Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Rücken meines sich aufbäumenden Pferdes in das Gemenge hinein, denn mittlerweile waren ein solches Gedränge innerhalb des Gatters entstanden, dass meine Worte wirkungslos verhallten. Die Pferde stiegen auf ihre Hinterläufe oder schlugen wild aus und trafen dutzende umherirrende Gestalten mit ihren Hufen, während um sie herum absolutes Chaos entstanden war. Im nächsten Moment bäumte sich mein Pferd erneut auf und gleich darauf fühlte ich, wie mir sein glattes Fell aus den Fingern glitt und ich in die Luft gehoben wurde. Einen Moment hatte ich das Gefühl zu schweben, dann folgte ein mörderischer Aufprall und uferlose Schwärze breitete sich in mir aus.
Als ich wieder erwachte, war ich völlig verwirrt und wunderte mich sogleich, noch am Leben zu sein. Das Nächste, was ich bemerkte war, dass es bereits heller Tag war, dem Stand der mir ins Gesicht scheinenden Sonne nach zu urteilen sogar schon um die Mittagszeit herum. Der blendende Sonnenschein ließ mich mehrmals blinzeln, solange bis die tanzenden Feuerräder vor meinen Augen verschwunden waren, dann blickte ich mich um. Ich lag am Fuße eines Baumes, der einsam inmitten von hohem Gras stand. Ansonsten sah ich nur weite, grüne Wiesen, sowie den strahlend blauen Himmel. Hinter mir erklang auf einmal ein Schnauben, sodass ich mich mit einem Ruck aufsetzen wollte. Im selben Augenblick bereute ich die schnelle Bewegung bereits zutiefst, denn mein gesamter Körper verwandelte sich in einen einzigen Schmerz, der erst dadurch gemildert wurde, dass er scheinbar in meinem Schädel zusammenfloss und dort ungeahnte Ausmaße erreichte. Sofort hielt ich in der Bewegung inne, stützte mich behutsam auf meine Ellbogen und wartete darauf, das der Schmerz auf ein erträgliches Maß abebbte und betastete dann meinen Hinterkopf, wo ich sofort eine gewaltige Beule erfühlte, die dafür sorgte, dass mir die letzten Geschehnisse in den Kopf schossen. Der Hinterhalt, das chaotische Gedränge und der heftige Aufprall, der mit einem Mal alles beendet hatte. Sofort stellten sich mir dutzende Fragen. Wo war ich? Wie war ich hierher gelangt? Was war mit meinen Männern?
Ein weiteres Schnauben riss mich aus diesen Gedanken und ich wandte, deutlich langsamer, meinen Kopf nach hinten. Ein gesatteltes Pferd war hinter mir an den Baum gebunden und starrte mich neugierig und scheinbar ungeduldig an.
„ Na, alter Freund? Du wirst mir auch keine Antwort geben können, oder?“, sagte ich mit ironischer Stimme zu ihm. Zur Antwort bekam ich nur ein verächtliches Schnauben. Vorsichtig versuchte ich aufzustehen, aber es erschien mir wie eine Ewigkeit, bis ich mich zumindest aufgesetzt hatte. Die Schmerzen tobten weiterhin so heftig in meinem Kopf, dass ich glaubte, er würde jeden Moment zerspringen, außerdem fühlte ich auch wieder meinen geschundenen Körper. Zum Glück erregte nun etwas meine Aufmerksamkeit, das mich meine Kopfschmerzen für den Augenblick vergessen ließ. Jemand hatte eine Schriftrolle vorne in mein Hemd gesteckt und ich vermutete, dass diese die von mir gewünschten Antworten enthielt. Ich zog sie heraus, entrollte sie und begann zu lesen. Sie war in Corva, der allgemeinen Mundart Velias, die so gut wie jedes Wesen verstand, abgefasst.
Werter Unbekannter
Ihr mögt Euch wundern, wie Ihr an diesen Ort gekommen seid und mit dieser Botschaft will ich versuchen, Eure Fragen zu beantworten. Euren Namen kenne ich immer noch nicht, aber der meine ist Euch wohl bekannt, dennoch nenne ich ihn nicht, falls ihr von den Falschen gefunden werdet, ehe Ihr erwacht. Doch ich bin sicher, Ihr erinnert Euch meiner, denn es ist noch nicht allzu lange her, dass Ihr mein Leben verschont und mir die Freiheit geschenkt habt. Ich bin ein Ehrenmann und pflege Ehrenschuld immer zurückzuzahlen, gleich, welches Wagnis ich damit eingehe. Euer Glück ist es gewesen, dass Ihr bewusstlos zwischen den Pferden gelegen habt und keines davon mit seinen Hufen auf Euch getrampelt ist, sonst wärt Ihr nicht mehr am Leben. Noch mehr Glück war es, dass ich Euch fand und somit nach einer kurzen Untersuchung für tot erklärte. Ich bedauere, Euch mitteilen zu müssen, dass all Eure Kameraden den Tod gefunden haben, und versichere Euch, dass es nicht in meiner Macht stand, dieses Gemetzel zu verhindern. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie überrascht ich war, als ich mit einigen Kameraden die Gefangenen zu entwaffnen hatte und Euch dabei entdeckte. Wir beschrieben, nahm ich Eure Waffen in der
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