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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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anderem sprechen.“ Nach diesen Worten hob er seinen Becher und hielt ihn mir auffordernd entgegen. Ich stieß mit ihm an und beschloss das Nachdenken auf später zu verlegen, wenn ich wieder in der Kaserne war und die Decke meines Quartiers anstarrte, während das Mondlicht durch das Fenster hereinfiel. Mit einem anzüglichen Grinsen sprach Olk weiter, nachdem er einen kräftigen Schluck Wein getrunken hatte.
    „ Ich habe heute etwas gesehen, da wären dir die Augen übergegangen, Alvion!“, sagte er mit lüsternem Unterton.
    „ Ich kenne dieses Grinsen auf deinem Gesicht, Olk!“, erwiderte ich schon besser gelaunt. „Hast du wieder eine dieser hübschen Händlerstöchter auf dem Marktplatz beobachtet? Oder bist du wieder wie ein brünftiger Hirsch unten bei den Freudenhäusern gewesen und hast die leichten Mädchen in ihrer Spitzenwäsche beobachtet? Das ist es doch, nicht wahr?“, fuhr ich mit gespielter Empörung auf. „Du warst wieder bei deiner Eyla, deswegen muss ich auch wieder den Wein bezahlen!“
    Olk gelang es einfach nicht, sein Grinsen ganz zu verbergen, als er mir antwortete:
    „ Ja, das auch, aber …“
    Weiter kam er nicht, als ich ihm wieder ins Wort fiel. Olk war ein einfacher Bursche vom Lande, der niemals zuvor eine Hure gesehen hatte, ehe er vor einigen Wochen nach Perlia zur Armee gekommen war, geschweige denn, dass er es je vorher gehört hatte. Ein leichtes Mädchen namens Eyla, mit einem süßen, Unschuld heuchelnden, noch jungen Gesicht und langen blonden Haaren hatte es ihm sehr angetan und den größten Teil seines Soldes trug er sofort nach Erhalt zu ihr. Einmal hatte er sie mir vorgestellt, sie war freundlich, nicht uncharmant und nicht auf den Mund gefallen, aber ich hatte auch schnell erkannt, dass sich Olk bei ihr völlig falsche Hoffnungen machte. Sie nahm ihn aus, wie wahrscheinlich zur gleichen Zeit noch ein halbes Dutzend anderer, naiver, junger Burschen, deren Gehirn sich beim Anblick ihrer Geliebten unweigerlich in die untere Körperhälfte verabschiedete. Trotzdem hatte ich es nicht übers Herz gebracht, ihm zu verdeutlichen, dass er für Eyla auch nur einer von vielen Kunden war, stattdessen hoffte ich, dass es ihm irgendwann einmal leichter fallen würde, es zu akzeptieren, wenn ich ihn nun immer wieder mit gespieltem väterlichen Tadel darauf hinwies. Das Herz würde sie ihm ohnehin brechen, daran war jetzt schon nichts mehr zu ändern.
    „ Olk!“, rief ich gespieltermaßen streng, „wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dein Geld nicht dorthin tragen sollst? Dafür bist du noch viel zu jung!“
    „ Ja, ja, ja!“, brummte er gereizt. „Das habe ich aber gar nicht gemeint. Natürlich war ich wieder bei Eyla, und obwohl du es nicht glaubst, werde ich sie eines Tages mit in mein Dorf nehmen und zu meiner Frau machen!“ Er machte eine kurze Pause und trank einen weiteren Schluck Wein, während ich, innerlich seufzend, die Augen verdrehte. Unwillkürlich aber musste ich an eine liebe Freundin in Vylaan denken, die ich eine scheinbare Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Lexiana betrieb das gleiche Gewerbe wie Eyla und hätte Olk vermutlich einiges erzählen können. Ich fragte mich, wie es ihr wohl in der letzten Zeit ergangen war, und schmunzelte kurz bei der Erinnerung an die zahlreichen Versuche ihrerseits, mich in ihr Bett zu locken. Doch mein Instinkt hatte mir immer davon abgeraten, und wenn man, wie ich, tagtäglich nur am Leben blieb, indem man solchen Instinkten vertraute, dann hörte man auch darauf.
    „ Aber ich wollte etwas anderes erzählen!“, riss mich Olk aus meinen Gedanken. „Ich habe heute die Magier gesehen! Du weißt doch, dass sie sich für gewöhnlich im Verborgenen halten und sich nicht sehen lassen?“
    Ich nickte bestätigend. „Aber heute nicht, heute habe ich sie gesehen!“
    Mit einer stummen Geste forderte ich ihn auf, weiter zu erzählen. „Wie gesagt, ich habe sie heute gesehen, zumindest drei von ihnen. Ich traf sie auf meinem Weg zurück in die Kaserne. Es waren zwei Männer und eine Frau und diese Frau hatte es in sich, Alvion! Ich habe ihr Gesicht nur einen winzigen Moment lang sehen können, aber noch nie im Leben habe ich ein so schönes Gesicht gesehen, und so klare Augen! Fast hätte ich vergessen, dass ich noch zu Eyla wollte, so sehr hatten mich diese Augen gefesselt.“
    Es durchzuckte mich wie ein Blitz und plötzlich war mir siedend heiß und mein Herz begann zu rasen.
    „ Salina!“, platzte ich aufgeregt

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