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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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Irgendwann sah Tian keinen Feind mehr vor sich und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass seine Reiterei nicht versprengt worden war. Vor ihm waren keine Gegner mehr, sondern Reiter Argions, die ihm blutbesudelt und mit wilden Schreien entgegenstürmten. Das vordere Drittel der Meridianer war abgeschnürt worden und damit rettungslos verloren. Der Boden war von Regen und Blut völlig aufgeweicht und die meridianischen Angreifer lagen bereits zu tausenden tot auf der Ebene vor Theban. Ohne sich noch einmal umzusehen, trieb Tian sein Pferd weiter auf das freie Feld hinaus, wo er seine verbliebenen Truppen wieder sammeln wollte.
     
    Die erste Phase der Schlacht um Theban war vorüber, als die Sonne hoch am Himmel stand, während es trotzdem heftig über dem Schlachtfeld regnete. Der Kampf, den sich die pechschwarzen, von den Magiern gelenkten Wolkengebilde am Himmel lieferten, war fast ein Ebenbild der Schlacht unten auf dem Boden. Die erste Kriegslist der Argion war mithilfe der Magier aufgegangen, denn den beiden versteckten Reiterabteilungen war es gelungen, dem blindwütig und siegessicher anstürmenden Feind voll in die Flanken zu fallen und einen breiten Keil in den feindlichen Vorstoß zu treiben. Die Wucht des Aufpralls auf die vor Theban wartenden Fußtruppen, flankiert vom Rest der Reiterei erlahmte zunehmend und schließlich bewegte sich auch die Hauptmacht der Argion nach vorne. Dem Feind wurde zum Verhängnis, dass er seine Truppen zu Dritteln gestaffelt und den Großteil in Reserve gelassen hatte, in der Hoffnung, nicht alles einsetzen zu müssen. So war das erste Drittel der feindlichen Armee durch die Flankenstöße der Argionkavallerie wie zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben und innerhalb kürzester Zeit völlig vernichtet worden. Die riesigen Reserven erhielten keine Möglichkeit, rechtzeitig einzugreifen.
     
    Auf den Mauern der weißen Stadt standen mehrere in Kutten gehüllte Gestalten, die nur mit Gesten den tobenden Kampf über dem Schlachtfeld führten, ebenso wie es im Hinterland der feindlichen Streitmacht vermutlich die Magier des Ordens von Fran taten. Es zeigte sich, dass die Magier des Ordens vom Seelenwald ihre Lehren aus der Niederlage Wochen zuvor am Rande der Wälder gezogen hatten, als sie den Kräften des Gegners unterlegen waren, denn der tobende Kampf der Elemente behinderte zwar beide Seiten, aber zu gleichen Teilen, ohne dass es einer Seite gelungen wäre, einen entscheidenden Vorteil daraus zu ziehen. Die Schüler, die sie mit sich genommen hatten, beteiligten sich nicht am Kampf der Elemente, sondern versuchten, die kämpfenden Argion auf dem Schlachtfeld zu unterstützen.
     
    Als Tian schließlich sein Pferd zügelte und austraben ließ, befahl er den ihm zugeordneten Signalgeber zu sich und ließ zum Sammeln blasen. Hinter ihm, wo die Schlacht tobte, hatten sich die Kavallerieflanken der argion’schen Hauptmacht aufgespalten. Sie strebten nach vorne, um dem Aufprall des in die Kluft nachdrängenden zweiten Drittels der feindlichen Armee zu begegnen. Auch dieses bestand in der Mitte aus anstürmenden Fußtruppen, flankiert von gewaltiger Reiterei, die nun ihrerseits versuchte, die ihnen entgegenstürmenden Argion zu überflügeln. Tian hoffte, dass der Befehlshaber der Kavallerieabteilung, die ihm auf dem Schlachtfeld mehr oder weniger entgegengekommen war, das Gleiche wahrnahm wie er: etwa eine Meile hinter dem zweiten Drittel drängte schon das letzte in der gleichen Aufstellung heran.
    Der Lärm der Schlacht war ohrenbetäubend. Zehntausende Hufe erzeugten ein Geräusch wie Donnergrollen und ließen den Boden erzittern, dazu Schlachtrufe und Schmerzensschreie aus zigtausenden Kehlen und das fortwährende Klirren von Stahl. Seinen nächsten Entschluss fasste er instinktiv, ohne weiter darüber nachzudenken, er ließ zur Wende und zum erneuten Angriff blasen.  Das Horn übertönte den Lärm im Hintergrund und die Abteilung begann, den neuen Befehlen nachzukommen. Es zeigte sich, dass die wenigen Tage der Übung zumindest ein bisschen Nutzen gehabt hatten, denn es dauerte nicht lang, bis Tian wieder seinen Schwertarm nach vorne streckte und seinen Reitern vorausstürmte. Sie würden das Schlachtfeld etwa dann erreichen, wenn das letzte Drittel der meridianischen Armee heran war und die immense Übermacht über die gerade vorwärtsdrängenden Argion herfallen würde. Genau dann wollte Tian ihnen von neuem in die Kavallerieflanken fallen, den Ansturm

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