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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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nicht aufnehmen. Silvia hatte in der Küche Grießbrei für sie hingestellt, aber Anne bekam kaum einen Löffel davon hinunter. Sie hatte plötzlich das Gefühl, ihr Kopf sei wie leer gefegt, an keinen einzigen Spruch konnte sie sich erinnern.
    Silvia merkte, dass etwas nicht stimmte und versuchte Anne aufzumuntern, aber es wollte ihr nicht gelingen. Wenn doch nur Miraj hier wäre, um mit ihr die Dinge noch einmal durchzugehen! Aber er hatte heute seinerseits an der Universität zu tun.
    Als sie losritt, war Anne noch immer ganz mulmig zumute – bis es schließlich sachte zu schneien begann. Die weichen Flocken legten sich auf den Boden und schluckten alle Geräusche, nur die Hufe von Blizzard knirschten im frischen Schnee. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind geglaubt hatte, die Schneeflocken seien etwas Magisches, das vom Himmel auf die Erde fiel. Nun begriff sie, warum ihre Mutter immer so geschmunzelt hatte, wenn Anne voller Staunen die weiße Pracht betrachtete. Sie hatte ja gewusst, dass es tatsächlich Zauber gab. Mit dem Gedanken an ihre Mutter schien es Anne plötzlich ganz leicht, die Prüfung zu bestehen. Isadora hatte immer an sie geglaubt. Sie würde es schon schaffen!
    An der Universität wartete ein vertrautes Gesicht auf sie: Jamiro sollte sie in den Prüfungsraum geleiten. Er schien Anne gar nicht mehr böse zu sein, denn er lächelte sie herzlich an, fragte, ob sie nervös sei, und machte unterwegs sogar ein paar Scherze. Vor der Tür zum Büro der ehrwürdigen Herren verließ er sie mit den Worten: „Streng dich an, dann sind wir bald Kommilitonen“ und zwinkerte ihr zu. Anne klopfte und jemand rief „Herein!“. Sie sah, dass es sich dabei um Edward handelte und war überrascht, dass er schon wieder ganz gesund schien. Andererseits hatte Anne immer den Eindruck gehabt, Edward sei so etwas wie der Anführer der ehrwürdigen Herren. Vermutlich hatte der Hohe Rat ohne ihn einfach keine so delikate Entscheidung treffen wollen.
    „Anne, Isadoras Tochter, nimm Platz“, forderte er sie auf. Anne setzte sich auf einen der Besucherstühle, nicht ohne vorher zu knicksen. „Willkommen zu deiner Aufnahmeprüfung. Diese wird drei Stunden dauern und besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im Anschluss an die Prüfung werden wir darüber beraten, ob wir dich an der Universität aufnehmen – und ob du die bist, für die du dich ausgibst.“ Anne war über den letzten Satz überrascht. Sie selbst hatte doch nie behauptet, die Auserwählte zu sein. Anscheinend hatte Miraj recht: Sie musste sich darauf gefasst machen, dass es ihr der Hohe Rat so schwer wie möglich machte.
    Der theoretische Teil setzte Anne dann auch ziemlich zu. Die drei Herren fragten sie der Reihe nach über verschiedene Zauber aus, sie wollten wissen, wie man sie anwandte und was ihre jeweilige Besonderheit ausmachte. Bei INVISIBEL fiel ihr das natürlich leicht, aber mit den übrigen tat sie sich etwas schwerer. Miraj hatte ihr dieses Wissen nur bruchstückhaft vermittelt – „du wirst sehen, beim praktischen Teil kannst du alles wieder rausreißen“, hatte er gesagt, aber Anne war sich bezüglich der Gewichtung nicht so sicher – und so kam sie nur bei den Sprüchen richtig gut zurecht, über die sie in den Bibliotheksbüchern gelesen hatte. Bei einigen musste sie sogar ganz passen, sie hatte von den Zaubern noch nie etwas gehört. Nach endlosen anderthalb Stunden folgte endlich der praktische Teil.
    „Anne, führ uns nun bitte einige Zaubersprüche in Kombination vor“, sagte schließlich Raindor. Auf diesen Teil der Prüfung war sie gut vorbereitet. Miraj hatte ihr geraten, das Zauberduell mit Henri exakt nachzustellen und so tat sie es auch. Raindor schien ihre Vorführung zu gefallen, doch Marzian unterbrach sie andauernd mit Fragen. Als Anne gerade zeigte, wie sie sich mithilfe eines Seils vom Baum gehangelt hatte, wollte er wissen: „Wieso hast du denn nicht etwas herbeigezaubert, das dich sanft hinunterbefördert, beispielsweise ein fliegendes Tier, oder hast dir selbst Flügel gezaubert?“ Anne kam ins Straucheln und wand sich um die Aussage herum, dass sie nicht wusste, wie das ging. Bei der nächsten Gelegenheit stellte Edward eine ähnlich unglückliche Frage.
    Zu Annes Überraschung schien Raindor auf ihrer Seite zu sein, er sagte: „Aber wichtig ist doch nur, dass sie eine Lösung für alle Probleme gefunden hat.“ Daraufhin verfinsterte sich das Gesicht von Edward. „Nein, wichtig ist

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