Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
Vom Netzwerk:
Mauer hinaufstieg, entfuhr mir ein lauter Seufzer, als mir langsam zu Bewusstsein kam, dass mich der Krieg wieder eingeholt hatte.

K apitel 16
    Während der ersten Tage in Theban schlief Tian die meiste Zeit, so wie die Heilkundigen es ihm aufgetragen hatten und da die argion’schen Heiler in ihrem Fach sehr angesehen und bewandert waren, waren seine Wunden mittlerweile zum größten Teil verheilt oder nur noch als leicht rötliche, juckende Stellen zu sehen. Das erste Mal seit Wochen fühlte er sich frisch und ausgeruht, voller Tatendrang und, zu seinem Erstaunen, auch weit hoffnungsvoller als zuvor. Das Frühstück, das er dann zu sich nahm, hätte in normalen Zeiten vermutlich eine Großfamilie satt gemacht und die Augen des Kriegers, der ihm im Speisesaal am Tisch Gesellschaft leistete, weiteten sich immer wieder vor Überraschung, wenn Tian sich erneut einen Nachschlag holte. Jener Krieger, mit Namen Thoras, versorgte Tian mit Neuigkeiten, während dieser sein Essen verschlang.
    Die tausende Kämpfer zählende Vorhut der feindlichen Armee war bald nach den fliehenden Kämpfern in die Nähe Thebans vorgerückt, hatte dort ein Lager aufgeschlagen und wartete seitdem auf den Hauptteil der Streitmacht mit dem Belagerungsgerät. Da noch immer wagemutige Späher sich ins, nunmehr vom Feind besetzte, Argion vorwagten, konnte man abschätzen, dass es noch einmal ungefähr eine Woche dauern würde, ehe der Feind den Großteil seiner Streitmacht vor Theban versammelt haben würde, so dass man am ehesten in sieben, eher jedoch in zehn Tagen mit dem Angriff rechnen musste.
    „ Wie viele sind es?“, fragte Tian, als er das erste Mal während Thoras’ Bericht aufhörte zu kauen.
    „ Vergesst alles, was Ihr in der Geschichte über gewaltige Schlachten gelernt habt, Tian!“, wies ihn Thoras mit ernstem Blick an. „Wie viele Krieger standen sich vor über tausend Jahren im dritten Argionkrieg gegenüber?“
    „ Meines Wissens nach etwa zwanzigtausend auf beiden Seiten“, antwortete Tian mit vollem Mund.
    „ Ihr habt in Geschichte gut aufgepasst, Tian!“, lobte Thoras. „Und damals am Kupferpass? Wie groß war die Streitmacht des vereinigten Septrions, die die Kragier vernichtete?“
    Tian überlegte kurz, während er sich weitere Fleischbrocken in den Mund stopfte.
    „ Ich glaube es waren etwa fünfzigtausend, nicht wahr?“
    Diesmal nickte Thoras nur, dann fuhr er fort:
    „ Wie viele Soldaten nahm Gediom mit nach Meridia? Während der Wechselkriege waren es etwa genau so viele, die ins Verderben geführt wurden.“
    „ Alberne Frage, Thoras, das weiß jedes Kind in Septrion. Etwa hunderttausend!“
    „ Stimmt, Tian. Und diese Zahlen erschienen uns allen bisher ungeheuerlich und immens und doch sind sie erschreckend klein, angesichts dessen, was heute passiert. Hier in Argion steht nur ein Teil von Molaars Armee, etwa ein Sechstel, wenn man seine Kriegsflotte mit einrechnet. Ich schlage vor, Ihr fasst Euch einen Moment und schluckt herunter, bevor ich Euch die geschätzten Zahlen nenne.“
    Thoras geduldete sich etwas, bis Tian, der neugierig und zugleich beunruhigt mit hastigen Bissen kaute und schließlich drängend sagte:
    „ So, nun spannt mich nicht länger auf die Folter, Thoras, wenn Ihr schon meint, dass ich die Wahrheit nicht mit vollem Mund hören sollte!“
    „ Gut, Tian, den Schätzungen nach wird in wenigen Tagen die größte Streitmacht, die Argion jemals aufgestellt hat auf nahezu dreihunderttausend meridianische Soldaten treffen!“, flüsterte Thoras mit düsterem Unterton.
    Tian riss ungläubig die Augen auf und stemmte sich halb in die Höhe.
    „ Dreihunderttausend? Alleine hier in Argion? Das kann nicht sein, Thoras! Das ist ja absoluter Irrsinn! Wie viele müssen dann unten in Solien sein? In ganz Meridia kann es ja niemanden im waffenfähigen Alter mehr geben!“
    „ Ich habe es Euch gesagt, Tian, es ist fast unglaublich, doch die Zahlen stammen von Spähtrupps, die unabhängig voneinander von solchen Massen berichteten. Es heißt, dass Molaar und der Orden von Fran in den letzten Jahrzehnten bei den Ernten in Meridia ganz gehörig nachgeholfen haben und ungeheuere Belohnungen an kinderreiche Familien gezahlt haben. Seit etwa dreißig Jahren wurden dort Soldaten gezüchtet wie Vieh, nicht zu vergessen, dass sich eine gewaltige Anzahl an Skelettkriegern in den Reihen der meridianischen Streitkräfte befindet. Es wiegt schwer, dass ein Menschenalter für Molaar keine besonders lange

Weitere Kostenlose Bücher