Althalus
Fuß mit Euch Schritt halten, Althalus.« »Möglich, aber wir haben einen weiten Weg vor uns. Ich werde mit dem Bauern reden und sehen, was er zu bieten hat.«
Während Althalus sich mit dem dürren Landmann unterhielt, begutachtete Eliar die Gäule auf der riesigen Koppel hinter dem Bauernhaus. »Den!« Er kraulte einen großen Rotfuchs hinter den Ohren.
Der Bauer wollte protestieren, unterließ es jedoch, als Althalus seinen Säckel klimpern ließ.
»Ihr habt ihm zu viel bezahlt«, stellte Eliar beim Losreiten fest.
»Geld bedeutet nicht wirklich etwas.«
»Geld bedeutet immer etwas -es sei denn, Ihr habt es auf die gleiche Weise herbeigerufen wie die Speisen.« Er blickte Althalus scharf an. »So war es doch, nicht wahr? Ihr habt Euch ein wenig zurückgelehnt, eine Handbewegung gemacht, und ein großer Haufen Gold erschien, stimmt's?«
»Nein, ich habe …«, Althalus hielt inne, und seine Augen weiteten sich plötzlich. »Könnte ich das wirklich? Gold herbeirufen?«, sandte er seine erstaunte Frage an Emmy, die in der Kapuze seines Umhangs döste.
»Ja, wahrscheinlich.«
»Warum hast du mich dann graben lassen?«
»Ehrliche Arbeit ist gut für dich, Schatz. Außerdem funktioniert es nicht ganz so. Speisen sind eine Sache, aber Mineralien sind eine ganz andere.«
»Warum? « »Weil es so ist, Althalus. Es gibt ein gewisses Gleichgewicht, an dem wir nicht rütteln sollten.« »Würdest du mir das erklären?« »Nein, ich glaube nicht.«
Die nächsten beiden Tage ritten sie angestrengt dahin, bis sie eine gute Entfernung zwischen sich und Osthos gelegt hatten. Dann lie ßen sie sich etwas Zeit, damit die Pferde ein wenig ausruhen konnten. Das Flachland von Treborea, unter der heißen Sommersonne ausgedörrt und unfruchtbar, drückte ihnen aufs Gemüt; deshalb vertrieb Althalus die Zeit, indem er Eliar leicht ausgeschmückte Geschichten über seine frühen Abenteuer erzählte, ehe er sich ins Haus am Ende der Welt begeben hatte. Wie alle Ammer hörte Eliar solche Geschichten für sein Leben gern und war genau die Art von Zuhörer, die Althalus' Herz erwärmte.
Ein wenig schwindelte Althalus aber schon, während sie dahinritten. Jedes Mal wenn Eliars Aufmerksamkeit nachließ, brachte ein gebratener Hühnerschenkel oder eine Kante frisch gebackenes Brot sie sogleich zurück.
Aus irgendeinem Grund fand Emmy ausgedehnte Schläfchen allerdings begehrenswerter als Althalus' bunte Geschichten.
Wenn sie ihr Nachtlager aufschlugen, übernahm Eliar die Versorgung der Pferde. Althalus schaffte Heu und Hafer herbei, hin und wieder gezwungenermaßen auch Wasser. Die eigentliche Arbeit je doch tat Eliar, und die Pferde schienen ihn sehr zu mögen. Alles in allem war Althalus mit dieser Arbeitsteilung sehr zufrieden.
Ein paar Tage später ritten sie an den Mauern der Stadt Leupon vorüber, überquerten den Kanthon und gelangten so in das Gebiet von Equeros. Das Seenland war nicht ganz so ausgetrocknet wie die Ebenen von Perquaine und Treborea, und hier musste die Bevölkerung sich auch nicht um versiegende Wasserlöcher scharen oder sich entlang der Flussufer niederlassen.
Zehn Tage dauerte es, bis sie Equero durchquert hatten und nach Medyo gelangten, der Wiege der Menschheit. Nach weiteren fünf Tagen erreichten sie jenen sagenhaften Ort, an dem der Fluss sich gabelte und an dessen gegenüberliegendem Ufer die Ruinen der Stadt Awes zu sehen waren.
»Was ist hier geschehen? «, fragte Eliar, während sie am Westufer des Flusses auf die Fähre warteten, die sie -gegen Entgelt -zu den Ruinen von Awes brachte.
»Soviel ich gehört habe, gab es hier einen Krieg«, antwortete Althalus. »In jener Zeit herrschte die Priesterschaft über ganz Medyo und die Lande ringsum. Schließlich aber wurden die heiligen Männer ein wenig zu habgierig, und die Armee kam zu der Ansicht, dass die Welt ohne so viele Priester ein wesentlich schönerer Ort sein mochte. Also marschierte sie los, um zu sehen, ob sich das bewerkstelligen ließe. Die Priester verfügten über eigene gut ausgebildete Streitkräfte, und die beiden Armeen führten einen langen und erbitterten Krieg auf den Straßen von Awes.«
»Das muss aber schon sehr, sehr lange her sein. Aus den Straßen da drüben wachsen uralte Bäume in den Himmel.«
»Althalus«, murmelte Emmys Stimme. »Ich muss mit Eliar direkt sprechen, also werde ich mir deine Stimme leihen. Ich glaube, es wäre leichter, wenn er mich dabei auf den Armen hielte.«
»Warum das?« »Tu es
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