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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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vermutlich dem ehemaligen Sitz des Dorfrates. Es war zweistöckig, hatte eine schlichte, weiß gestrichene Fassade und mehrere Fenster ohne Scheiben. Vermutlich war es, wie der Rest des Dorfes, zunächst geplündert worden, ehe sich die Anführer der Armee dort eingerichtet hatten. Hinter der Eingangstür schloss sich ein schmaler und niedriger Gang mit verrußten Wänden an. Die Fackeln an den Wänden waren nicht entzündet worden, sodass ich einen Augenblick benötigte, um mich vom hellen Tageslicht an das matte Zwielicht zu gewöhnen. Am Ende des Ganges befand sich eine weitere schwere Holztür, an die der Naraanier nun fast zaghaft klopfte. Aus dem Inneren hallte eine tiefe Stimme heraus, leise aber auf eine diffuse Art sehr erhaben und gleichzeitig unverkennbar bedrohlich.
    „ Tritt ein!“
    „ Wartet hier!“, zischte der Naraanier den Skeletten ängstlich zu und trat durch die Türe.
    Nach wenigen Augenblicken kam er mit erleichtertem Gesicht wieder heraus und setzte einen Moment später wieder sein spöttisches Grinsen auf.
    „ Viel Freude wünsch' ich dir“, sagte er mit herablassender Stimme. Damit gab er mir den Weg frei und ein weiterer Stoß in meinen Rücken sagte mir, dass ich den Raum betreten sollte, also folgte ich dieser Aufforderung zähneknirschend.
     
    Ich betrat einen großen Raum oder besser gesagt, eine kleine Halle, den ehemaligen Sitzungssaal des Dorfrates, wie ich vermutete. Zu meiner Linken musste sich eine breite Fensterfront befinden, die jedoch jetzt mit schweren dunkelroten Vorhängen verhängt war, sodass auch in diesem Raum ein trübes Zwielicht herrschte, da das Tageslicht nur durch kleine Spalten in den Raum dringen konnte. Außerdem waren weder Kerzen noch Fackeln entzündet. Dieser Raum sollte einem Besucher oder Eindringling ein Gefühl des Unbehagens einflößen, so viel war mir schon klar geworden, doch ich war viel zu erschöpft, als dass ich jetzt noch Furcht hätte empfinden können. Im Endeffekt war mir gerade alles ziemlich egal. Das einstige Mobiliar war vollständig entfernt worden, nur am anderen Ende, des vielleicht zwanzig mal zwanzig Schritt durchmessenden Raumes, stand ein einzelner Tisch, auf dem einige für mich nicht erkenntliche Gegenstände lagen. Vor dem Tisch stand eine Gestalt in einer langen, wallenden schwarzen Kutte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Obwohl ich nicht dazu aufgefordert worden war, trat ich weiter in den Raum hinein und blieb in einem Abstand von vielleicht fünf Schritt vor der Gestalt stehen. Das erste Mal in meinem Leben stand ich einem Mitglied des Ordens von Fran gegenüber! Sonderbarerweise empfand ich weder Furcht noch Respekt vor der Macht, die dieses Wesen fühlbar ausstrahlte. Vermutlich war ich einfach zu erschöpft, um mich noch zu fürchten. Für einen Moment hatte ich ein seltsames Gefühl, fast so als würde mich ein ganz leichter Windhauch umstreifen, doch es verflog ebenso schnell, wie es gekommen war. Dann trat der Magier etwas näher heran und es erschien mir, als musterte er mich neugierig, doch noch immer sagte er nichts.
    „ Merkwürdig!“, begann er schließlich mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme zu sprechen. „Es ist mir nicht möglich, in deinen Gedanken zu lesen. Du musst einmal gelernt haben, sie vor einem Magier zu verbergen.“
    In Ermangelung einer passenden Antwort zog ich es vor zu schweigen und starrte ihn stattdessen weiterhin mit unverhohlenem Interesse an.
    „ Sprich! Wie ist dein Name?“, fuhr er fort, als er keine Antwort von mir erhielt.
    „ Mein Name ist Alvion Trey, Absalom.“
    „ Ich bevorzuge den Titel ’Erhabener’, Mensch!“, erwiderte er mit leichtem Zorn und deutlicher Verachtung in der Stimme.
    „ Mag sein, Absalom!“, antwortete ich ihm stattdessen. Warum ich beschlossen hatte, ihn zu reizen, konnte ich nicht erklären, doch ich war fest entschlossen, ihm nicht den verlangten Respekt zu zollen. Allerdings ließ er sich auch nicht so leicht aus der Ruhe bringen.
    „ Stolz hat schon viele gute Männer ins Verderben gestürzt, Alvion Trey!“, belehrte er mich stattdessen mit ruhiger Stimme. „Ich könnte dich in diesem Augenblick vernichten und müsste mich nicht einmal anstrengen.“
    „ Du kannst mich nicht einschüchtern, Absalom! Ich wäre nicht ins Feld gezogen, wenn ich den Tod fürchten würde.“, sagte ich mit fester Stimme.
    „ Vielleicht würde dich aber der Tod schrecken, den ich dir bereiten könnte, Mensch!“, rief er nun etwas lauter und

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