Alvion - Vorzeichen (German Edition)
den Befehl, mit Damas nicht zimperlich zu verfahren und ihn schließlich umzubringen. Absalom hatte es genau so eingerichtet, dass Damas im Augenblick höchster Not befreit werden konnte, damit die ganze Geschichte glaubwürdig wurde. In der Tat, als man Damas nach seiner Befreiung zu allem befragt hatte, wurden die Unstimmigkeiten seiner Geschichte angesichts seiner üblen Blessuren nicht beachtet. Nachdem er sich in Perlia einigermaßen erholt hatte, war es ihm gelungen, das Vertrauen des königlichen Gesandten Hael zu gewinnen. Da sie sich in charakterlicher Hinsicht sehr ähnlich waren, war das nicht einmal besonders schwer gewesen. Beide bildeten sich viel auf ihren hohen Stand ein und waren daher, was Überheblichkeit und Verachtung gegenüber dem gemeinen Volk betraf, einer Meinung. Hael hatte dann auch nach Damas’ Genesung dafür gesorgt, dass er schließlich dem Stab des Armeebefehlshabers Melin zugeteilt wurde, obwohl dieser ihn überhaupt nicht leiden konnte. Schnell war Melin klar gewesen, dass Damas in militärischen Dingen überhaupt nichts taugte, doch was Verwaltung und Organisation betraf, erwies er sich als fähiger Mann. Zufrieden vor sich hinlächelnd, stellte sich Damas an das Fenster des Hauses, in dem Melin zusammen mit seinem Stab untergebracht worden war und blickte über die Stadt. Am liebsten hätte er einen Boten zu Absalom geschickt, um den Schlachtplan an den Feind zu verraten, doch das konnte er nicht riskieren. Aber das war ohnehin nicht nötig, denn wenn er, Damas, ausführte, was ihm befohlen worden war, würde der Plan ohnehin scheitern, Verstärkung hin oder her.
An diesem Abend, da Alvion sich in einer kleinen Gasse auf einer Türschwelle niedergesetzt hatte, um in Ruhe nachzudenken, Damas seine düsteren Pläne schmiedete, die Magier sich auf die bevorstehenden Ereignisse vorbereiteten und Olk wieder einmal einige Münzen seines ohnehin geringen Soldes bei seiner geliebten Eyla ließ, meldeten eintreffende Späher zu später Stunde, dass mit dem Eintreffen der feindlichen Streitmacht am nächsten Tage zu rechnen sei. Die Verlockung war zu groß gewesen! Nun war alles davon abhängig, ob Zelios Plan aufging, denn alle, die jetzt noch in der Stadt verblieben waren, nachdem sich tausende ihrer Bürger in Sicherheit gebracht hatten, waren auf Gedeih und Verderb dessen Gelingen ausgeliefert.
An jenem Abend saßen auch die drei in der Stadt verbliebenen Magier beisammen und besprachen sich, wie sie ihre Aufgaben untereinander aufteilen konnten. Zelio dagegen hatte im Laufe des Tages die Stadt verlassen und hatte sich auf den Weg gemacht, wenn auch nicht sofort nach Vylaan, wie sie alle drei vermuteten, doch keiner hatte ihn diesbezüglich ausgefragt. Zu dritt saßen sie um einen schlichten Holztisch, auf dem eine Kerze als einzige Lichtquelle in dem kleinen Raum brannte.
„ Also, wir sind uns einig?“, fragte Cul über den Tisch hinweg Salina und Samil, deren Gesichter im fahlen Kerzenschein seltsam glühten. Beide nickten zustimmend.
„ Ja“, wiederholte Salina noch einmal. „Du Samil wirst bei den Reitern bleiben und somit den Schutz unserer Soldaten im Norden übernehmen, ich werde mich hinter den zu Fuß kämpfenden im Osten halten und du, Cul, wirst auf den Mauern der Stadt bleiben und das schmale Stück freies Land im Westen und die südliche Stadtmauer schützen.“
Als keiner der beiden anderen etwas erwiderte, blickte Salina noch kurz auf die flackernde Kerze, dann stand sie auf.
„ Gut! Wir müssen mit Hael, Allon und Melin sprechen und herausfinden, an wen wir uns zu halten haben. Ich bin sicher, dass morgen alle Vorbereitungen abgeschlossen sind!“
Am Abend des nächsten Tages stand Alvion in der Nähe des Osttores auf der Stadtmauer und blickte über die Ebene vor der Stadt auf eines der fünf Lager, die die feindliche Armee um die Stadt herum bezogen hatte. Zuvor hatte er einen Rundgang auf der Mauer gemacht und versucht, sich ein Bild der gesamten Lage zu machen. Perlia war eingeschlossen! Im Westen der Stadt hatte er beobachten können, wie auf einer Strecke von vielen Meilen der Zugang zu den Wäldern von feindlichen Soldaten blockiert worden war. Dort waren parallel zur Stadt ein Graben und ein Wall angelegt, und beides mit allerlei tückischen Fallen so gut wie unpassierbar gemacht worden. An den Wald selbst hatten sich die Feinde allerdings nicht herangewagt, trotzdem war dieser aus der Stadt unerreichbar. Allerdings war ein
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