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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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versuchte, sich ganz entspannt zu geben. „Nein, es ist eher Zufall, dass wir hier gelandet sind. Jamiro und ich haben uns zum Teetrinken verabredet.“ Miraj sah verwirrt von einem zum anderen. Die Nachricht schien ihn nicht zu freuen.
    Jamiro seinerseits setzte ein belustigtes Grinsen auf und fragte ihn: „Und Professor? Haben Sie inzwischen ein paar Freiwillige gefunden, die nicht besonders an ihrem Leben hängen und bereit sind, es in einem Kampf mit den Schwarzmagiern zu verschwenden? Und nun war alles umsonst?“ Miraj beachtete Jamiro gar nicht und sagte zu Anne: „Kann ich dich wohl einen Augenblick allein sprechen?“ Anne zuckte mit den Achseln, blickte Jamiro entschuldigend an und folgte Miraj hinter eine Ecke.
    Kaum waren sie dahinter verschwunden, als Miraj loslegte: „Was denkst du dir dabei, hier mit Jamiro zu sitzen? Habe ich dich nicht hinreichend vor den Grünmagiern gewarnt?“ Anne zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe mich entschlossen, mir mein eigenes Urteil zu bilden“, antwortete sie kühl. „Und da musst du ausgerechnet bei Jamiro anfangen? Denkst du denn nicht an deinen Bruder?“, ereiferte sich Miraj. „Was hat das mit Henri zu tun?“, wollte Anne wissen. Miraj runzelte die Stirn. „Weißt du denn nicht, dass Jamiro einer der Anführer unter den Grünmagier-Studenten ist? Er ist mitverantwortlich dafür, dass dein Bruder diese Prüfung angetreten hat. Sicherlich trifft er sich nur mit dir, um es Henri heimzuzahlen.“ Anne war bestürzt über diese Neuigkeit, aber noch mehr als das war sie zornig. „Ich wusste nicht, dass Jamiro ein Gegner von Henri ist. Aber das ist nicht der Grund, warum er sich mit mir trifft. Er weiß gar nicht, dass ich Henris Schwester bin. Er trifft sich mit mir, weil wir Freunde sind.“
    Miraj sog hörbar Luft ein. „Freunde. Pah. Jamiro weiß überhaupt nicht, was Freundschaft ist. Da bist du gerade an den Richtigen geraten. Was tust du überhaupt hier? Du solltest bei meiner Mutter sein, wo du in Sicherheit bist.“ Anne hatte nun genug: „Mir fällt bei Silvia die Decke auf den Kopf. Ich kann nämlich mit niemandem reden. Und kaum finde ich einen Freund, machst du ihn mir mies.“ Aber Miraj schien ihr nicht zuzuhören. „Bitte, wenn du deinen Bruder auch noch verraten willst, dann geh nur zurück zu deinem ‚Freund‘. Aber wundere dich nicht, wenn er dich fallen lässt, sobald er weiß, wer du bist.“ Mit diesen Worten ließ Miraj sie stehen und verschwand in Richtung des Stalls. Anne wollte ihm noch etwas nachrufen, aber er war bereits außer Hörweite. Sie ging zurück zu Jamiro, der sie fragte: „Was wollte er denn von dir?“ Anne, noch immer wütend, log ihn an: „Ach, er hat mir angeboten, während des Studiums mein Mentor zu sein, aber ich habe abgelehnt.“ Jamiro legte seine Hand beschwichtigend auf ihre. „Da hast du vollkommen recht. Es gibt bessere Lehrkräfte hier als Professor Miraj. Er neigt ohnehin dazu, seine Energie für die falschen Leute zu verschwenden.“ Anne unterbrach ihn: „Ich will nichts mehr darüber hören. Lass uns lieber noch etwas Gebäck holen.“
    Eine Stunde später brach Anne auf. Sie war in Gedanken noch immer bei der Auseinandersetzung mit Miraj und hatte in den letzten sechzig Minuten zu Jamiros Verwunderung kaum gesprochen. Als er sie fragte, was denn los sei, antwortete Anne, sie habe schlecht geschlafen und wolle nun lieber nach Hause reiten. Jamiro drückte sie fest und bat um ein erneutes Treffen eine Woche später. Anne sagte zu.
    Sie war schon auf dem Weg zu Silvias Haus, als sie sich umentschied. Miraj hatte kein Recht, ihre Freunde madig zu machen. Und das würde sie ihm nun auf der Stelle sagen. Sie wendete und ritt zu Mirajs Haus. Dort angekommen öffnete Gisalen die Tür. Sie sah betrübt aus. „Ach Anne, wie gut, dass Sie hier sind. Haben Sie es schon gehört?“ Anne sah auf. „Was denn?“ Gisalen nahm sie in die Arme. „Der Hohe Rat hat Henri für tot erklärt. Es tut mir so leid für Sie.“
    Gisalen begleitete Anne in den Salon, wo Miraj saß, den Kopf in die Hände gestützt. Anne trat schüchtern ein, ihre Wut war in Sekundenschnelle verpufft, und Miraj blickte auf. Sie hatte sich ihre Worte auf dem Hinweg genau zurechtgelegt, aber nun war sie nicht mehr in der Stimmung für Vorwürfe. „Ist das wahr, gilt Henri nun als tot?“ Miraj nickte, rieb sich die Augen und bat Anne, Platz zu nehmen. „Der Hohe Rat hat heute seine Entscheidung verkündet. Er geht davon aus, dass Henri

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