Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Bevölkerung Soliens, die schutz- und schuldlos solches Elend ertragen musste. Er fühlte unbezähmbare Wut in sich aufsteigen und schwor sich, nichts unversucht zu lassen, um die noch freien Teile Soliens vor dem gleichen Schicksal zu bewahren. Er scheuchte diese Gedanken beiseite, erhob sich und breitete seine Arme in einer gebieterischen Geste aus, woraufhin die Gespräche verstummten und sich alle Augen auf ihn richteten.
„ Ich bedanke mich, dass Ihr alle so schnell auf meinen Ruf reagiert und Euch hier eingefunden habt. Es gibt wichtige Neuigkeiten, die Ihr als meine Berater wissen solltet! Heute Morgen erhielt ich überraschend Besuch vom Hüter des Ordens vom Seelenwald, der mich ausführlich über die Lage in ganz Septrion in Kenntnis setzte.“
Als er sofort von mehreren Seiten mit aufgeregten Fragen bestürmt wurde, hob er abwehrend die Hände.
„ Ich bitte Euch, hört mir erst zu und unterbrecht mich nicht! Nach meinem Bericht könnt Ihr Eure Fragen stellen.“ Obwohl als Bitte formuliert, stellte dieser Satz selbstverständlich einen klaren Befehl dar.
Seine Zuhörer beruhigten sich und blickten dem König gespannt entgegen, woraufhin Melior zu sprechen begann.
„ Ich beginne mit den Neuigkeiten, die ich aus dem Südwesten habe, dort ist leider eingetroffen, was zu befürchten stand: Nach der Vereinigung seiner großen Flotten konnte der Feind seinen Angriff auf Ulyssa beginnen, da es leider nicht gelungen ist, ihm die Überquerung des Quus zu verwehren. Neben zigtausenden Flüchtlingen versammelten sich in der Umgebung der Stadt alle verfügbaren Streitkräfte, noch um einiges aufgestockt durch die großen Verstärkungen der Zal, für die wir ewig dankbar sein werden! Durch kluges Handeln konnte die königliche Gesandte Talida eine Übereinkunft mit mehreren mächtigen Piratenfürsten schließen, die nunmehr zu unseren Verbündeten zählen. Allerdings kam es in Ulyssa zu einer äußerst gefährlichen Entwicklung, die wir von nun an immer im Gedächtnis haben sollten. Auf unbekannte Art und Weise bewirkte der Feind den Verrat einiger hochrangiger Offiziere, die dafür sorgten, dass die schweren Kämpfe im Umland Uylssas verloren gingen. Talida gelang es, die Verschwörung aufzudecken und die Verräter hinrichten zu lassen, doch Ulyssa war nicht mehr zu retten. Unter wagemutigstem Einsatz der Flotte, der Piraten und zahlreicher Händler gelang es zumindest, den Großteil unserer Truppen und viele Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. Talida zog sich mit den Streitkräften bis nach Vim zurück und dürfte derzeit damit beschäftigt sein, die Stadt und deren fruchtbares Umland zu befestigen, ebenso, wie sie bereits Anweisungen erteilte, den Kupferpass zu sperren. Vorerst also dürfte sich die Lage beruhigt haben, das Meer ist noch bis auf Höhe Ulyssas in den Händen unserer Flotte, was es dem Feind auf längere Zeit unmöglich machen dürfte, weiter nach Westsolien vorzustoßen, da zwischen Vim und Ulyssa über tausende von Meilen nichts als Wüste liegt. Eine Streitmacht dort hindurchzuschicken und zu versorgen, dürfte nahezu unmöglich sein. Dennoch, Vim wird das nächste Ziel sein, auf die ein oder andere Weise, außerdem haben wir die eingetretene Beruhigung der Lage mit dem Verlust riesiger Gebiete und zigtausenden Toten bezahlt!“
Melior hielt einen Moment lang inne, trank einen Schluck Wasser und betrachtete die Anwesenden, die allesamt sehr nachdenklich wirkten, sich jedoch an seine Anweisung hielten, erst hinterher Fragen zu stellen. Also fuhr er fort, nachdem er sich nochmals die Lippen befeuchtet hatte, und wandte sich mit einem Ausdruck des Bedauerns direkt an Urania Blis.
„ Aus Argion war uns bisher bekannt, dass der Feind sich den Übergang über die Isaria erzwang und während seines Vormarsches große Teile der südlich liegenden Wälder des Landes niederbrannte. Leider habe ich keine guten Nachrichten für Euch, meine liebe Urania. Das größte Heer, welches Euer Volk je aufgestellt hat, unterlag nach langem, tapferem Kampf vor den Toren Thebans und viele tausend tapfere Argion ließen ihr Leben. Eure Hauptstadt wurde mittlerweile erobert und dem Erdboden gleichgemacht und die Feinde belagern nun die innere Zitadelle, wo sich die letzten Reste des Heeres verschanzt haben. Ich bitte Euch, meine aufrichtige Anteilnahme entgegen zu nehmen! Wäre ich in der Lage gewesen, Hilfe zu schicken, hätte ich es ohne zu Zögern getan. Es wird kein Trost für euch sein, doch die Verluste,
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