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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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und deine Mutter, die verschiedenfarbigen Blitze, die Henri und ich erzeugen, und den Grund für unseren Besuch auf eurem Hof. Die erste Frage werde ich dir gerne beantworten, denn dies ist die unverfänglichste. Die zweite erfordert, dass ich dir ein weiteres Geheimnis enthülle, insofern werde ich damit noch warten. Und die dritte Frage musst du Henri stellen. Ich kann sie nicht hinter seinem Rücken beantworten.“ Anne nickte zustimmend und Miraj begann zu erzählen.
    „Gwynda und deine Mutter waren also Schwestern und sahen sich nicht nur äußerlich ähnlich – wie du ja schon festgestellt hast –, sondern hatten auch vergleichbare Kräfte. Schon in jungen Jahren waren beide brillant und wurden in den Orden aufgenommen. Dieser besteht nur aus weiblichen Grünmagierinnen und stellt für viele das höchste Gremium der Grünmagier dar – seine Ansichten werden also noch höher geschätzt als die des Hohen Rates. Allerdings leben die Damen des Ordens sehr zurückgezogen und mischen sich höchst selten in die Regierungsgeschicke der Schutzzone ein.
    In diesem Orden stiegen Gwynda und deine Mutter zügig auf und gehörten schon bald zu den Anführerinnen. Isadora, deine Mutter, war die ältere von beiden, daher war sie als Ordensälteste vorgesehen. Doch Isadora hatte Schwierigkeiten mit einigen Sitten und Gebräuchen der Grünmagier. Eines Tages wirst du vielleicht mehr darüber erfahren, als ich dir nun sagen kann. Als Isadora deinen Vater kennenlernte, verließ sie daher die Schutzzone, um ein einfaches Leben als Bauersfrau zu führen und dem Leben als Magierin zu entkommen. Das ist wohl auch der Grund, aus dem deine Mutter nie über ihre Fähigkeiten gesprochen hat – abgesehen davon, dass sie es dir im Grunde auch nicht erzählen durfte“, sagte Miraj und zwinkerte ihr schelmisch zu. „Aus demselben Grund hast du deine Tante nie zu Gesicht bekommen – oder jedenfalls so gut wie nie, denn einmal dürftest du sie gesehen haben, aber dazu kommen wir später.
    Da es Gwynda gab, die ihren Platz einnehmen konnte, war es für deine Mutter leicht und ungefährlich, unsere Welt zu verlassen, denn euer Hof im Osten dieses Landes lag nahe genug an der Schutzzone. Und Isadoras Kraft strebte der ihrer Schwester von Osten aus entgegen. Hinzu kam, dass Gwynda – je älter sie wurde – immer noch an Kräften dazu gewann. Ihrer beider Magie vereint trieb das Reich der Schwarzmagier in den hohen Norden zurück. Und das konnten unsere Feinde nicht dulden. Denn Grünmagier werden sehr alt. Als deine Mutter starb, war sie bereits 136 Jahre alt und damit gerade erst im zweiten Drittel ihrer Lebensspanne angekommen.“ Anne sog hörbar die Luft ein – sie hatte ihre Mutter als Frau in den Zwanzigern in Erinnerung. „Also mussten die Schwarzmagier etwas unternehmen. Als du etwa acht Jahre alt warst, verreiste deine Mutter und kehrte nie zurück. Sicher hat sie euch gesagt, dass sie Verwandte besuchte. Und das war nicht völlig falsch. Sie hatte in einem Traum gesehen, dass ihre Schwester Gwynda im Norden gefangen gehalten würde. Natürlich ritt deine Mutter dorthin, um sie zu befreien – doch das war eine Falle. Die Schwarzmagier hatten ihr ein falsches Traumbild geschickt, in Wahrheit ging es Gwynda bestens. Deine Mutter wurde auf diese heimtückische Weise gefangen genommen und getötet, nachdem sie sich weigerte, mit den Schwarzmagiern zusammenzuarbeiten.“
    Miraj machte eine Pause, als er Anne anblickte. Ihr liefen Tränen die Wangen hinunter. Ihre arme Mutter. Dabei hatte Vater immer gesagt, es habe unterwegs ein Unglück mit ihrem Pferdewagen gegeben. Miraj sah, dass sie sich elend fühlte. „Wollen wir hier unterbrechen?“ – „Nein“, schniefte Anne, „erzähl mir, was mit Gwynda geschehen ist.“ – „Also gut. In den folgenden Jahren gelang es den Schwarzmagiern, weitere Mitglieder des Ordens unter Vorspiegelung falscher Traumbilder in eine Falle zu locken. Es ist bis heute nicht bekannt, wie das gelingen konnte, obwohl die Grünmagier sich inzwischen etwas besser zu schützen wissen. Gwynda vermutete immer, dass es eine Art Kristallkugel gab, mit der die Schwarzmagier die Geister des grünen Volkes verwirrten. Sie schwor sich, eines Tages dorthin zu reiten und die Kugel zu zerstören. Zunächst aber war es wichtig, ihr Volk zu warnen, um es nicht weiter zu schwächen. Und so verbot sie jedem Magier unter Androhung hoher Strafen, die Grenzen der Schutzzone im Süden zu verlassen. Nicht alle hielten sich

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