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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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Gedanken geblickt hatte: Du musst es ihm sagen. Ja, Miraj sollte endlich die Wahrheit erfahren. Anne setzte sich kerzengerade hin und überlegte, wo sie am besten anfangen sollte. Doch Miraj ergriff seinerseits das Wort: „Anne, du bist so blass. Es tut mir leid, dass dich das alles so mitgenommen hat. Es ist nur leider so, dass der eigentliche Grund für meinen Besuch noch kommt.“ Anne und Silvia blickten im gleichen Moment auf. Silvia nahm wieder am Tisch Platz und Anne rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum.
    „Der Hohe Rat hat also deutlich gemacht, dass du nicht die Auserwählte sein kannst. Aber sie mussten jemand anderen nennen, jemanden, der mit Henri in Verbindung steht, der männlich ist und bei dem man ihnen nicht gleich nachweisen kann, dass sie sich irren, damit sie Zeit haben, ihre Position zu festigen.“ – „Aber so jemanden gibt es nicht, alle meine männlichen Verwandten sind tot!“, platze Anne heraus. Miraj hantierte mit einem Löffel herum, der auf dem Tisch liegengeblieben war. „Ganz richtig“, sagte er bedeutungsschwer, „es gibt ihn NOCH nicht. Der Hohe Rat hat verkündet, dein Sohn werde der Auserwählte sein.“
    Im Raum war es mucksmäuschenstill. Anne und Silvia starrten erst Miraj an, dann sich gegenseitig, dann verwirrt in die Luft. Miraj schien seine Rolle als Überbringer der seltsamen Neuigkeiten nun schnell beenden zu wollen. Bevor weitere Einwürfe kamen, fuhr er fort: „Natürlich konnten sie nicht damit davonkommen, dass du irgendwann einen Sohn bekommst. Sie mussten sicherstellen, dass der neue Auserwählte so bald wie möglich auf der Bildfläche erscheint. Also haben sie öffentlich verkündet, dass du noch in diesem Jahr heiraten wirst. Und da ich sie gebeten habe, dass du in meinem Haus leben darfst, haben sie mich zu deinem Bräutigam bestimmt.“
    Anne war sprachlos und auch Miraj schwieg. Schließlich war es Silvia, die wieder das Wort ergriff: „Und ist das jetzt endlich alles oder kommt noch mehr?“ Miraj schüttelte den Kopf: „Nein, das ist jetzt alles.“ Er sah Anne in die Augen. „Es tut mir leid, das alles muss dich völlig überrumpeln. Aber so sind die Grünmagier. Wenn ihnen Gefahr droht, treffen sie blitzschnell Entscheidungen, ohne auf Gefühle Rücksicht zu nehmen. Ich habe nie gesagt, dass ich dich heiraten wolle, nur dass ich für dich die Verantwortung trage. Aber sie glauben, nun bekämen alle, was sie wollen. Sie erhalten ihren Ruf aufrecht, du bekommst einen Mann und ich habe dich in meinem Haus.“
    Silvia meldete sich erneut zu Wort. „Das ist völlig absurd. Hat Anne denn wenigstens eine Wahl?“ – „Nun, sie kann ablehnen. Aber dann wird sie aus der Schutzzone vorerst verbannt. Ich glaube, wir haben keine andere Möglichkeit. Ich habe selbst den ganzen Tag auf die ehrwürdigen Herren eingeredet. Aber es gab für sie keine Diskussion. In zwei Wochen soll die Hochzeit im Festsaal nahe der Universität stattfinden. Halb Viriditas wird eingeladen sein.“
    Noch immer hatte Anne keinen Ton gesagt. Sie fühlte sich unbeschreiblich. Einerseits war sie mehr als wütend, dass der Hohe Rat sich herausnahm, über ihr Schicksal zu entscheiden, ohne sie auch nur darüber in Kenntnis zu setzen. Auf der anderen Seite – war dies nicht genau das, was sie die ganze Zeit gewollt hatte? Die Frau von Miraj zu werden und bei ihm in Viriditas zu leben? War es das, was die weise Samira gemeint hatte? Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf müsse zerspringen, so viele entscheidende Fragen hatte Mirajs Besuch in ihr aufgeworfen.
    Jener stand nun auf und ließ dabei den Löffel fallen, der klackernd zu Boden fiel. „Ich werde wieder zurückreiten. Ich glaube, Anne muss das erst einmal verdauen. Ich sehe morgen noch einmal vorbei. Vielleicht können wir dann darüber reden, wenn wir beide etwas Abstand gewonnen haben.“ Miraj sah sie unsicher an. Anne hätte gerne irgendetwas gesagt. Aber heute war sie nicht dazu in der Lage. „In Ordnung“, antwortete sie nur. Miraj nickte ihr zu und verschwand zügig aus dem Zimmer. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss. Silvia zuckte bei dem Geräusch zusammen. Dann ging sie auf Anne zu, setzte sich ihr gegenüber und fragte: „Und was machen wir jetzt?“ Anne starrte an die Decke. „Darüber muss ich erst nachdenken.“
     

Kapitel 31: Der Verliebte
    Anne wollte allein sein. Silvia respektierte ihren Wunsch und verzog sich in ihr Schlafzimmer. Im Schneckentempo ging Anne die Treppe hoch in Richtung ihres

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