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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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ehe er wieder in den Raum zurückkehrte und vorsichtig die schmalen Stufen hinab in den Stollen lief. Es waren nicht viele Stufen, vielleicht hundert, ehe die schmale Treppe auf einen breiteren, ebenen Gang traf, der nach Westen zu führen schien. An den Seiten des Ganges brannten im Abstand von vielleicht zwanzig Schritt an den Wänden hängende Fackeln und spendeten gerade genug Licht. Tian leuchte am Fuß der Treppe die Wand neben sich mit seiner Fackel ab und entdeckte schnell jenen kleinen Hebel, von dem der Blaugewandete gesprochen hatte. Er steckte sein Schwert ein, dann zog er den Hebel heraus so weit es ging und drückte ihn, ohne große Kraft aufwenden zu müssen, nach unten. Durch den Hebel in seiner Hand spürte er, wie irgendwo ein uralter Mechanismus einrastete, dann hörte er mehrmaliges Poltern und sah feinen Staub von der Decke des schmalen Ganges auf die Stufen herabrieseln. Schnell wurden größere Gesteinsbrocken daraus, sodass Tian sicher war, dass der Gang bald verschlossen sein würde. Er wandte sich um und begann, den Fliehenden zu folgen.
     
    Es hatte nicht lange gedauert, bis er das Ende des Zuges erreicht hatte, da eine so große Gruppe erfahrungsgemäß langsamer vorwärtskam. Der Gang schien meilenweit unter der Erde zu verlaufen, und während Tian dem Zug Stunde um Stunde folgte, fragte er sich, wo sie wohl wieder ans Tageslicht kommen würden. Nach mehreren Stunden stockte ihr Vormarsch auf einmal, gleich drauf wurde von vorne nach hinten der Befehl weitergegeben, eine kurze Rast einzulegen.
    Während sich alle Geflüchteten erschöpft zu Boden sinken ließen, schärfte Tian den letzten Kriegern des Zuges ein, die Nachhut zu bilden und aufzupassen, dass niemand zurückblieb, er selbst machte sich daran, an die Spitze zu gelangen. Er tastete sich vorsichtig zwischen den Sitzenden einige Minuten lang weiter nach vorne und erreichte die Spitze, gerade als der Befehl zum Aufbruch nach hinten gerufen wurde und die Sitzenden sich langsam wieder erhoben.
    „ Wartet!“, rief Tian, als er den Blaugewandeten endlich vor sich an der Spitze des Zuges sah. „Ich werde Euch begleiten!“, keuchte er hervor, als er nach Atem schöpfend vor dem Blaugewandeten zum Stehen kam. Trotz des nur trüben Lichtes, den die wenigen Fackeln spendeten, konnte Tian den prüfenden Blick des anderen erkennen. Nach kurzem Überlegen nickte er. Gleich darauf erreichten die Rufe von hinten, dass alles bereit zum Aufbruch war, die Spitze und der Blaugewandete setzte sich wieder in Bewegung.
    „ Vorwärts!“, rief er und drehte sich kurz nach hinten, dann leuchtete er den dunklen Gang vor sich so gut es ging, mit seiner Fackel aus. Die Nachfolgenden zündeten die an den Wänden hängenden Fackeln an, um nicht im Dunkeln laufen zu müssen.
    „ Wie ist eigentlich Euer Name?“, fragte der Blaugewandete den neben ihm laufenden Tian, ohne seinen Kopf zur Seite zu drehen.
    „ Ich bin Tian Lux!“, antwortete Tian, „und der Eure?“
    „ Nathan, Nathan Quinis! Ich bin, nein, ich war ein Vetter des Königs“, sagte er traurig.
    „ Wie kommt es, dass Ihr nicht bei ihm gewesen seid, als die Zitadelle fiel?“, fragte Tian, ohne zu überlegen. Das erste Mal blickte Nathan zu ihm herüber, seine Augen funkelten wütend und in seinem Gesicht stieg der Zorn auf.
    „ Ich bin bei ihm gewesen! Ich war bei den wenigen, die versuchten, sich mit ihm nach unten durchzuschlagen. Wir hatten es fast geschafft, als auf einmal weitere feindliche Krieger auftauchten und uns den Weg versperrten. Es gelang uns, uns bis zum Anfang des Ganges ins Innere vorzukämpfen und wir versuchten eine Kette zu bilden, um dem König das Entkommen zu ermöglichen, doch dann packte mich jemand, zerrte mich nach hinten und gab mir einen kräftigen Stoß. Als ich mich wieder umwandte, sah ich den König. Zwei Pfeile steckten in seiner Brust! Er löste den Mechanismus aus und brachte den Gang zum Einsturz. Hätte er mich nicht weggezogen und sein Leben geopfert, nichts hätte mich zur Flucht bewegen können!“
    „ Verzeiht mir, Nathan, ich wollte Euch nicht beleidigen. Ich zweifle nicht an Euren Worten!“, sagte Tian schnell.
    Während der nächsten Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her, bis Nathan das Gespräch schließlich wieder aufnahm.
    „ Wir werden noch einige Zeit brauchen, ehe wir hier herauskommen.“
    „ Ist dieser Gang denn so lang?“, fragte Tian und war froh, dass Nathan das ihm unangenehme Thema beiseiteschob.
    „ Fast

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