Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Gattin und beschloss, ihr wieder einmal zu schreiben, da er sie immer noch gerne mochte. Sie waren eine Vernunftehe eingegangen, der jedoch keine Kinder entsprungen waren und schon bald hatten sie sich darauf geeinigt, freundschaftlich miteinander umzugehen, ohne sich selbst etwas zu entsagen. Auch in dieser Beziehung hatte Melior das Beste herausgeholt, denn Tema Roxin war vollends erfüllt von ihrer Aufgabe und trachtete nicht danach, Königin zu werden.
Danach traf sein Finanzminister Galateas ein, ein alter Mann in weißer Robe, der stets einen müden und greisen Eindruck machte, während seine zusammengekniffenen Augen alles andere als müde funkelten und er seine Pflichten äußerst gewissenhaft und unauffällig erledigte. Auch jetzt schien es, als würde er die anderen Anwesenden gar nicht wahrnehmen, sondern ein Schläfchen halten, doch Melior wusste, dass ihm kein einziges gesprochenes Wort entging. Dann waren die beiden Verbindungsmänner zu den Armeen an der Südmauer und der Mauer des Ennos erschienen, Motus und Aslan. Motus war ein hochgewachsener, kräftiger Mann in seinen besten Jahren, mit kurzem Stoppelschnitt und strengen Gesichtszügen. Aslan dagegen war kleinwüchsig, trinkfreudig und nahm es mit militärischer Disziplin nicht allzu genau, doch hinter seiner redseligen Fassade und seinem steten Lächeln in seinem runden Gesicht verbarg sich ein äußerst kluger Taktiker. Obwohl beide kaum eine Gelegenheit ausließen, miteinander zu streiten, hatten sie vor Wochen bewiesen, dass sie durchaus zusammenarbeiten konnten. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie nach Eintreffen der Nachricht vom Überfall Meridias die ersten Maßnahmen eingeleitet, um dieser Gefahr zu begegnen und dabei an jedes Detail gedacht. Als Melior selbst in aller Eile von seinem Landsitz nach Vylaan zurückgekehrt war, war bereits alles Wichtige in die Wege geleitet worden, ohne dass er vorher gefragt worden war. Doch er vertraute seinen Beratern und erwartete auch von ihnen, dass sie selbstständig handelten und nicht mit jeder Kleinigkeit belästigten. In diesem Fall lag es zwar anders, doch die ergriffenen Maßnahmen waren richtig, sodass er sie nachträglich gebilligt hatte. Dass Motus und Aslan getrennt voneinander ob ihrer Eigenmächtigkeit jeweils den anderen in Schutz nahmen und Melior baten, nur sich selbst als verantwortlich anzusehen und zu bestrafen, falls ihr Verhalten falsch gewesen war, warf ein sehr bezeichnendes Licht auf die vermeintliche Rivalität der beiden. Auch Saverio Linom, der Kommandant der königlichen Garde, die nur zum Schutze Vylaans und des Königs geschaffen worden war, war anwesend. Er war ein absoluter Mustersoldat, etwa so alt wie Motus, jedoch bis in die Haarspitzen durchtrainiert, mit einem vernarbten Gesicht und wachen Augen. Neben dem redseligen Aslan saß Talon Liguros, der Botschafter Zals. Obwohl er für einen Zal groß gewachsen war, reichte er Aslan gerade einmal bis ans Kinn, war jedoch wesentlich breiter gebaut als dieser, ohne dadurch dick zu wirken. Wie alle Angehörigen seines Volkes war auch er sehr gesellig, redselig, lautstark und trinkfreudig. Von seinem Gesicht war außer der dicken Knollennase und seinen kleinen Augen nichts zu erkennen, da er den bei Männern seines Volkes üblichen Vollbart trug, der ihm weit über das Kinn reichte. Als Letzte war wiederum eine Frau erschienen, Urania Blis, die Botschafterin Argions. Sie war eine hübsche, relativ junge Frau, deren bläuliches Hautschimmern ihr eine unheimliche Aura verlieh. Ihr hübsches, von weißblonden, langen Haaren umrahmtes Gesicht war gezeichnet von tiefer Sorge um ihre Heimat, denn seitdem die Armeen Meridias die Mauern des Ennos erreicht hatten und große Heere nach Argion einmarschiert waren, hatte es von dort nur noch spärliche Nachrichten gegeben. Man wusste allerdings, dass gigantische Feuer in den riesigen Wäldern wüteten, denn die gewaltigen Rauchwolken waren bis weit nach Zentralsolien hinein zu sehen gewesen. Ebenso war beobachtet worden, dass vor wenigen Wochen noch gewaltige Verstärkungen nach Argion gebracht worden waren. Sie setzten sich offensichtlich äußerst tapfer und zäh gegen die Eroberung ihres Landes zur Wehr.
Dennoch wagte Melior nicht einmal darüber nachzudenken, wie schlimm die Länder dieses treuen Verbündeten in Mitleidenschaft gezogen werden mussten und wie sehr die Wunden ihres Landes und die vielen Gefallenen die Argion schmerzen mochten, er dachte an die Not und das Elend der
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