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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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diese Sturmböe war aus dem Nichts gekommen, an einem zuvor lauen und völlig windstillen Abend. Der so plötzlich aufgekommene Wind wuchs binnen Augenblicken zu einem Sturm heran, der noch an Heftigkeit zunahm und nach Norden ins Landesinnere drängte, so stark, dass Tian Mühe hatte, sich überhaupt dagegen zu stemmen, als er sich wieder aufgerichtet hatte. Staub, Erde und kleine Zweige wurden aufgewirbelt und in kleine, unangenehme Geschosse verwandelt und die Bäume am Ufer des Flusses neigten sich unter dem mittlerweile entstandenen Orkan stark nach hinten. Tian war sofort klar, was das zu bedeuten hatte, als er sich gegen den starken Sturm zur Uferböschung vorkämpfte. Nach wenigen Schritten kam er zu einer Gruppe, deren kleines Feuer bereits in alle Richtungen zerstoben war. Es waren fünf Krieger, die zu Munis’ Gruppe gehörten und nun schutzsuchend auf dem Boden knieten und schreiend beratschlagten, was zu tun sei. Als Tian sie erreichte, richteten sich ihre Augen auf ihn und er signalisierte ihnen, ihm in Richtung Fluss zu folgen.
    Unterwegs trafen sie noch mehrere kleine Grüppchen, die alle das gleiche Ziel hatten, denn nach einigen Momenten des Überlegens war allen klar geworden, dass nun begann, worauf sie so fieberhaft gewartet hatten.
     
    Der Sturm hielt unvermindert an und machte es erforderlich, dass die Kämpfer am Ufer der Isaria entweder am Boden liegend oder hinter den sich im Wind biegenden Bäumen kauernd Schutz suchen mussten. Tian hatte Ersteres vorgezogen und spähte in liegender Position auf den Fluss hinaus, wobei er immer wieder wegen des heftigen Windes die Augen schließen musste. Der Anblick, der sich ihm bot, wäre beinahe phantastisch gewesen, wenn dahinter nicht eine Bedrohung von immensem Ausmaß gestanden hätte. Auf der ganzen Breite des Flusses, die in seinem Blickfeld lag, standen Tausende und Abertausende leuchtende Punkte und sorgten für ein atemberaubendes Schauspiel. Noch waren sie zu weit entfernt, als das man ihre flackernden Irrlichter auf der Wasseroberfläche hätte sehen können, doch eines glaubte Tian bereits jetzt durch seine zusammengekniffenen Lider erkennen zu können: Sie flackerten nicht! Die Fackeln – er war sicher, dass es Fackeln auf großen Flößen oder sogar Schiffen waren – brannten, wie Fackeln in windstillen Sommernächten brannten. In diesem Moment dämmerte ihm, dass er nun das erste Mal Zeuge wahrer Macht wurde. Dieser Sturm, der sie hier so stark bedrängte, hatte keine natürliche Ursache, er wurde gezielt gegen sie gerichtet. Ein bohrendes Gefühl der Besorgnis kam in seinem Bauch auf und trotz des heftigen Windes merkte er, dass er am ganzen Körper zu zittern begann.
    Dann, genauso plötzlich, wie er gekommen war, brach der Sturm ab und von einem Moment auf den anderen war es wieder völlig windstill. Ein Stück weiter rechts erkannte Tian die Ursache: Die Magier des Ordens vom Seelenwald hatten eingegriffen. Dort wo sich die Lücke im dichten Wald befand, die einst den Anfang der breiten Straße ins Landesinnere markiert hatte, standen sechs Gestalten in dunklen Gewändern und hatten ihre Arme zum Himmel erhoben. Allein ihr Anblick war unglaublich, denn es erschien ihm, als würden sie von innen herausleuchten. Es war ihm unmöglich seine Augen wieder abzuwenden und zurück auf den Fluss zu blicken, denn das magische Geschehen und die Macht, die von diesen Vieren ausging, übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft und Faszination auf ihn aus. Dann begannen alle vier in einem beschwörenden Tonfall immer wieder Worte in einer ihm unbekannten Sprache auszusprechen, während ihre Stimmen bei jeder Wiederholung lauter wurden, bis sie schließlich verstummten. Ein heftiger Donnerschlag ließ Tian zusammenzucken, gleich darauf folgte ein weiterer und immer mehr, bis sich die einzelnen Donnerschläge zu einem dröhnend lauten, ohrenbetäubenden Donnern vereinigten.
    „ Das Raunen der Götter!“, murmelte einer der Männer neben ihm vor sich hin, was Tian sogar ein kurzes Lächeln abrang.
    Dann folgten die Blitze. Aus dem klaren Nachthimmel – Tian konnte die Sterne leuchten sehen – krachten gewaltige Blitze hinunter, alle draußen auf dem Fluss, wo sich der Feind näherte. Ebenso wie die Donnerschläge wurden es mehr und mehr Blitze, die für ein Schauspiel von gleißender Helligkeit sorgten , sodass Tian schließlich geblendet die Augen schließen musste. Doch das grelle Leuchten der Blitze drang sogar durch seine geschlossenen

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