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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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werde zu heiraten.“
    Jamiro packte sie unsanft am Arm und zog sie aus der Bibliothek. Er suchte einen Flur, in dem etwas weniger los war und baute sich dort vor Anne auf. „Ja. Du wirst gezwungen, weil man glaubt, du hättest keine magischen Kräfte. Das ist doch lächerlich. Wir beide wissen, wozu du fähig bist. Wenn du es dem Hohen Rat sagst, werden die altehrwürdigen Herren eine andere Lösung finden.“ Er sah sie eindringlich an. Anne schüttelte langsam den Kopf. „Nein, Jamiro, du weißt doch genauso gut wie ich, dass die Entscheidung des Hohen Rates mit mir nicht das Geringste zu tun hat. Sie müssen mich der Öffentlichkeit präsentieren, als Henris Schwester, die eine neue Hoffnung darstellt.“ Jamiro machte ein saures Gesicht. „Ja, das hättest du mir übrigens auch erzählen können: dass du die Schwester von Henri bist. Ausgerechnet.“
    Anne verlor allmählich den Mut. Sie suchte seinen Blick, bis er ihr endlich ins Gesicht sah. „Aber das wollte ich nicht. Mein Bruder und ich verstehen uns nicht sehr gut. Ich wollte nicht, dass sein Schatten auf mich fällt, sobald ich diese Umgebung betrete. Bitte, Jamiro, können wir nicht trotzdem noch Freunde sein? Ich brauche einen Freund, bei allem, was mich nun erwartet.“ Jamiro plusterte die Wangen auf. „Pah. Freunde!“ Er sah sie mit bitterer Miene an, die sein schönes Gesicht vollkommen entstellte. „Entschuldige, aber das habe ich mir ein wenig anders vorgestellt. Werd glücklich mit deinem Professor Miraj. Auf mich wirst du nicht mehr zählen können. Das hat man davon, wenn man Gefühle an sich heranlässt.“
    Er drehte sich um und verschwand Türen schlagend aus der Bibliothek. Fräulein Cassandra sah empört auf, doch anscheinend war ihre heutige Lektüre so spannend, dass sie entschied, nichts zu unternehmen. Anne blieb enttäuscht zurück. Ihr Gefühl hatte sie also nicht getrogen – Jamiro hatte mehr gewollt als Freundschaft. Und nun hatte sie seine Zuneigung verloren. Sie fragte sich, ob er mit seinen Vorwürfen recht hatte. Aber es hatte ja für alles gute Gründe gegeben. Da ist wohl nichts zu machen, dachte Anne traurig.
    Nachdem sie ein paar Bücher gefunden und ausgeliehen hatte – sie entschied, dass ihr keine Zeit blieb, sie bei Professor Einar verkleinern zu lassen – traf sie im Hof auf Miraj und Jana, die eine ganz ähnliche Diskussion zu führen schienen. „Ich verstehe einfach nicht, warum du dich dem Willen des Hohen Rates beugst. Lass uns mit dem Orden reden. Er wird diese Vernunfthochzeit zu verhindern wissen“, redete Jana gerade mit Engelszungen auf ihn ein. Anne verbarg sich hinter einem Busch und beobachtete die Szene. Miraj schüttelte den Kopf. „Jana, wir wissen, dass das Irrsinn ist. Der Orden wird sich nie öffentlich gegen die Meinung des Hohen Rates stellen. Die Entscheidung steht fest – und für Anne wird es auch besser sein, wenn sie in Viriditas lebt.“ Anne lächelte hinter ihrem Busch darüber, dass Miraj bei seiner Entscheidung an sie dachte. Er und Jana bewegten sich nun weiter von der Universität weg, sodass Anne nicht mehr hören konnte, was sie sprachen. Aber an Janas Miene konnte sie ablesen, dass es bei ihr mit der Unterdrückung der Gefühle auch nicht so weit her war. Ein seltsames Volk, die Grünmagier, dachte Anne. Sie kam hinter ihrem Busch hervor und wandte sich zum Universitätsstall, wo Blizzard auf sie wartete. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Miraj sich aus der Ferne zu ihr umdrehte, als sie aus ihrem Versteck trat. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie aber nicht erkennen.
     

Kapitel 32: Die Braut
    Anne schritt einen langen Gang entlang, der durch Kerzenlicht nur matt erleuchtet war. Zu beiden Seiten standen ernst blickende Grünmagier in prachtvollen Kostümen, die ihre Schwerter in die Luft reckten und so ein Spalier bildeten. Sobald Anne sie passierte, verneigten sich die Männer tief. Sie selbst trug ein kostbares weißes Gewand, das mit Seide abgesetzt und mit einer langen Schleppe versehen war – Silvia hatte sich wirklich selbst übertroffen. Und Annes weiße Schuhe waren einfach perfekt. Der Gang führte auf eine offene Tür zu. Sie ging hindurch und gelangte in den hell erleuchteten Festsaal voller Grünmagier, Menschen des gelben und des roten Volkes, die im Kreis um zwei Männer herum standen. Bei Annes Eintreten klatschten und raunten die Magier und wichen zur Seite, sodass sie geradewegs auf die zwei Männer zuging. Einer von ihnen war Miraj, der Bräutigam. Er

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