Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
Vom Netzwerk:
können.“
    Anne konnte zwar Geheimniskrämerei nicht leiden, doch diesmal war es ihr nur recht, sich zurückziehen zu können. Seit Tagen freute sie sich darauf, endlich wieder in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Und natürlich mussten Miraj und Silvia überlegen, wie ihr Zusammenleben in nächster Zeit aussehen würde. Mit leichtem Herzen ging Anne die Treppe hinauf ins Bett – für den Augenblick ignorierte sie, dass sie nicht mehr lange hier leben würde – und freute sich auf die vielen Trainingsstunden, in denen sie endlich wieder mit Miraj allein sein konnte.
     

Kapitel 40: Der Prüfling
    „Hier ist ein guter Platz“, sagte Miraj und sprang vom Pferd. Er hatte sich heute freigenommen und so waren sie gleich nach dem Frühstück aufgebrochen, um mit dem Zaubernüben zu beginnen. Sie waren ein Stück in den Wald hineingeritten, der trotz der Jahreszeit noch erstaunlich grün war. Anne sprach Miraj darauf an. „Das mit dem Wetter ist so eine Sache. In deiner früheren Heimat liegt nun sicher bereits eine dicke Schneedecke. Hier im Süden ist es dafür gewöhnlich zu heiß. Aber das Wetter nimmt ohnehin nicht seinen natürlichen Lauf, weil dieser Teil des Südens magisch verändert wurde. Es ist also durchaus nicht ungewöhnlich, dass es hier von Zeit zu Zeit schneit, gleichzeitig wirst du selbst im Spätherbst noch die herrlichsten Blüten finden.“
    Anne kannte den Süden von Altraterra nicht gut genug, um zu wissen, wie das Wetter hier tatsächlich war. Aber Schnee klang in der Tat ungewöhnlich. Sie hoffte inständig, dass es bald so weit sein würde, denn sie liebte den Winter sehr. Dann ruhte die Arbeit auf dem Feld, die Tiere blieben oft im Stall und man saß gemütlich drinnen beisammen. Es wurde geheizt, Kerzen brannten und Anne mochte es, tagsüber am Kamin zu sitzen. Neben dem Nähen und Strümpfestopfen hatte sie sogar manchmal Zeit zum Lesen gefunden. Selbst ihr Vater hatte zu dieser Jahreszeit oft alle Mühen des Arbeitsalltags vergessen und mit ihr einen Schneemann gebaut. Und früher, als Henri noch bei ihnen lebte, hatten sie sich die wildesten Schneeballschlachten geliefert. Sie seufzte. Ihr neues Leben war aufregend, aber immer wieder überkam sie eine Sehnsucht nach dieser alten Zeit, in der alles noch einfach und übersichtlich war. In der Vater noch gelebt hatte. Und in der Henri und sie noch Freunde gewesen waren. Wenn es tatsächlich schneit, nahm Anne sich vor, werde ich Henri besuchen.
    Den ganzen Tag lang übte sie mit Miraj, bis sie am Abend beide geschafft waren und nach Hause ritten. Anne war jedes Mal verblüfft, wie anstrengend es war, Magie anzuwenden. In den folgenden Tagen war es kaum anders. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie viel es zu lernen gab. „Meinst du nicht, dass ich genug kann?“, fragte sie Miraj einmal. „Schließlich fange ich erst an zu studieren.“ Miraj bat sie, sich einen Augenblick neben ihn zu setzen. „Wir sollten unbedingt hart trainieren, aus mehreren Gründen. Zum einen vergisst du, dass die meisten deiner Kommilitonen mit Zauberei aufgewachsen sind. Sie beherrschen einige Dinge seit der Kinderzeit. Deinen Bruder zu besiegen, war eine großartige Leistung, aber dies konnte nur gelingen, weil Henri ebenfalls erst spät begonnen hat, sich mit Magie auseinanderzusetzen.“ Anne unterbrach ihn: „Aber die ehrwürdigen Herren wissen doch, dass ich diese Gelegenheit nicht hatte.“ Miraj fuhr fort: „Anne, nicht alle Magier in unserer Welt sind dir so wohlgesonnen wie der Orden. Denk doch mal, die hohe Schwester hat dich hinter dem Rücken der ehrwürdigen Herren in den Orden aufgenommen. Sie werden versuchen zu beweisen, dass das ungerechtfertigt ist. Denn schließlich sind sie es, die bestimmen, wer der Auserwählte ist. Sie werden versuchen, dich vorzuführen.“
    All die politischen Dinge, die es zu bedenken gab, waren Anne manchmal fremd. Ihr selbst war es im Grunde gleich, ob sie die Auserwählte war oder nicht. Sie wollte nur die Dinge lernen, die sie benötigte, um sich eines Tages an den Schwarzmagiern für all das zu rächen, was sie ihrer Familie angetan hatten. Dennoch riss sie sich zusammen und trainierte in den nächsten Tagen noch härter.
    Schließlich kam der Morgen, an dem sie nach Viriditas reiten sollte. Sie stand früh auf, zog sich an und stellte dann fest, dass sie auf einmal ungeheuer nervös war. Was, wenn sie versagte? Wenn man sie nun doch nicht für würdig erachtete zu studieren? Dann würde doch auch der Orden sie

Weitere Kostenlose Bücher