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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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bisher in seinem Rücken geleuchtet und ihm seinen Weg gewiesen hatte, wurde schwächer. Das Feuer schien sich nicht mehr so schnell wie zuvor auszubreiten, allerdings erschwerte ihm das auch die Sicht, sodass er langsamer laufen musste. Unvermittelt tauchte vor ihm eine Gruppe Männer auf, in die er hineingerannt wäre, wenn er noch so schnell wie zuvor gelaufen wäre. Er hatte sie nicht einmal bemerkt, obwohl zwei von ihnen bereits Fackeln entzündet hatten. Dennoch gelang es ihm, rechtzeitig stehen zu bleiben und erst einmal Atem zu schöpfen. Bereits jetzt war er völlig durchnässt, was er jedoch als Wohltat empfand.
    „ Wer seid Ihr?“ erklang eine ihm fremde, misstrauische Stimme.
    „ Tian Lux ist mein Name!“ presste er atemlos hervor.
    „ Tian Lux?“, schrie eine andere Stimme auf. „Den Göttern sei Dank! Ich gehöre zu Munis’ Gruppe. Munis hat viel von Euch gehalten, weil Ihr erfahren im Kampf seid!“
    „ Als würde das jetzt noch irgendeinen Unterschied machen!“, murmelte Tian voller Bitterkeit aber so leise, dass keiner es verstehen konnte.
    „ Tian Lux“, setzte die erste Stimme wieder an, „wir sind alle einfache Krieger, keiner von uns weiß, was zu tun ist.“
    Hätte dieses Gespräch zu einer anderen Zeit und zu anderen Voraussetzungen stattgefunden, hätte Tian wohl lauthals gelacht, doch die Angst und die Ratlosigkeit dieser Männer waren zu deutlich spürbar. Jeder von Ihnen war mit der Situation völlig überfordert, da sie noch nie auch nur etwas annähernd Ähnliches erlebt hatte. Sie mochten eigenständige Jäger oder Bauern oder was auch immer sein, aber sie waren keine eigenständigen Krieger, ganz einfach weil keiner von ihnen gelernt hatte, einer zu sein. Daher vertrauten sie jetzt auf ihn und waren froh, dass nun jemand bei ihnen war, der die Entscheidungen treffen würde. Auf die Idee allerdings, vor dem Feuer zu fliehen, hätten sie eigentlich auch von selbst kommen sollen. Aus den Augenwinkeln versuchte er abzuschätzen, wie groß die Gruppe war, und zählte acht Mann.
    „ Was sollen wir schon tun? Laufen natürlich!“, sagte Tian und versuchte nicht allzu spöttisch zu klingen, als er wieder zu Atem gekommen war. „Wir müssen weiter, wenn wir hier bleiben, holt uns das Feuer irgendwann ein. Also los! Wir laufen so lange nach Norden, bis ich etwas anderes sage! Gebt mir eine Fackel!“
    Mit diesen Worten nahm er eine der Fackeln entgegen und setzte sich in Bewegung. Bereits im Laufen fügte er noch hinzu:
    „ Haltet Ausschau nach den Pfaden, die wir angelegt haben, dort kommen wir schneller vorwärts und haben eher die Möglichkeit, weitere Männer zu treffen!“
    Dann suchte er sich im schwachen Fackelschein seinen Weg und lief den anderen voraus, während in seinem Rücken die Welt scheinbar im Feuer zugrunde gehen wollte.

Dritter Teil
     
     
     
     

PERLIA UND THEBAN

K apitel 13
    Die Skelette hatten uns fast den ganzen Tag lang über Wiesen und Felder zu einem gewaltigen Heerlager getrieben. Da sie uns zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen waren und den Tod ohnehin nicht mehr fürchten mussten, hatten sie uns vorläufig sogar unsere Waffen gelassen. Während wir unter der sengenden Sonne des Hochsommers schwitzend, und dem endgültigen Zusammenbruch nahe vorwärts gestolpert waren, hatten sich immer deutlicher die Erschöpfung, aber auch ein Gefühl der Erleichterung bemerkbar gemacht. Keiner von uns hatte in der letzten Nacht auch nur einen Moment Ruhe gefunden, sodass immer öfter jemand stolperte und dann energisch von einem Bewacher wieder auf die Füße gezerrt und heftig in den Rücken gestoßen und weiter getrieben wurde. Als wir nach etlichen Stunden völlig erschöpft das Lager der feindlichen Streitmacht erreichten, standen wir allesamt kurz vor dem Ende unserer Kräfte. Gerade als wir uns in Sicherheit gewähnt und die Rettung vor Augen gehabt hatten, waren all unsere Hoffnungen zunichtegemacht worden. Immerhin aber lebten wir noch.
    Das gewaltige Lager der feindlichen Armee war am Rande eines verlassenen Dorfes aufgeschlagen worden. Tausende von Zelten waren aufgestellt, große Koppeln für die Pferde und Tragetiere auf die Schnelle errichtet und die Offiziere in den leer stehenden Häusern untergebracht worden. Rauchsäulen von Lagerfeuern stiegen senkrecht in die windstille Luft und den wolkenleeren Himmel. Über dem Ganzen lag ein Gemenge aus verschiedensten Geräuschen und Gerüchen, wie sie eine solch’ große Ansammlung von Soldaten

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