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Altstadtfest

Altstadtfest

Titel: Altstadtfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Tag mit den Behörden darüber gesprochen, und unser Eindruck ist der, dass sie nicht unbedingt … Lassen Sie es mich so sagen: Es könnte mehr getan werden.«
    »Wie, mehr?«
    »Passen Sie auf: Sie kommen heute Mittag um zwei ins Hotel Ambassador, dort wird Ihnen Signor Petazzi erläutern, wie er sich Ihre Ermittlungen vorstellt. Es wird sich alles klären.«
    »Ich soll den Amokschützen vom Uniplatz finden? Das ist doch ausgemachter …«
    »Sie sollen dazu beitragen, ihn zu finden. Niemand erwartet Unmögliches von Ihnen. Was Ihre finanziellen Forderungen betrifft, so sehen Sie diese als erfüllt an. Und falls Sie gerade ein Engagement angetreten haben, beenden Sie es. Für sämtliche Regressansprüche wird Signor Petazzi aufkommen.«
    »Ich habe jede Menge Engagements. Und sie sind zusammengenommen nicht halb so verrückt wie das, was Sie mir da andienen.«
    »14 Uhr im Hotel Ambassador. Bitte seien Sie pünktlich. Für uns zählt jede Minute. Sie wissen, wie Sie hinkommen?«
    »Klar, ich diniere jeden zweiten Abend dort.«
    »Bestens.« Er stand auf. »Ihr Kaffee hat mich überzeugt. Der im Hotel ist aber auch nicht schlecht. Bis nachher!«
    Ich blieb einfach sitzen, bis er zur Tür hinaus war. Er hatte mich überrumpelt, dieser Wolfgang C. Nerius mit seinem Kinnbart, seiner Gespreiztheit und dem verrückten Auftrag. Vor mir auf dem Schreibtisch lag seine Visitenkarte neben der Petazzis.
    »Warten Sie!«, rief ich. »Das Foto!« Aber da war er vermutlich schon im Erdgeschoss angelangt.
    Ich saß noch eine ganze Weile auf meinem Hintern, leerte langsam den Becher und dachte nach. Mein Kaffee stammte aus einem Supermarktregal in Lauterbourg, ganz unten, wo die Sonderangebote stehen. Aber schlecht war er nicht, das stimmte. Und verdammt stark.
    Genau wie ich.
    Beflügelt von diesem grandiosen Witz, kam ich schließlich auf die Beine, um mich in Fasson zu bringen. Der Rasierer tat seine Pflicht, ich duschte ausgiebig und schnitt mir sogar ein paar Haare aus den Ohrmuscheln. Man hat nicht alle Tage Gelegenheit, einem italienischen VIP gegenüberzusitzen. Schon gar nicht einem VIP, der gerade sein einziges Kind verloren hat.
    Bevor ich die Wohnung verließ, steckte ich mein Handy ein. Dabei fiel mir das gestrige Gespräch mit meiner Exfrau ein.
    »Scheiße«, dachte ich.
    Auf dem Weg zum Ambassador machte ich Station bei den Neckar-Nachrichten. Ich traf meinen Journalistenkumpel Marc Covet in seinem Büro, das er sich mit einem dicken Dauergrinser namens Lothar teilte. Lothar sah man den Sportreporter nicht an, dafür grinste er heute kein einziges Mal. Schien eher kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Na, alles klar bei euch beiden?«, rief ich und ließ mich in einen Stuhl fallen.
    »Hm«, murmelte Lothar.
    »Superklar«, antwortete Covet, ohne von seinem PC aufzusehen. »Was dachtest du denn?«
    »Nichts. Dienstags denke ich nie. Trotzdem hat man bei euch im Haus schon bessere Stimmung erlebt.«
    Lothar warf mir einen traurigen, stummen Blick zu. Covet tippte ein, zwei Zeilen und beendete alles mit einem energischen Hieb auf die Enter-Taste.
    »Nein, wirklich«, fuhr ich fort. »Als ich der Frau unten an der Pforte sagte, ich hätte ein Bekennerschreiben bei dir abzugeben, wollte sie mich nicht reinlassen. Keine Ahnung, warum.«
    Covet wandte sich mir zu, indem er eine Vierteldrehung mit seinem Bürostuhl machte. »Wenn du es genau wissen willst: Hier ist Land unter. Höflich formuliert. Seit Samstagabend brennt die Luft. Alle rotieren, sind auf 180, drehen hohl. Ein Irrenhaus! Und jeder hat was zu sagen.«
    »Das stimmt«, piepste Lothar.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Kennt man. Betroffenheitsjournalismus.«
    »Eher Wichtigkeitsjournalismus. Keine Information ist belanglos genug, um nicht aufgearbeitet zu werden. Alles muss benannt, interpretiert und ausgeleuchtet werden. Hast du die Kommentare unseres Chefredakteurs gelesen?«
    »Nein.«
    »Erspare es dir. Er muss einen lebensbedrohlichen Adrenalinschub erlitten haben. Dabei wissen wir gar nichts über das Attentat. Nicht die Bohne.«
    »Bitte? Ihr habt doch die Neonazis enttarnt.«
    Marc winkte ab. In seiner Ecke lachte Lothar bitter auf. Es klang wie das Glucksen einer defekten Wasserleitung.
    »Moment, der Generalbundesanwalt hat es bestätigt, ich war Zeuge.«
    »Na und?«, machte Covet. »Trittbrettfahrer. Kann sein, dass es diese Gruppe gibt, kann sein, dass sie das Schreiben abgeschickt hat. Auf ihr Konto gehen die Schüsse trotzdem nicht. Da will

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