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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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verfügst über ungewöhnliche Kräfte; wie mir Jana zugetragen hat, bist du eine Somnia. Auch deshalb sehen wir es als Pflicht, dich vor Angriffen der Schwarzmagier auf deinen Geist zu schützen. Daher sind wir schon jetzt bereit, dir hier einen Wohnsitz anzubieten. Natürlich nur, wenn du möchtest.“
    Anne hatte das Gefühl, dass sich die Ereignisse überschlugen. Eben erst hatte sie erfahren, dass Mirajs Haus nicht mehr zur Verfügung stand und plötzlich hatte sie eine neue Bleibe, nun sogar im innersten Ring. Die Sonne schien durch das Turmfenster hinein und blendete Anne. Sie schien angesichts der Jahreszeit genauso unwirklich wie alles, was sie eben gehört hatte.
    Aber bevor sie irgendetwas über ihr künftiges Zuhause entschied, musste sie ohnehin mit Silvia sprechen. Auch wenn sie nun erst einmal nicht ihre Schwiegertochter würde, fühlte sie sich Mirajs Mutter sehr verbunden. „Ich möchte Silvia nicht verletzen, indem ich umziehe, ohne mit ihr Kontakt aufzunehmen.“ Die Oberin sah ihr ins Gesicht und Anne hatte das Gefühl, dass sie ihr etwas verschwieg. Doch sie sagte: „Geh nur zu deiner Pflegemutter. Ich bin mir sicher, sie wird dir zu dem raten, was für dich das Beste ist. Und bis zur Aufnahmeprüfung wirst du ohnehin dort wohnen.“
    Anne sagte nichts mehr. Sie wollte nur noch nach Hause und auch Miraj so bald wie möglich wiedersehen. „Gibt es sonst noch etwas, das dir auf der Seele brennt?“, fragte die hohe Schwester höflich. Doch Anne wusste, dass ihr Gegenüber ihre Gedanken bereits gelesen hatte. „Könnt Ihr nichts tun, damit Miraj in seinem Haus bleiben kann?“, fragte sie. Die Oberin zuckte bedauernd mit den Schultern. „Wir stellen uns nie gegen die Entscheidungen des Hohen Rates. Viel wichtiger als der Wohnsitz von Miraj ist aber, dass er nach wie vor in Viriditas einkehren kann. Er ist für den Orden schon immer sehr wichtig gewesen. Und jetzt, wo wir dich in unsere Reihen aufnehmen, werden wir ihn sicher häufiger sehen.“ Sie lächelte erneut geheimnisvoll. Dann bat sie Anne, zu gehen. „Wir sehen uns bald wieder, Isadoras Tochter. Ich freue mich bereits auf den Tag, an dem du zu uns gehörst.“
    Jana, die vor dem Turm gewartet hatte, begleitete Anne aus dem vierten Ring hinaus in die Stadt Viriditas. Als sie an der Universität ankamen, entschuldigte sie sich. Anne ritt also allein weiter zum roten Ring, tief in ihre Gedanken verstrickt. Sie hatte sich sehr auf die Rückkehr zu Silvia gefreut. Aber nun würde sie ihr beibringen müssen, dass sie nicht bei ihr wohnen blieb.
    Als Silvia Anne kommen hörte, riss sie die Tür auf und nahm sie in die Arme, kaum dass sie vom Pferd gestiegen war. Anne war überrascht zu sehen, dass sie blass und übernächtigt aussah. „Ich war so in Sorge um Miraj und dich“, sagte sie und drückte Anne so fest, dass diese kaum Luft bekam. Dann setzten sie sich in die Küche und sprachen über alles, was sich ereignet hatte. Hier im roten Ring verbreiteten sich Neuigkeiten langsamer, trotzdem hatte Silvia bereits von den Gerüchten gehört, dass Anne möglicherweise die Auserwählte sei.
    Als sie ihr von dem Anliegen der hohen Schwester berichtete, schien Silvia indes überraschend gefasst. „Ich freue mich, dass man dir endlich den Platz zuweist, den du verdient hast.“ Anne sah ihr in die Augen: „Es tut mir sehr leid, dich allein zu lassen. Aber Miraj wird ja nun bald hier wohnen.“ Silvia wich ihrem Blick aus. Es schien, als wollte sie etwas sagen, aber dann lachte sie nur vergnügt, wenn auch, so schien es Anne, nicht ganz echt, und sagte: „Das stimmt. Ich bekomme meinen Sohn wieder.“
    Am Abend bereiteten sie gemeinsam ein Essen vor. Anne war nicht überrascht gewesen, als einer der fliegenden Boten angekündigt hatte, dass Miraj bald eintreffen werde. Als er kam, hatte er eine Reihe von klein gezauberten Kleidungsstücken und Geräten bei sich. „Ich habe schon einige Dinge mitgebracht“, erklärte er. Anne fand, dass er sehr betrübt aussah. Sicher fiel es ihm schwer, sein Haus aufzugeben. Nachdem sie zu Abend gegessen hatten, sagte Miraj: „Also, deine Aufnahmeprüfung steht bevor. Ich werde in den nächsten Tagen wieder mit dir trainieren. Wir sollten dem Hohen Rat zeigen, wie außergewöhnlich deine Fähigkeiten wirklich sind.“ Dann bat er sie, noch bevor sie widersprechen konnte: „Anne, kannst du mich nun wohl mit meiner Mutter allein lassen? Wir haben ein paar Dinge zu besprechen, die nicht warten

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