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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Verteidigung des Ufers und damit ein Aufhalten der feindlichen Streitmacht, bevor sie den Boden Argions betrat, war somit nicht mehr zu denken. Alle Vorbereitungen waren mit einem Schlag zunichtegemacht worden.
     
    Irgendwann, es konnte noch nicht einmal lange gewesen sein, kehrte Tians Denken zurück, nämlich in jenem Moment als ihm auffiel, dass er die Luft nicht mehr kochend heiß, sondern einigermaßen kühl in seinem Gesicht verspürte und er wieder normal atmen konnte. Dennoch war alles um ihn herum noch immer hell erleuchtet von dem gewaltigen Feuersturm, der sich mit beängstigender Geschwindigkeit tiefer in die Wälder hineinfraß. Deswegen gestattete er sich nach wie vor keine Pause, während er tiefer in den Wald hineinstrebte, dorthin, wo es noch nicht brannte. Das Feuer hatte anscheinend nur den Waldrand am Ufer des Flusses in Brand gesteckt, was Tian einigermaßen verwunderte, gab es ihm und seinen Kameraden zumindest die Chance, lebend aus dieser Hölle herauszukommen. Dennoch war dies mehr als ausreichend, denn kein Argion konnte nun noch verhindern, dass die gewaltige Armee des Feindes unbehelligt an Land ging. Außerdem würde das Feuer sich immer weiter ins Land hineinfressen, sodass all ihre Pläne zur Verteidigung Argions hinfällig waren. Keine Gefechte in den Wäldern, all die Verstecke und Depots, die für einen zermürbenden Kleinkrieg angelegt worden waren, nutzlos und ein Opfer der Flammen. Für die Krieger, die hier in den Wäldern als Erste Meridias Streitmacht hatten empfangen wollen, gab es zunächst nur die Flucht vor dem Feuer, denn dieses Inferno war wohl nicht mehr zum Erlöschen zu bringen, außer durch heftige, lang anhaltende Regenfälle, die aber leider nicht zu erwarten waren. Den Gedanken, das Feuer durch gewaltige Schneisen aufzuhalten verwarf er ebenso schnell, wie er ihm gekommen war, denn was hinderte den Feind daran, ein neues gewaltiges Feuer zu entfachen? Außerdem hatte er die Flammen bereits über einen mehrere Meilen breiten Fluss getrieben, wie sollte da eine Schneise etwas bewirken? Allenfalls die Magier hätten etwas dagegen tun können, doch sie hatten sich vorläufig den übermächtigen Kräften ihrer Gegner beugen müssen. In Tian reifte die Gewissheit, dass es nur ein Ziel für ihn und die anderen gab: Ins Landesinnere zu fliehen und sich dort wieder in die Armee einzugliedern. Das nächste Problem war, dass Theban achthundert Meilen entfernt lag und dafür zu Fuß viele Wochen Zeit zu veranschlagen waren. Doch mit dem Feuer war ein unerbittlicher, niemals ruhender Verfolger hinzugekommen, und bis auf wenige Kurierpferde, waren alle Reittiere bereits vor Tagen ins Landesinnere gebracht worden, da sie für die Fortbewegung im Wald nur hinderlich waren und nicht gut genug verborgen werden konnten. Niemand hatte damit gerechnet, so schnell und so weit fliehen zu müssen. Ihre Taktik war darauf angelegt gewesen, sich in gut getarnte Verstecke zu flüchten und möglichst wendig zu sein. Man hatte mit Verfolgern gerechnet, die durch Pferde behindert oder zu Fuß langsamer waren, nicht an ein gefräßiges, alles verschlingendes Feuer.
    Nach wie vor schienen seine Füße ihn wie von selbst vorwärts zu tragen, sodass er sich in seinem eigenen Körper beinah wie ein unbeteiligter Gast fühlte. Erst jetzt bemerkte er, dass das fürchterliche Tosen des Feuers auf ein erträgliches Maß herabgesunken war. Es war nun nicht mehr ohrenbetäubend, sondern klang wie das Rauschen eines hinter ihm liegenden, gewaltigen Wasserfalls.
    Auf einmal klatschte etwas Nasses in sein Gesicht. Zunächst nur ein Tropfen, dann noch einer auf seiner Hand, dann wurden es schnell mehr und wenige Augenblicke später regnete es. Zwar trafen ihn nach wie vor nur wenige richtige Tropfen, doch der feine Nebel aus winzigen Wassertröpfchen sagte ihm, dass es über dem dichten Blätterdach der Bäume heftig regnen musste. Er wagte es nicht, sich die Frage zu stellen, wie die Magier dies fertiggebracht hatten, er empfand einfach nur Dankbarkeit. Der feuchte Nebel war angenehm kühl auf seiner Haut und zum ersten Mal bemerkte er, dass seine Kleidung überall angesengt und teilweise sogar verkohlt war und sich an seinen bloßen Armen und in seinem Gesicht die Haut abschälte. Für einen Moment flackerte die Erinnerung an die ungeheuere Feuersbrunst auf, in der er sich befunden hatte und dann ein Erstaunen darüber, dass er dem Ganzen relativ unbeschadet entkommen sein sollte. Das grelle Licht, das

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