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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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Auserwählte ist demnach – dein Bruder Henri.“
     

Kapitel 7: Der Auserwählte
    Anne war sprachlos. Ihr Bruder – ein Auserwählter, der die Welt vor dem Bösen retten sollte? Das konnte sie kaum glauben. Sie waren doch einfacher Herkunft, nur Bauernkinder. Dann kam ihr ein weiterer Gedanke. „Wenn du sagst, dass Henri vielleicht der Auserwählte ist – dann würde das ja bedeuten, dass er ein direkter Nachkomme der Grünmagier sein muss.“ – „Ja, das ist richtig. Eure Mutter war eine Grünmagierin. Sie war genau genommen die ältere Schwester von Gwynda und wäre das eigentliche Oberhaupt des Ordens gewesen, wenn sie nicht schon so früh gestorben wäre.“ Allmählich hatte Anne das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihre Mutter war eine Magierin gewesen? Und nicht nur irgendeine, nein, gleich das Oberhaupt des Ordens. Und nun begriff sie auch, warum die Frau in dem Buch ihrer Mutter so ähnlich sah: Gwynda, Mirajs verstorbene Frau, war Annes Tante.
    Doch Miraj ließ Anne keine Zeit, diese unglaublich klingenden Nachrichten weiter zu durchdenken. Er fuhr fort: „Weil sie einen Menschen heiratete, war klar, dass ihr Sohn kein reiner Magier werden könne, doch hat er einen Teil ihrer Kräfte geerbt. Henris INVISIBEL ist ein grüner Zauber – derselbe, mit dem die Grünmagier die Universität verstecken.“
    „Aber“, sagte Anne, „Henri beherrscht doch den Zauber nicht richtig, oder? Immerhin wird doch alles nach kurzer Zeit wieder sichtbar.“ Doch Miraj schüttelte den Kopf. „Dass er überhaupt in der Lage ist, einen solchen Zauber anzuwenden, macht ihn schon zu einem gefährlichen Gegner. Und Henri ist jung, mit den Jahren wird seine Zauberkraft noch wachsen. Aber nun, Anne, solltest du schlafen gehen. Wir müssen morgen zeitig los – und ich habe dir schon mehr erzählt, als ich darf.“ Anne wollte nun aber die ganze Geschichte hören: „Ich habe noch so viele Fragen. Warum seid ihr überhaupt auf den Hof gekommen, wenn die Gefahr so groß war? Weshalb habe ich nicht gemerkt, dass meine Mutter eine Magierin war und nie meine Tante kennengelernt? Und wieso erscheint bei Henri ein gelber Blitz, wenn er zaubert, und bei dir ein roter?“ Miraj lachte kurz auf. „Du bist wirklich eine erstaunliche junge Frau mit einem regen Verstand und einer guten Beobachtungsgabe, Anne. Aber du solltest auch daran denken, dass schwierige Tage vor uns liegen. Bis in die Schutzzone ist es noch ein weiter Ritt und wir werden später mehr Gelegenheit haben, über diese Dinge zu sprechen. Außerdem bin ich nun dran mit Fragen stellen.“
    Miraj wurde wieder ernst: „Es tut mir leid, dich mit der Erinnerung zu belasten, aber das ist wichtig. Du sagtest, du hättest den Tod deines Vaters in einem Traum gesehen. Es ist, offen gesagt, nicht ungewöhnlich, den Zauber der Schwarzmagier zu spüren, wenn sie in der Nähe sind – selbst für einen gewöhnlichen Menschen. Eine Kälte breitet sich aus und ein bedrückendes Gefühl überkommt einen, als ob ein Gewitter bevorsteht. Aber ich muss es wissen, Anne, hast du vorher schon Träume gehabt, die sich als wahr erwiesen haben?“ – „Nein“, sagte Anne zögerlich, auch wenn sie wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war. Auf keinen Fall konnte sie Miraj von dem Traum ihrer Hochzeit erzählen. Sicher würde er sie auslachen und seine anerkennende Bemerkung über die „erstaunliche junge Frau“ sofort zurücknehmen. Henris Lehrer entspannte sich sichtlich: „Dann geh jetzt schlafen. Wir sitzen hier bereits seit Stunden und dein Bruder wird gleich die Wache übernehmen. Er wird es sicher nicht gern sehen, dass du noch auf bist – und noch weniger wird es ihm gefallen, dass ich dir diese Dinge erzählt habe.“
    Anne gab Miraj im Stillen recht, stand auf und machte es sich einige Meter weiter auf der Satteldecke gemütlich. Henri schnarchte neben ihr und sie bewunderte ihn um seinen gesunden Schlaf in so einer angespannten Lage. Sie selbst musste erst einmal verdauen, was sie heute gesehen und erfahren hatte. Und doch schien es ihr besser, die Wahrheit zu kennen, als weiter in Unwissenheit zu leben. Was dachte sich Henri nur dabei, ihr nichts zu erzählen? Anne war es allmählich leid, von ihm nicht ernst genommen zu werden. Diesmal würde sie nicht klein beigeben, sondern Miraj über alles ausfragen, was sie wissen wollte. Schließlich würde sie an diesem geheimnisvollen Ort in Zukunft leben müssen.
    Sie blickte noch einmal zu Henri, der sich

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