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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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gerade geräuschvoll umdrehte. Es fiel ihr schwer, ihn sich als Retter der Menschheit vorzustellen. Gewiss, er hatte ein außergewöhnliches Äußeres und beherrschte schwierige Zauber. Doch seit er zurück war, benahm er sich so herablassend ihr gegenüber. Was hatte Miraj vorhin gesagt? Es schien ihm an Menschlichkeit zu fehlen. Nein, wie ein großer Wohltäter wirkte Henri wahrhaftig nicht. Und er schien seine eigenen Kräfte falsch einzuschätzen – hatte er nicht selbst zu ihr gesagt, dass er nicht gekommen wäre, wenn er gewusst hätte, dass ihr Vater deswegen sterben musste? Sein Sohn, der Auserwählte, hatte ihn nicht retten können.
    Anne lag noch eine Weile mit halb geschlossenen Augen da. Nach etwa einer halben Stunde kam Miraj zu ihnen herüber und weckte ihren Bruder. Schlaftrunken nahm Henri seinen Platz ein. Seine Haltung verriet Anne, dass er nicht sehr stolz auf sich war, dennoch war sein Gesicht voller Trotz und Unwillen. Anne wagte nicht, die Augen weiter offen zu halten, damit Miraj, der sich nun neben sie legte, es nicht bemerkte und tat so, als schliefe sie fest. Nun denn. Wenn weise Magier zu der Entscheidung gelangt waren, dass ihr Bruder ein Held war, dann war es wohl so. Vielleicht sollte sie versuchen, ihn mit anderen Augen zu sehen und zu unterstützen. Schließlich hatte sie ohnehin keine andere Wahl. Sie war nun eine heimat- und elternlose junge Frau ohne Besitz und somit auf Hilfe angewiesen. In ihrer Welt war sie nie viel mehr als ein Kind und eine Dienstmagd gewesen. Sollte es in der neuen Welt genauso sein? Während sie noch in trübe Gedanken versunken war, übermannte Anne der Schlaf.
     

Kapitel 8: Gwyndas Neffe
    Am nächsten Morgen erwachte Anne zwar traurig, da sie sofort wieder an ihren Vater denken musste, aber in versöhnlicher Stimmung gegenüber Henri. Sie nahm sich vor, künftig etwas nachsichtiger mit ihrem Bruder zu sein. Ihre Welt war soeben auf den Kopf gestellt worden und ihre Zukunft ungewiss genug. Dies war nun wirklich kein Zeitpunkt, um mit Henri zu streiten. Allerdings musste sie wissen, ob er tatsächlich die Verantwortung für den Tod ihres Vaters trug.
    Antworten fand sie an diesem Tag jedoch keine. Denn Miraj sollte Recht behalten – der stramme Ritt erwies sich als kräftezehrend. Und das nicht nur für Anne. Blizzard war schon bald ermüdet, da er es nicht gewohnt war, zwei Menschen zu tragen. Animus, Mirajs Pferd, war zwar stärker und auch in der Lage, für eine Weile die Kraft für zwei Reiter aufzubringen. Doch noch immer wollte Miraj Anne nicht in die Nähe des Hengstes lassen. So mussten sie weite Strecken zu Fuß zurücklegen, bis Blizzard sich wieder erholt hatte.
    Nur wenig besser erging es Henri. Hatte er es in den ersten Tagen noch häufiger geschafft, sie für eine Weile unsichtbar zu machen, kam ihm nun das INVISIBEL immer schwerer über die Lippen. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Und das machte ihn reizbar. Ich muss versuchen, mit ihm über Vater zu sprechen, dachte Anne. Doch wann immer sie ein Gespräch anfangen wollte, blockte er ab.
    Die Landschaft zog einfach an Anne vorbei. Sie nahm nichts um sich herum wirklich wahr. Nur ihre Gedanken galoppierten fast ebenso schnell wie die Pferde in ihren besten Momenten. Abends fiel sie, kaum dass sie gegessen hatten, in tiefen Schlaf, so sehr machte ihr der Gewaltritt zu schaffen. Ihre aufgeriebene Haut hatte zu bluten begonnen und ihr Nachthemd war an einigen Stellen bereits vollkommen durchgescheuert. Sie sehnte den Tag herbei, an dem sie wieder frische Kleidung bekommen würde und sich zu Fuß fortbewegen konnte. Dann wieder schalt sie sich selbst für ihre Gedanken. Vater ist tot, der Hof liegt in Schutt und Asche, böse Magier trachten meinem Bruder nach dem Leben und ich mache mir Sorgen um so lächerliche Dinge, dachte sie.
    Erst drei Abende später, als sie sich endlich langsam an das Reiten gewöhnt hatte, war wieder an ein Gespräch mit Miraj zu denken. Die vergangenen Tage waren recht ereignislos verlaufen, nur einmal mussten sie die Richtung wechseln, als Miraj auf Spuren der Schwarzmagier stieß. Dies war heute Nachmittag geschehen und Anne brannte darauf, mehr zu erfahren.
    Sobald Henri eingeschlafen war, gesellte sie sich also zu dessen Lehrer, der am prasselnden Feuer saß. „Es sind noch drei Fragen unbeantwortet“, leitete sie das Gespräch ein. Miraj schmunzelte über ihre Wissbegierde. „Nun gut, Anne. Wenn ich mich recht erinnere, betreffen diese Fragen Gwynda

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