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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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ich dagegen hatte schon von Geburt an diesen leicht grünlichen Schimmer darin, ebenso wie Lyria. Irgendwann einmal hatte meine Mutter sich noch neben mein Bett gesetzt, lange in meine Augen geblickt und zu mir gesagt, dass solche Augen etwas ganz besonderes waren, denn Lyria und ich waren die Ersten in der Familie, seit über hundert Jahren, die diese Augenfarbe bekommen hatten. Leider erhielt ich niemals mehr die Gelegenheit, sie danach zu fragen.
     
    Nach und nach verschwanden meine Freunde in den kleinen Gassen der Stadt und liefen nach Hause, ich dagegen blieb noch auf dem Marktplatz und betrachtete sehnsüchtig das Gebäude der Akademie, während ich auf Lyria wartete, um mit ihr zusammen nach Hause zu gehen. Einige Leute standen vor den Läden, die die Waren aus Solien und anderen Ländern anboten, einige Händler hatten sich vor dem Gebäude der Händlervereinigung versammelt und unterhielten sich, doch im Vergleich zu dem Trubel, der am Abend hier herrschen würde, war es geradezu beschaulich. Fast sehnsüchtig schaute ich zu ihnen herüber, denn natürlich hätte es mir auch gefallen, mit ihnen auf große Fahrt zu gehen und die fernen Länder Septrions und Meridias kennenzulernen. Dies hatte mein Vater einst getan, denn er war jünger als mein Onkel gewesen, sodass er nicht auf dem Bauernhof meiner Großeltern im Landesinneren bleiben musste. Meine Großeltern hatten ihn eigentlich auf die Akademie schicken wollen, doch mein Vater heuerte stattdessen auf dem Schiff eines Händlers an. Selten hatte er von seinen Abenteuern erzählt, doch immer, wenn er dies tat, leuchteten seine Augen auf, allerdings war manchmal auch ein trauriger Ausdruck zu erkennen. Als ich meine Mutter einmal danach fragte, meinte sie, ich solle ihn nicht danach fragen. Einmal erzählte sie noch, dass er einige Jahre nicht zur See gefahren, sondern in Solien gewesen war, während dort immer noch Krieg herrschte.
    „ Wenn seine Augen so traurig aussehen, Alvion, dann denkt er an die Dinge zurück, die er damals gesehen und erlebt hat. Er spricht nie darüber, aber diese Erlebnisse in Solien setzten seinem Fernweh ein Ende, sodass er endgültig nach Alyra zurückkehrte und sein Handwerk erlernte. Dort lernte ich ihn kennen und wusste sofort, dass er derjenige war, den ich heiraten wollte!“, begann meine Mutter mit träumerischem Blick zu schwärmen, während sie mir durchs Haar strich. Ich habe ihn nie nach seinen Erlebnissen in Solien gefragt, sondern war froh, dass er nach Hause zurückgekehrt war und meine Mutter geheiratet hatte. Da er sesshaft geworden war, schien seine Abenteuerlust auf mich übergesprungen zu sein, denn ich sah mich damals oft in meiner Phantasie an der Reling eines Schiffes lehnen, das mit Wind in den Segeln aufs Meer hinausfuhr. Plötzlich erhielt ich einen leichten Schubser, der mich aus meinen Träumereien riss und blickte in das lachende Gesicht meiner Schwester.
    „ Wovon träumst du denn schon wieder?“, fragte sie lächelnd und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    „ Glaubst du, sie lassen mich mit einem Händler zur See fahren?“, fragte ich sie, anstatt zu antworten, und dachte wieder sehnsüchtig an das Schiff zurück, sodass ich beinahe meinte, das leichte Schaukeln auf den Wellen zu spüren. Lyrias Mundwinkel verzogen sich nun zu einem spöttischen Lächeln.
    „ Sorge erst einmal dafür, dass du nächste Woche die Schule beendest, kleiner Bruder, dann kannst du immer noch verkünden, dass du ein großer Seefahrer werden willst. Aber ich glaube nicht, dass unsere Eltern begeistert sein werden! Außerdem wechselst du deine Vorlieben beinahe öfter als deine Kleidung, also entscheide dich erst einmal, ob du nun ein Schmied, ein Gelehrter oder ein Seemann werden willst, bevor du unsere Eltern zu Tode erschreckst. Und jetzt komm, Alvion, Mutter wartet sicher schon mit dem Essen.“
    Einen Moment lang blickte ich noch auf das Gebäude der Händlervereinigung, dann drehte ich mich um und lief mit Lyria zusammen den altbekannten Weg durch die Gassen nach Hause.
     
    Wir saßen gerade um den Tisch herum und wollten anfangen zu essen, während ich überlegte, wie ich meine Eltern überzeugen konnte, dass ich unbedingt Seefahrer werden musste. Vielleicht war es am besten, meinen Vater daran zu erinnern, was er selbst einmal beschlossen hatte, vielleicht war das aber auch genau das Falsche.
    „ Alvion, starre keine Löcher in die Luft, deine Suppe wird kalt!“, ermahnte mich meine Mutter mit einem

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