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Altwerden ist nichts für Feiglinge - Fuchsberger, J: Altwerden ist nichts für Feiglinge

Titel: Altwerden ist nichts für Feiglinge - Fuchsberger, J: Altwerden ist nichts für Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fuchsberger
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zufrieden geben. Die darauf achten, dass vorkalkulierte Zeiten eingehalten werden, egal wie, ein vorher bestimmtes Arbeitspensum abgeliefert wird, egal wie. Gut genug für wen? Für die Auftraggeber in den Anstalten? Gut genug für die ausführenden Künstler in den Studios? Gut genug für die Zuschauer
zu Hause an den Bildschirmen, in den Kinos und im Theater?
    Gut genug ist meiner Meinung nach eben nicht gut genug. Nur gut ist gut!
    Wir Alten haben vielleicht andere Wertvorstellungen, geben uns nicht mehr so schnell zufrieden mit dem, was man uns in die Hand drückt, sagen nicht aus Existenzangst zu allem »Ja und Amen«.
    Wir sind bedächtiger, im wahren Sinn des Wortes, denken länger nach, ob das, was man von uns erwartet oder verlangt, Sinn macht. Wir lassen uns nicht mehr so schnell ins Boxhorn jagen, ein X für ein U vormachen. Das hat nichts mit Altersstarrsinn zu tun, eher mit Lebens- und Berufserfahrung, mit Selbstachtung, und die gilt es zu erhalten. Wir sind weder Schrott noch zur Entsorgung aufbereiteter Müll. Hält man uns dafür, haben wir es uns selber zuzuschreiben. Benehmen wir uns nicht wie alt gewordene Junge, sondern wie jung gebliebene Alte. Ich weiß, wovon ich rede. Ich mache aus meinem Alter keinen Hehl, kokettiere damit, mach mich lieber noch älter, als ich eh schon bin, das kommt an. Besser auf jeden Fall, als man sich hinter deinem Rücken lustig über dich und die abgeschummelten Jahre macht.
    Das heißt aber nicht, im Alter alles mit der Behauptung abzutun, früher sei alles besser gewesen. Stimmt
ja nicht. Es war nicht besser, es war anders. Außerdem erkenne ich mit größtem Respekt, genug so genannte »Junge«, die mit großem Talent und ebenso großem Ernst ihrer Arbeit nachgehen und Großes leisten. Aber vieles, was die Jugend interessiert, cool findet, begeistert oder empört, verstehen wir Alten nicht mehr, finden keinen Zugang dazu. Wir tun uns schwer mit den neuen Techniken. Aber müssen wir denn immer alles verstehen?
    »Lass doch der Jugend ihren Lauf...«
    Wir Alten müssen doch unsere Nasen nicht in alles stecken, müssen doch nicht alles besser wissen - auch wenn es so ist.
    Was sich bei »DSDS« vor und hinter der Jury abspielt, mag uns noch so grotesk, noch so inhuman erscheinen. Es mag uns noch so abstoßen, wenn ein mittelbegabter Schlagerfuzzi mit Verbalinjurien um sich schmeißt und bei seinen vermeindlichen Opfern bleibende, psychische Schäden anrichtet, es ist nicht für uns gemacht und es wird auch weiter produziert werden. Ich glaube, es war der Kabarettist Werner Schneyder, der gesagt hat: »Scheiße muss gut sein, Milliarden von Fliegen können sich nicht irren!«
    Was für Monstrositäten sich bei »Big Brother« oder in obskuren Camps auch abspielen mögen, wir Alten können uns mit Grausen wenden, es wird weiter
Anstalten geben, die ihre Akteure vor Kameras kopulieren und Kakerlaken fressen lassen. Und nicht nur die Privaten, auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten scheuen sich nicht mehr, ihre Moderatoren und Kandidaten ihre so genannte »Samstag-Abend-Unterhaltung« mit tierischen Exkrementen unter die überwiegend angeekelten Zuschauer bringen zu lassen.
    Trotzdem ist die ständige, allgemeine Schimpfkanonade völlig unberechtigt. In der »guten alten Zeit« gab es zwei Programme, ARD und ZDF, und beide Fernsehkanäle gehörten noch in den Bereich »technische Sensation«. Wir waren alle fasziniert und dankbar für das »Schwarz-Weiß-Geflimmer« auf den kleinen Bildschirmen. Die Qualität war uns allen ziemlich egal. Fernsehen - dabei sein, wenn irgendwo in der Welt etwas geschieht - toll!
    Heute ist das gleiche Medium eine alltägliche und allnächtliche Selbstverständlichkeit. Es gibt nicht nur die zwei öffentlich-rechtliche Systeme, sondern unbegrenzt viele Anbieter, weltweit, die wir uns ins Haus holen können, vorausgesetzt, wir haben die Mittel dafür. Damit haben wir aber auch das Problem der »Qual der Wahl«! Buchdicke Programmzeitschriften bieten unzählige Programme zur Wahl, aber der Normalseher fühlt sich überfordert, den Programmwald zu
durchforsten. Lieber »zappt« er sich per Fernsteuerung durch die Kanäle, hat keine Geduld, um festzustellen, ob ihm gefällt, was er sieht, legt das Ding enttäuscht weg und schimpft auf das miserable Programm. Kein Mensch kann mir erzählen, dass er einen ganzen Fernsehabend lang kein einziges Programm findet, das ihn interessiert. Das Angebot ist wahrlich groß genug, die meisten von uns

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