache nicht, Althalus«, protestierte Eliar, nahm Emmy jedoch, wenngleich unwillig, in die Arme. »Ich bin sicher, sie wird sich dir verständlich machen.« »Halt dich jetzt raus, Althalus«, befahl Emmy stumm. »Zähl
Bäume oder tu sonst etwas. Ich werde mich deiner Stimme bedienen, misch dich nicht ein!« Dann hörte Althalus seine eigene Stimme fragen: »Kannst du mich hören, Eliar?« Die Stimme erschien ihm etwas weicher und höher.
»Warum sollte ich Euch nicht hören können, Althalus?«, erwiderte der Junge. »Ihr seid ja nur ein paar Fuß entfernt. Allerdings klingt Ihr ein wenig merkwürdig.«
»Ich bin ja auch nicht Althalus, Eliar«, erklärte die Stimme, die über Althalus' Lippen kam. »Ich spreche nur mit seiner Stimme. Sieh mich an, nicht ihn!«
Eliar blickte erstaunt auf Emmy hinunter.
Die Katze rümpfte die Nase. »Du brauchst ein Bad!«
»Ich war in letzter Zeit ziemlich beschäftigt, edle Dame«, antwortete der Junge.
»Du darfst mich streicheln, wenn du möchtest«, sagte Emmy.
»Jawohl, edle Dame.« Eliar fing an.
»Nicht so fest!«
»Entschuldigung.«
»So ein netter Junge«, murmelte Emmy mit ihrer geborgten Stimme. »Also gut, Eliar, hör mir jetzt aufmerksam zu. Es besteht eine ziemliche große Chance, dass wir auf der anderen Seite des Flusses auf Feinde stoßen. Was tust du, wenn plötzlich ein Feind vor dir steht?«
»Ihn töten, edle Dame.«
»Richtig.«
»Emmy!« Althalus gewann die Macht über seine Stimme zurück.
»Ich habe dir gesagt, dass du dich raushalten sollst, Althalus. Das ist eine Sache zwischen dem Jungen und mir! Also hör zu, Eliar, wir werden da drüben Priestern begegnen. Ich möchte, dass du jedem, auf den wir stoßen, den Dolch zeigst. Kannst du dich einfältig stellen?«
Eliar machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich bin ein Bauernjunge aus dem Hochland von Arum, edle Dame. Wir werden dort einfältig geboren.«
»Es wäre mir lieber, wenn du ›Emmy‹ zu mir sagst. So förmlich brauchen wir nicht zu sein. Du musst mich ja nicht gleich duzen. Pass auf, du sollst Folgendes tun: Wenn wir uns mit einem Priester unterhalten, dann setz dein einfältigstes Arumergesicht auf und streck den Dolch aus, dass er ihn gar nicht übersehen kann. Und dann sagst du: ›Tschuldigung, Hochwirde, kannste mir sag'n, was auf'm Messer da steht? ‹«
»Das kriege ich mit ernster Miene nicht heraus, Emmy.« Eliar lachte. »Gibt es auf der ganzen Welt wirklich jemand, der so beschränkt ist? «
»Du würdest dich wundern, Eliar. Du musst die Worte üben, bis du sie ohne Kichern sagen kannst. Die meisten Priester werden sich keinen Reim aus dem machen können, was auf der Klinge steht. Einige werden so ehrlich sein und zugeben, dass sie die Inschrift nicht lesen können, andere werden behaupten, sie hätten bloß keine Zeit und wichtigere Dinge zu tun. Derjenige, den wir suchen, wird das entscheidende Wort auf die gleiche Weise lesen, wie du es getan hast, und sobald er es ausspricht, wird der Dolch zu singen anfangen.«
»Ich dachte mir schon, dass so etwas passiert, Emmy. Aber was hat das mit Feinden zu tun? «
»Solltest du zufällig einem Feind den Dolch zeigen, wird er schreien und versuchen, sich die Augen zuzuhalten.«
»Warum? «
»Weil der Anblick des Dolches ihm Schmerzen bereitet - wahr
scheinlich größere Schmerzen, als er in seinem ganzen bisherigen Leben verspürt hat. Sobald das geschieht, musst du ihm die Klinge geradewegs ins Herz stoßen.«
»Ist gut, Emmy.«
»Keine Probleme? Keine Fragen?«
»Nein, Emmy. Ihr habt hier das Sagen. Wenn Ihr mir etwas befehlt, dann tue ich's. Sergeantgeneral Khalor hat uns immer angewiesen, Befehle umgehend auszuführen, ohne dumme Fragen zu stellen. Und Eure Befehle sind wirklich unmissverständlich. Wenn jemand schreit, sobald ich ihm den Dolch zeige, wird er tot sein, noch ehe das Echo verklungen ist.«
Emmy hob eine weiche Pfote und streichelte seine Wange. »Du bist ein so guter Junge, Eliar«, schnurrte sie.
»Danke, Emmy. Ich versuche mein Bestes.«
»Ich hoffe, du hast aufmerksam zugehört, Althalus. Vielleicht hättest du dir ein paar Notizen für künftige Fälle
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