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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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endlich gar war und Baumer mit einem scharfen Messer große, saftige Stücke herausschnitt, begann es draußen zu dämmern. Nottr griff mit beiden Händen zu, bevor Baumer sein Stück auf den Teller legen konnte. Mythor warf ihm einen warnenden Blick zu, doch der Lorvaner hatte bereits einen Zustand erreicht, in dem er auf nichts mehr achtete.
    Dann sah Mythor erleichtert, wie auch Baumer sich ein großes Stück in den Mund schob. Genießerisch kauend nahm er die Teller und reichte sie mit Bratenfleisch darauf zurück.
    »Du bist ein sehr guter Gastgeber«, lobte Mythor. »Sicher kamen schon viele Wanderer an deinem Haus vorbei.«
    »An meiner bescheidenen Hütte«, korrigierte Baumer grinsend. »Ja, es waren nicht wenige, die auf ihrem Weg bei mir einkehrten.«
    Wenn deine Wildschweine sie nicht vorher zur Strecke brachten, du Teufel, dachte Mythor, ohne eine Miene zu verziehen. Laut fragte er: »Wohin waren sie unterwegs? Zu Althars Wolkenhort?«
    Sadagar und Kalathee hörten auf zu kauen. Ihre Blicke richteten sich auf Baumer. Nur Nottr ließ sich nicht stören. Er nahm das Messer und begab sich zum Kamin.
    »Ihr habt vom Wolkenhort gehört?« Der Gedanke daran schien Baumer außerordentlich zu amüsieren. »Ja, ich kenne ihn. Er liegt nicht weit von hier entfernt.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Mit gut gespielter Trauer sagte er: »Einige der Abenteuersuchenden musste ich zu ihm hinführen. Keiner kam zurück. Seid auch ihr…?«
    »Nein«, schwindelte Mythor schnell. »Unser Ziel ist die Elvenbrücke.«
    Wieder stieß er Kalathee und Sadagar unter dem Tisch an. Er hatte sich noch ebenso unter Kontrolle wie sie. Mit keinem Zucken eines Gesichtsmuskels verriet er die Erregung, die sich seiner bei den Worten des Männchens bemächtigt hatte. So nahe waren sie dem Ziel also!
    Und Baumer log nicht. Wahrscheinlich hatte er die Panflöte sogar beim oder im Wolkenhort gefunden, denn nichts deutete darauf hin, dass er über Quellen anderer Magie verfügte.
    Als die Gefährten gesättigt waren und keinen Bissen mehr hinunterbekamen, sagte Baumer:
    »Und nun versucht meinen Selbstgebrannten Obstler, meine Freunde! Es soll ein lustiger Abend werden, den ihr nie vergessen werdet!«
    Du auch nicht! dachte Mythor grimmig. Er wechselte einen schnellen Blick mit den Freunden.
    Nur Nottr war nicht mehr ansprechbar. »Ja, Freund, bring uns den Obstler!« rief er mit nicht mehr ganz klarer Stimme. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es ist verdammt lange her, dass ich richtig betrunken war. Viel zu lange!«
    Doch Mythor wusste, dass Baumer nun bald zum Generalangriff übergehen würde.
    *
    Der Holzboden der »Hütte« war trocken und saugte den Wein und den Schnaps so schnell auf, dass Baumer keine Pfützen unter dem Tisch sah. Draußen war es nun stockdunkel.
    Mythor, Kalathee und Sadagar spielten die Angeheiterten. Nottr war ihnen ein glänzendes Vorbild. Nach dem zehnten Gläschen Obstler begann es im Raum scharf zu riechen. Baumer vertrug eine Menge, im Gegensatz zu den drei nüchtern Gebliebenen hatte er jedes Glas ausgeschlürft. Aber jetzt war auch bei ihm die Wirkung erkennbar, und bald war er so benebelt, dass die drei ihre Gläser vor seinen Augen auskippen konnten.
    Nottrs Kopf fiel wie ein Stein auf die Tischplatte.
    »Und nun werdet ihr eine Darbietung erleben, wie sie keiner vor euch zu sehen bekommen hat mit Ausnahme von Königen!« kündigte Baumer an. Er hob die Flasche, überlegte kurz, ob sich die Mühe lohne, sein Glas zu füllen, und schüttelte kichernd den Kopf. Er setzte sie an den Mund und trank den geistvollen Schnaps in vollen Zügen. Dann warf er sie in eine Ecke und wischte sich mit dem Ärmel seines Kostüms über den Mund.
    »Du bist mein Freund«, lallte Nottr, ohne den Kopf zu heben. »Alle sind meine Freunde. Nhottur. mein Freund. Ist ein feiner Bursche, der Nhottur.«
    Baumer hörte ihn nicht. Neben Nottr war er der einzige, der total betrunken war. Mythor hatte Mühe, sich weiterhin zu verstellen, und absolut keine Lust, das Spiel unnötig in die Länge zu ziehen. Er wollte wissen, wo er Althars Wolkenhort fand, und es kostete ihn große Überwindung, hier ruhig sitzen zu bleiben und den Betrunkenen zu spielen.
    »Eine Darbietung, die… keiner erlebte oder… hihihi... überlebte«, kicherte Baumer. Er war aufgestanden und stand nun auf schwankenden Beinen zwischen der Tür und dem Tisch. »Sie wollten sie alle nicht sehen. Dummköpfe. Darum leben sie auch nicht mehr.« Wieder

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