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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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glaubte er das erste Mal wirklich nachempfinden zu können, wie sich sein Freund Alvion Trey beim Untergang seiner Heimat gefühlt haben mochte. Nun brannte seine Heimat, und auch wenn das Herz Argions noch frei war, fühlte Tian in diesem Moment, dass es dem Untergang preisgegeben war. Dabei war es auch kein Trost, dass Argion zumindest kein so endgültiges Schicksal wie Alyra bevorstand. Ihre Hoffnungen, den Feind schon in den Wäldern so heftig zu treffen, dass er nicht weiter nach Argion vorstoßen würde, löste sich zusammen mit den Wäldern in Rauch und Asche auf. Tian nahm überhaupt nicht mehr wahr, dass hunderte Reiter an ihm vorbei weiter ins Innere Argions ritten, um sich dort zur entscheidenden Schlacht zu stellen. Ebenso wenig nahm er schließlich eine Gestalt wahr, die ihr Pferd neben seines lenkte. Erst als er angesprochen wurde, wurde sich Tian der Anwesenheit eines anderen bewusst.
    „ Kommt, Tian, es ist noch ein weiter Weg bis Theban“, vernahm er schließlich Cordians vertraute Stimme und drehte verwundert den Kopf.
    „ Cordian!“, rief er aus und streckte ihm seine Hand entgegen. Auch Cordians Gesicht war von Anstrengungen gezeichnet und tränenüberströmt, als er Tians dargebotene Hand nahm.
    „ Es ist gut Euch zu sehen, Tian!“
    „ Ebenso gut ist es, Euch zu sehen, Cordian!“, erwiderte Tian.
    „ Kommt jetzt! Nur ein Stück weiter ist ein Dorf, wo man frische Pferde bereithält. Der königliche Rat hat beschlossen, dass wir uns bis nach Theban zurückziehen. Wir können hier nichts mehr tun!“
    Nach diesen Worten wendete Cordian sein Pferd und zupfte Tian sanft an der Schulter, doch Tian verharrte noch bei dem schrecklichen Anblick, sodass Cordian noch einmal anhielt.
    „ Kommt, Tian!“, sagte er eindringlich. „Argion ist noch nicht verloren! Wir haben noch einige Tage Zeit, um uns bei Theban zu rüsten. Ganz Argion wird die weiße Stadt verteidigen!“
     
    Das nahe dem Waldrand gelegene Dorf war bereits geräumt worden und diente nun als Sammelpunkt der Argionkrieger, die vor dem großen Feuer geflohen waren. Es waren noch tausende gewesen, die sich unter unsäglichen Strapazen aus den Wäldern gerettet hatten, doch mindestens ebenso viele waren vom Feuer eingeholt und getötet worden. Überall in den Häusern und auch außerhalb auf den Straßen lagerten die Erschöpften und schliefen, oder ließen von wenigen Heilkundigen und anderen Helfern ihre schlimmsten Wunden behandeln. Am Rande der großen Wälder patrouillierten Krieger und wiesen weiteren Fliehenden den Weg, so lange, bis das Feuer zu nahe gekommen war.
     
    Tian war gerade einmal einige Stunden zur Ruhe gekommen, als bereits das Signal zum allgemeinen Aufbruch gegeben wurde, denn es stand zu befürchten, dass bald nach dem Feuer die ersten berittenen Truppen des Feindes folgen würden. Die Ebenen Argions mit all ihren Dörfern und Gehöften wurden bereits geräumt und ein Großteil der Bevölkerung war auf der Flucht in die noch unversehrten Wälder des Ostens und des Westens, um dort Zuflucht zu suchen, während alle Waffenfähigen  um Theban herum zur Verteidigung der Stadt zusammengezogen wurden.  Jene Krieger, mit denen Tian nun in Richtung der weißen Stadt ritt, waren die letzten, die dort noch ankommen würden. Dann blieben ihnen vielleicht noch zwei Wochen, ehe der langsame Tross der feindlichen Armeen mit den Kriegsmaschinen eintreffen und die Belagerung ihren Anfang nehmen würde.
    Während der ersten Stunden ihrer Reise blickte Tian immer wieder zurück auf die gewaltigen, schwarzen Rauchwolken am Horizont, die davon kündeten, dass immer noch riesige Feuer in Argions Wäldern tobten. Doch bald würde es vorüber sein und dem Feuer würden die Eroberer durch eine breite Schneise der absoluten Verwüstung folgen. Sie kamen nur langsam voran, aus Rücksicht auf die schweren Brandwunden vieler Männer, und mussten darauf hoffen, dass der Feind in seiner Siegesgewissheit keine allzu große Eile an den Tag legen würde, denn sie waren einfach nicht in der Verfassung, sich gegen größere Schwadronen Berittener zur Wehr zu setzen.
    Wie um die Tragödie Argions zu verhöhnen, thronte die hochsommerliche Sonne inmitten eines Himmels, den nicht eine einzige Wolke bedeckte. Nur wenn Tian sich im Sattel seines langsam dahintrabenden Pferdes umdrehte, sah er, mittlerweile weit entfernt am Horizont, immer noch Rauchschwaden senkrecht emporsteigen. Trotzdem sich allmählich der Nachmittag dem Abend entgegen neigte,

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