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Altstadtrebellen

Altstadtrebellen

Titel: Altstadtrebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Giebel
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passen.«
     
    Darauf Simmermann: »Lass doch den Kotelettenkratzer, der kennt doch den Unterschied sowieso nicht.«
     
    »Ehehh, Simmerman, kennst du den Unterschied zwischen zynisch und sarkastisch?«
     
    »Wieso, der hat doch ironisch gesagt.«
     
    »Nein, nein, da hab ich schon zugehört«, mischt sich Walter ein, »der hat sarkastisch gesagt.«
     
    »Aber es war ironisch gemeint«, prustet Fred überlegen los. »Aber meine Herren, weil es gerade so nett ist, kann ich mich einen Augenblick zu Ihnen setzen?«
     
    Fred steht auf und geht einen Schritt in die Richtung der Stammtischbrüder. Die drehen ihre Köpfe in seine Richtung. Eine unbehagliche Stille tritt ein.
     
    »Wie, ja, dann äh, wenn ich schon mal stehe, nicht wahr, dann gehe ich eben wieder…«
     
    Fred ist deutlich verunsichert: »Wie hab ich schon mal gesagt, äh, dorthin, wo der Kaiser die Füße der Knaben umsonst wäscht, nein, äh, die Hände abschlagen, nein, das Wasser waschen, ach ich…« Und so verschwindet Fred vor sich hin murmelnd in der Toilette.
     
    Da kommt Lucie aus der Küche. Dort liest sie, wenn sie wenig zu tun hat, gerne Bücher. Zurzeit blättert sie in Dantes Göttlicher Komödie. Und mit den Worten aus dem neunten Gesang im »Paradies« nähert sie sich ihrem Lieblingsgast Bronske:
    » Doch fühlt man hier nicht Reue, nein, man lächelt; Nicht ob der Schuld, denn die hat man vergessen, Nein, ob der Kraft, die ordnet und vorhersieht.
     
     
     
    Bronske, wie sieht’s aus, kann ich dir noch was bringen?«
     
    Bronske antwortet mit rauer Stimme, die den Raum vibrieren lässt: »Du kommst genau richtig, eine Weinschorle und einen doppelten Grappa bringst mir bitte, des brauch ich jetzt, und so langsam noch ein Packl Roth-Händle!«
     

Tanken in der Sommerzeit
     
    Das Lokal ist noch zu. Davor steht die neue Getränkelieferung, Kästen mit Bier, Wasser, Limonade und zwei Fässer. Bronske schleppt die Kästen in den kleinen Lagerraum. Er ist froh, dass er Lucie helfen kann. Die beiden sind sich auf platonische Weise seit Jahren sehr nahe. Lucie ist noch beim Friseur, eine Liaison mit einem Kerl, den wir nicht kannten, hatte vermutlich ihr jähes Ende gefunden. Nur dann geht Lucie zum Friseur. Dafür aber relativ oft. Ich sitze, auch zu früh, wie immer in meiner Ecke, still und stumm, und kritzle an einer Laudatio für einen Kaninchenzüchterverein. Da kommt Walter durch die Tür. Walter war eine Woche lang in Österreich beim Heurigen. Das gönnt er sich jedes Jahr. Seine Weinkur, wie er das nennt. Er meint das zweifach. Zum einen, weil er dort Wein trinkt, das sowieso, und zum anderen, weil ihn die Heurigenlieder immer so anrühren, diese Lieder über das Trinken und den Tod mit einer schmerzvollen Hoffnung, mit einer sentimentalen Fröhlichkeit, die ihn bewegt. Zumindest in dieser Woche in Wien.
     
    »Grüß dich, Bronske. Bin ich noch ein bisserl früh, ha?«
     
    Walters Haare stehen kreuz und quer, und seine verquollenen Augen zeugen von einem Ausflug, der als geistige Erholung vielleicht durchgeht, nicht aber als körperliche.
     
    »Ich bin mit dem Nachtzug gefahren. Ich weiß gar nicht, ob der Zug jetzt pünktlich war, weil ich nicht weiß, ob meine Uhr geht oder nicht!« Dabei blickt er intensiv auf seine Armbanduhr. »Ich kauf mir jetzt doch einmal eine Uhr mit Sekundenzeiger, dann seh ich’s wenigstens!«
     
    Es ist gut für ihn, dass wenigstens ich da sitze und ihm, da Bronske weiter herumräumt, als Zuhörer gelten kann. »Ich müsste gar nicht draufschauen. Ich könnte auch einfach so …«, er senkt seinen Arm und blickt ins Leere, »… aber man hat ja oft so Momente, wo man sich denkt, wie spät haben wir es denn? Dann schau ich drauf, und dann weiß ich es wieder nicht! Bei mir ist es nicht so schlimm, aber es gibt ja auch andere Leute. Es gibt ja Leute mit gesellschaftlichen Verpflichtungen. Dass mal einer wo hinmuss oder dass mal einer wegmuss. Ich hab selber, hab ja auch so …«, er gerät ins Stocken und sucht nach einem treffenden Beispiel, »… ich fahre zum Beispiel sehr gern zum Tanken. Da schau ich daheim immer auf meine Wanduhr, die geht im Allgemeinen richtig. Eine Stunde halt falsch, wegen der Sommerzeit. Aber sonst müsste ich im Frühjahr auf den Hocker steigen und die Zeiger drehen, im Herbst müsste ich dann wieder auf den Hocker rauf und müsste wieder zurückdrehen, da denk ich mir, die paar Tage kannst du auch abwarten. Man muss nicht alles mitmachen.
     
    Ich hab mich daheim

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