Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
Vom Netzwerk:
heißblütige Lyraner hätte die Art und Weise, wie Absalom ihn nun bestrafte, nicht gut geheißen, denn der Magier brannte ihm buchstäblich das Fleisch von den Knochen. Für eine ehrverletzende Handlung in einem Zweikampf die gerechte Strafe zu erleiden war eine Sache, von einem wahnsinnigen Magier grausam zu Tode gequält zu werden, war eine andere. Als Absalom fertig war, hatte sich der Gestank von verbranntem Fleisch und angesengtem Haar im Raum ausgebreitet und vor ihm am Boden lagen die geschwärzten Gebeine des Mannes, der unter entsetzlichen Qualen gestorben war. Doch damit waren seine Leiden noch nicht beendet. Mit geschlossenen Augen murmelte Absalom einen Spruch, den ihn sein Herr und Meister Molaar gelehrt hatte, woraufhin die Knochen kurzzeitig in einem bläulichen Licht schimmerten. Absalom drehte dem Ganzen den Rücken zu und starrte auf einen Punkt jenseits der Wand vor ihm.
    „ Erhebe dich und geh!“
    Hinter ihm erhob sich das mit neuem, falschem Leben beseelte Skelett und ging dann mit zunächst noch unsicheren Schritten zur Tür. Der Naraanier hatte seine zweite Dienstzeit in der Armee Meridias angetreten, und solange jenes verbotene Leben in seinen Überresten weilte, würde seiner gepeinigten Seele der Weg nach Chiora verwehrt bleiben. Erst wenn seine Gebeine irgendwo ruhten, würde auch seine Seele erlöst werden.
    Mit grimmigem Gesicht starrte Absalom weiterhin in die Ferne, während in seinem Inneren die Enttäuschung über die Geschehnisse des vergangenen Tages nagte. Seine Pläne mit Alvion Trey waren durch Dummheit endgültig zunichte gemacht worden, dabei war er so sicher gewesen, dass er dessen Unterwerfung erreicht hätte. Die misslungene Flucht war nur als erster Schritt dorthin geplant gewesen, der seine Hoffnung zerstören und seinen Mut brechen sollte. Danach wären seine Männer, jene Soldaten, die er unter solcher Mühe aus dem Wald geführt hatte, einer nach dem anderen vor seinen Augen unter solchen Qualen gestorben, dass er schließlich doch eingewilligt hätte. Und selbst wenn nicht, hätte er noch genügend andere Möglichkeiten gehabt, den Willen des Gefangenen zu brechen.
    Zusätzlich dazu blieben noch die Geschehnisse, die ihm selbst widerfahren waren, als er mit einigen tausend Skeletten zu seinen neuen Hilfskräften aufgebrochen war, die er nun, nach Erledigung ihrer ersten Aufgabe, zum Dienst in seiner Armee zwingen wollte, womit diese unschlagbar geworden wäre. Doch das Undenkbare war geschehen, etwas was Absalom nicht nur völlig verwirrte, sondern ihn auch beinahe das Leben gekostet hätte. Die Mertix hatten nicht gehorcht, obwohl sie sich seinem Willen unterworfen hatten, sondern sie hatten sich von ihm losgesagt und er hatte nicht die Macht besessen, sie dafür zu bestrafen. Zu hunderten waren sie über die Skelette hergefallen und hatten sie bis auf das Letzte buchstäblich in Stücke gerissen, nur er selbst hatte sich gerade noch in Sicherheit bringen können. Zwei großartige Pläne hatten sich innerhalb weniger Stunden in Rauch aufgelöst, weder würde er Molaar mit Hilfe eines mächtigen Werkzeuges stürzen können, noch würde er mit einer Streitmacht, der die unbezwingbaren Mertix voranstürmten, die ganze Welt im Handstreich erobern und damit die herausragende Position unter Molaars Helfern einnehmen können. Er stand wieder da, wo er angefangen hatte und er hatte nicht nur Zeit und Mühen vergeudet, sondern beinahe noch sein Leben verloren. Er machte sich keine Sorgen, dass seine Pläne entdeckt wurden und auch nach den verschwundenen Skeletten würde niemand fragen. Was ihm blieb waren bittere Enttäuschung, ohnmächtige Wut und gnadenloser Hass.

K apitel 14
    Eine tiefe undurchdringliche Schwärze lag über Tar Naraan. Wie so oft lag auch an diesem Tag eine dichte Wolkendecke über dem Talkessel und verhinderte, dass der Mond oder das Licht der Sterne zumindest etwas Helligkeit spendeten. Eine düstere Stimmung und tödliche Stille lagen über der Festung und der sie umgebenden steinigen Ödnis. Im höchsten Turm der Festung, ganz oben unter dem Dach, wurde ein Raum durch schwaches Kerzenlicht etwas erhellt.
    Im schwach beleuchteten Raum stand eine Gestalt in einer langen grauen Kutte, die Kapuze über den Kopf gezogen, vor einem großen, merkwürdigen Spiegel an der Wand. Seine Oberfläche war nicht glatt und erzeugte kein Abbild der Gestalt oder des Raumes, stattdessen wirkte sie schwarz und es kräuselten sich Wellen. Es war fast so, als blickte

Weitere Kostenlose Bücher