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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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überhaupt noch lebt!“, erwiderte Melin mit gesenktem Kopf. „Normalerweise hätte ich Euch nicht damit belästigt, da dies nun einmal der Lauf der Dinge ist, doch in diesem Fall glaubte ich, dass es von persönlichem Interesse für Euch sein könnte!
    „ Es ist schon gut, Melin! Wo habt Ihr den Verletzten?“, fragte sie, ohne seinen letzten Worten die nötige Beachtung zu schenken.
    „ Er liegt im Nebenzimmer, Salina!“, antwortete Melin mit bedrückter Miene und wagte nicht, Salina anzublicken. Zunächst deutete sie dies als Zeichen seiner persönlichen Sorge um den Verletzten und nahm an, dass es ein naher Verwandter Melins war, vielleicht sogar sein Sohn, der den Befehlshaber der Armee dazu bewogen hatte, sich in der Hoffnung auf ein Wunder an die Magier zu wenden, obwohl er eigentlich hätte wissen müssen, dass seine Hoffnung vergebens war. Die Magier griffen so gut wie niemals in den Kreislauf des Lebens ein, doch sie konnte sich den Verwundeten immerhin einmal ansehen, also folgte sie Melin bis zur Tür zum großen Wohnraum.
    „ Wartet in der Halle!“, rief Melin in den Raum hinein und gleich darauf kamen zwei Soldaten aus dem Raum und gingen an Salina vorbei ohne sie anzublicken. Als Melin keine Anstalten machte, den Raum zu betreten, ging Salina an ihm vorbei und betrat das von einer einzigen Laterne nur schwach erhellte Zimmer. Die Soldaten hatten die Bahre mangels Platz einfach auf den Boden gestellt, doch zunächst hatte Salina Schwierigkeiten etwas zu erkennen. Erst als ihre Augen sich an das trübe Licht gewöhnt hatten und sie zwei Schritte näher getreten war, erkannte sie ihn und meinte im gleichen Augenblick, dass ihr das Herz stehen bliebe. Bestürzt kniete sie sich neben Alvion, dessen Gesicht unnatürlich bleich und mit Schweißperlen bedeckt war. Seine Stirn war glühend heiß, als sie ihre Hand darauf legte und vorsichtig das Hemd des Bewusstlosen öffnete. Seine Brust war sauber verbunden worden, doch es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass die Wunde lebensgefährlich entzündet war und Alvion kaum noch eine Chance besaß, zu überleben.
    „ Bei den Göttern, Alvion, was ist nur geschehen?“, fragte Salina leise mit Tränen in den Augen und berührte seine glühende Wange. Trotzdem schien Melin sie gehört zu haben, denn von der Tür her erklang seine Stimme.
    „ Es geschah auf einer Patrouille, während der Nacht und ist bis jetzt ein Rätsel. Seine Männer berichteten nur von einem kurzen Scharmützel mit einigen Deserteuren, die keinerlei Gefahr darstellten. Er muss wider jede Vernunft gehandelt haben! Die Wunde ist tödlich, das sah ich auf den ersten Blick, als sie ihn ins Lager brachten und wie gesagt, es grenzt schon an ein Wunder, dass er den Transport hierher überlebt hat. Ich dachte aber, da er Euch auf dem Schlachtfeld das Leben gerettet hat, sollte er vielleicht doch noch den letzten Strohhalm ergreifen dürfen, wenn es denn einen gibt. Wenn es Euch recht ist, lasse ich ihn in Eurer Obhut, Salina, vielleicht vermögt Ihr es ja, ihm doch zu helfen.“
    Salina hatte seinen Worten gelauscht, ohne den Blick von Alvion zu nehmen, jetzt aber wandte sie sich noch einmal zur Tür, wo Melin immer noch mit betretener Miene stand und wartete.
    „ Es ist gut, Melin, ich danke Euch. Lasst ihn hier, ich werde mich um ihn kümmern!“
     
    Als Melin und die beiden Soldaten das Haus wieder verlassen hatten, kniete Salina immer noch über Alvion und versuchte, den übermächtigen Schmerz zurückzudrängen, der sich ihrer bemächtigt hatte. Tränen liefen ihr die Wangen herab, bis es ihr schließlich gelang, sich zu fassen und sich trotzig zu erheben. Ruhig überlegte sie ihre nächsten Schritte, dann machte sie sich mit Entschlossenheit ans Werk, Alvions Leben um jeden Preis zu retten, was immer es auch kosten würde. Sie wusste, dass das, was sie zu tun beabsichtigte, verboten war, doch das kümmerte sie in diesem Moment nicht. Nochmals berührte sie Alvions Stirn und flüsterte ihm leise ins Ohr:
    „ Halte durch, Alvion! Stirb mir jetzt bloß nicht, hast du gehört?“
    Dann verließ sie den Raum und begann mit ihren Vorbereitungen. Sie würde die Zauber alleine wirken müssen, denn sie wollte von keinem ihrer Ordensgeschwister verlangen, sich an ihrem verbotenen Tun zu beteiligen.

K apitel 19
    Melior, König von Solien, stand am Fenster seines Schlafgemachs und blickte auf das in der Morgensonne glänzende Vylaan herab. Die Stadt wirkte friedlich und ruhig, doch bald

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