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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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aber das mit dem Hemd in Ploteks Hotelzimmer. . .
    »Welches Hemd, Frau Merz?«, hat Plotek dazwischengefragt.
    Zuerst leichte Verlegenheit bei der Merz Monika, mit rotem Schimmer auf den Wangen. Dann hat sie die Katze aus dem Sack gelassen.
    »Na ja, es hat sich halt herumgesprochen!«
    Also trotz Verheimlichung im Alt-Neuöttinger Anzeiger wusste wenige Stunden später jeder Bescheid. Wenn die Aufklärung von Verbrechen in Altötting nur halb so effizient gewesen wäre wie das heimliche Kommunikationsnetz untereinander, dann wäre schon vor Mutschlers Tod der vermeintliche Mörder hinter Gittern gesessen. Es wäre wahrscheinlich überhaupt nie ein Mord geschehen, dachte Plotek. Während die Merz Monika noch immer ihrem Rechtfertigungsdrang nachgegangen ist.
    »Also, mit dem Hemd, da habe ich eine Beobachtung gemacht«, hat die Merz Monika geflüstert, so, als ob es niemand hören sollte, außer Plotek natürlich. »Die kann ich Ihnen jetzt nicht verheimlichen, Herr Plotek. Also, als ich gerade ins Hotel wollte, wegen der Sache mit Zellers Verhaftung, wirklich, das war mir sehr unangenehm, ich hab Ihren Blick ja gesehen in der Gaststube vom Zwölf Apostel , Herr Plotek! Der hat mich sehr getroffen und auch verletzt. Also, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.«
    Welcher Blick, dachte Plotek und versuchte, sich zu erinnern, aber keine Chance. Hat die Merz Monika auch schon wieder weitererzählt.
    »Deshalb wollte ich Sie im Hotel aufsuchen, Herr Plotek, ja, um den Verdacht, dass Sie mich vielleicht mit dem Denunzianten in Verbindung bringen könnten, auszuräumen. Als ich dann gerade an der offen stehenden Gaststättentür vorbeihuschen wollte, weil mich ja niemand sehen sollte, wegen dem Geschwätz der Leute und allem, da habe ich am hintersten Tisch den Arno gesehen. Aber nicht allein, nein, Sie glauben nicht mit wem.«
    Jetzt hat die Merz Monika geschaut und gewartet, quasi Spannungsaufbau. Dann noch leiser geflüstert: »Die Frau Zeller!« Und weil Plotek vielleicht auf der Leitung stehen könnte: »Die Frau vom Fremdenverkehrsdirektor.«
    Ploteks Kopf war jetzt plötzlich wie ein Springbrunnen. Gedanken sind ihm gekommen, noch und nöcher. Was hat Arno mit der Frau Zeller zu schaffen? Techtelmechtel? Oder geschäftlich? Hat Frau Zeller vielleicht das Hemd in seinen Spülkasten gelegt? Und wenn ja, warum? Spielt Arno vielleicht ein falsches Spiel? Eine Frage ergab sofort eine andere. Und alle zusammen brachten keine Antwort.
    Die Merz Monika hat sofort begriffen, was Plotek für Fragen im Kopf herumgegangen sind. Außerdem war die Belohnung greifbar nahe. Die Merz Monika war nämlich nach wie vor der Auffassung, dass Plotek undercover unterwegs und die Hemdgeschichte nur ein listiges Ablenkungsmanöver war.
    »Herr Plotek, ich schwör’s Ihnen, es hat ausgesehen, als ob die beiden was ganz Wichtiges zu besprechen gehabt hätten. Was, konnte ich nicht verstehen, weil es doch zu weit weg war. Aber als ich dann gerade zu Ihnen hoch wollte, ist die Frau Zeller aufgestanden und in Richtung Gaststättentür gelaufen. Also, ich nichts wie raus aus dem Hotel, weil der
    Frau Zeller wollte ich nun wirklich nicht begegnen. Als ich dann ein zweites Mal ins Hotel gekommen bin, war schon die Polizei da.«
    Plotek ist jetzt ganz auf die Merz Monika eingegangen. Er wollte quasi ihrer Projektion entsprechen. Also zuerst Honig um den Mund schmieren und dann einspannen fürs Geschäft. Altes Agenten-Prinzip.
    »Danke, Frau Merz«, hat Plotek in einem wachsweichen Ton gesagt, dass die Merz Monika beinahe dahingeschmolzen wäre. Vertrautheit herstellen, so tun, als ob es ein gemeinsames Miteinander gäbe. Praktisch Plotek-Merz’sches-Dream-Team. Dann auf dem Absatz kehrtmachen und im Umdrehen das Wesentliche loswerden, ganz beiläufig, wie zur Seite gesprochen. Columbo-like quasi.
    »Eine Frage hätte ich noch an Sie.«
    Plotek hat auf ein Stück Papier die zwei Kreise ohne Namen hingekritzelt. »Wie würden Sie das interpretieren?«
    Die Merz Monika hat geschaut wie der Assistent vom Kommissar in einem Vorabend-Krimi.
    »Heirat!«, hat sie dann geflüstert.
    Und Plotek: »Möglich«, als ob er ein Kreuzworträtsel vor sich hätte und die Lösung schon wissen würde, also einzig und allein, um den Assistenten zu testen.
    Mit »Oder Verlobung?« hat die Merz Monika noch mal nachgelegt.
    »Ausgezeichnet!«, sagte Plotek, so dass die Merz Monika einerseits dachte: bestanden. Andererseits: War das jetzt ein Antrag? Also hat sie

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