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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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hundert Meilen, Tian, fast hundert Meilen! Unsere Vorväter wollten auf dem letzten Fluchtweg vermeiden, den Belagerern in die Hände zu laufen und sicherstellen, dass die Zitadelle niemals ausgehungert werden kann.“
    „ Aber was ist mit den Magiern des Feindes? Sie werden uns aufspüren und am Ende des Tunnels wird man uns erwarten und gefangen nehmen!“, warf Tian ein.
    „ Sorgt Euch nicht darum, Tian, niemand wird uns erwarten! Wenn es unseren Feinden überhaupt noch gelingt zu entdecken, dass wir entkommen sind, wird es zu spät sein. Außerdem ist der Tunnel durch einen Zauber geschützt! Kein Magier kann ihn entdecken, sonst wäre das längst geschehen!“
    „ Aber …“, begann Tian, „wollt Ihr damit sagen, ein Magier hat sich tatsächlich einst bereit erklärt, das zu tun? Ist das nicht gegen ihr Gelübde?“
    „ Als dieser Tunnel angelegt wurde, gab es den Orden vom Seelenwald noch nicht, Tian. Kein Magier Septrions war an irgendein Gelübde gebunden! Aber es war kein Magier, zumindest keiner, wie wir ihn kennen, der dies getan hat.“
    „ Wer war es dann? Wer außer einem Magier hat die Macht, einen solchen Zauber zu weben?“
    „ Die Lynen haben diese Festung erbaut, Tian!“
    Einen Augenblick lang, war Tian sprachlos, ehe er schließlich langsam weitersprach.
    „ Lynen? Hier in Argion? Aber wie ...“
    „ Ich weiß auch nicht viel mehr, Tian!“, antwortete Nathan leise. „Sprecht das nicht zu laut aus, es ist ein uraltes Geheimnis. Ja, es waren Lynen, in alten Zeiten, von denen heute keinerlei Zeugnisse mehr vorhanden sind, lebten auch Lynen in Argion. Sie halfen damals unserem Volk, diese Festung zu errichten. Mehr kann ich Euch dazu auch nicht sagen, denn mehr ist nicht darüber bekannt. Seid jedenfalls sicher, dass uns niemand am Ende des Ganges erwarten wird.“
    „ Und was werden wir dann machen, Nathan?“
    „ Wir ziehen uns in die Wälder zurück, oder wenn es nötig ist, sogar in die Berge! Solange noch irgendwo ein einziger Argion lebt, wird es jemanden geben, der für die Freiheit unseres Landes kämpft!“
     
    Während der folgenden Tage verloren die Flüchtenden unter der Erde jedes Gefühl für Tages- oder Nachtzeiten. Das fahle Licht der Fackeln hielt den Gang immer im selben Licht gefangen. Schritt um Schritt rückten die enttäuschten Verteidiger der letzten Bastion Argions durch die Dunkelheit vor, bis sie schließlich nach etwa sechs Tagen an das Ende des Ganges kamen. Es blieb dunkel, als Tian an der Seite von Nathan in eine kleine Halle trat, die nun, laut Nathan, das Ende des Ganges darstellte. Am anderen Ende der Halle führte eine steinerne Treppe nach oben, die direkt unter der Decke endete.
    Als Tian an der Seite Nathans die Stufen nach oben gestiegen war, half er ihm, sich gegen die steinerne Falltür zu stemmen, die den Weg nach draußen versperrte. Helles Tageslicht fiel durch den ersten kleinen Spalt und gleich darauf hatten sie es geschafft. Mit einem lauten Krachen kippte die Falltür nach vorne und gab den Weg frei.
     
    Nach langen Wochen im Berg und Tagen unter der Erde kletterten die Geflohenen nacheinander hinaus ins Freie, wo die meisten entkräftet im Innenhof der verfallenen Ruinen eines großen Landhauses zu Boden sanken. Nachdem auch sie kurz gerastet hatten, verließen Tian und Nathan den Ort durch die Überreste eines großen, bogenförmigen Tores. Die Ruine lag an einem Hang und war vor endlosen Zeiten wohl der Landsitz eines Edelmannes gewesen, als es dergleichen in Argion noch gab. In früheren kriegerischen Zeiten war sie sicherlich instand gehalten worden und bemannt gewesen, doch irgendwann hatten sich die Argion zu einem friedliebenden Volk entwickelt und das Gebäude dem Zahn der Zeit und dem Wirken des Wetters überlassen. Außerdem gab es in Argion, genau wie im übrigen Septrion, seit langer Zeit keine Edelleute mehr. Jener Stand, der sein Recht zu herrschen nur aus der Geburt ableitete, war nach und nach von verschiedenen Königen aller Länder immer weiter seiner Privilegien beraubt worden. Nachdem auch noch das Gesetz erlassen worden war, das es verbot, einen anderen Titel als die von den Königen verliehenen zu führen, war der Stand der Edlen schließlich verschwunden. An seine Stelle traten überall die Ratsversammlungen und die königlichen Gesandten, sowohl in Solien, wie in Argion, nur wurden sie dort „Gefährten des Königs“ genannt.
     
    Hinter ihnen kamen weitere erschöpfte Kämpfer aus der Ruine, in deren Innenhof

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