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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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…“
    In diesem Moment hatte Tian die geschickt gestellte Falle bemerkt und mitten im Satz zu reden aufgehört.
    „ Dann gehören sie nun Euch!“, hatte Adonai Quinis mit Blick auf den roten Waffenrock geantwortet, den Tian ihm entgegenhielt. „Kein einziger eurer Männer hat das jemals getan.“
    „ Wäre ich nur in Vylaan geblieben!“, grollte Tian, als ihm der König aufmunternd auf die Schulter geklopft und ihn dann einfach stehen gelassen hatte. Auch die beiden höchsten Befehlshaber, Timon, Oberbefehlshaber der Fußtruppen und Elon, Oberbefehlshaber der Reiterei, hatten sich für Tian ausgesprochen. Beide waren solische Veteranen, die sich in Argion zur Ruhe gesetzt hatten, doch wegen ihrer militärischen Erfahrung, wenn auch nur gegen Piraten, Räuber und Strauchdiebe angesammelt, sofort bei Kriegsanbruch in den inneren Zirkel des Königs gebeten worden waren.
     
    „Schaut sie Euch an, Eure Reiter, Tian Lux, dann werdet Ihr mich verstehen!“, hatte ihm Elon, an den er sich zuerst mit der Bitte um Fürsprache gewandt hatte, hinterher gerufen, als er nach Elons Weigerung wütend aus dessen Quartier gestürmt war. Doch als schließlich außerhalb der Stadt ein Teil seiner Reiter vor ihm stand, wusste er, was sein König gemeint hatte. Er blickte, wie er selbst schon in jenem Gespräch mit Thoras bemerkt hatte, in die arglosen Gesichter von Jägern, Lehrlingen, Gesellen, Händlern, Handwerkern oder Bauern. Der König hatte richtig gehandelt, denn Tian mochte nur wenig militärische Erfahrung haben, diese Männer hatten gar keine. In jenem Moment waren ihm noch etwa vier Tage Zeit geblieben und er hatte selbst keine Ahnung, wie man aus einem Haufen einfacher Männer einen schlagkräftigen Kavallerieverband machen konnte. Tians erste Reaktion war ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dann hatte er nochmals das Gespräch mit Elon gesucht und ihn darum gebeten, ihm die grundlegenden Strategien der Kavallerie zu erläutern.
    „ Macht Euch nicht zu viele Gedanken, Tian“, hatte Elon mit eiserner Ruhe geantwortet. „Bei dieser feindlichen Übermacht wird ohnehin kaum Platz sein, für komplizierte taktische Manöver, die ihr in der kurzen Zeit niemals einüben könntet. Das Wichtigste wird sein, dass Eure Männer reiten können und ihnen ihre Pferde gehorchen. Wenn unser Plan aufgeht, werdet ihr nur vorwärts stürmen müssen, bis niemand mehr vor euch auftaucht.“
    Der Fluch, der zur Antwort aus Tians Mund kam, ließ sogar den hartgesottenen Veteranen kurz erbleichen, ehe er brüllend lachte und ihm aus tiefstem Herzen beipflichtete.
    „ Bei den Göttern, Tian Lux, es ist eigentlich Selbstmord, unter diesen Voraussetzungen überhaupt zur Schlacht anzutreten, aber wir haben doch im Grund beide nichts Besseres vor, nicht wahr?“, fragte er augenzwinkernd.
    „ Wahrscheinlich nicht“, seufzte Tian.
    Der Plan für den Tag des Angriffs sah vor, zwei Drittel der Reiterei, durch das Wirken der Magier verborgen, weit entfernt von der Stadt warten zu lassen und zu hoffen, dass der Rest der Reiterei und die Fußtruppen dem gewaltigen Ansturm des Feindes würde standhalten könnten, bis jene Drittel von beiden Seiten angreifen würden.
    „ Tian!“, sagte Elon eindringlich und fasste ihn an den Schultern. „Wenn es uns gelingt, sie tatsächlich von drei Seiten in die Zange zu nehmen, machen wir den Nachteil der zahlenmäßigen Unterlegenheit mehr als wett! Ihr müsst Eure Reiter nur bereithalten und dann genau zur rechten Zeit dem Feind in die Flanke fallen. Wenn man sich dort drüben zu sehr auf die Überzahl verlässt, werden sie vielleicht so nachlässig, dass es tatsächlich glückt! Merkt euch meine Worte, wir sind noch nicht verloren! Gediom hat einst in Sconien eine vierfache Unterlegenheit durch hervorragende Taktik ausgeglichen und gesiegt. Sagt das Euren Männern, weckt Hoffnung und Mut in ihnen!“ Er verschwieg bewusst, dass die Skonen damals keine taktische Erfahrung besessen hatten und der genialste Feldherr aller Zeiten natürlich leichtes Spiel mit ihnen gehabt hatte. Auf jeden Fall war dies alles an taktischem Unterricht, den Tian bekommen hatte. Dennoch fühlte er sich besser, als er das Zelt des Generals verließ, denn es war dem alten Kämpfer tatsächlich gelungen, einen Funken Hoffnung in Tian zu entzünden, außerdem wusste Tian zumindest einiges über den berittenen Kampf in größeren Verbänden, dafür hatte er bereits zu lange in Solien seine Haut zu Markte getragen. So hatte er die vier

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