Alvion - Vorzeichen (German Edition)
des Feindes hatten es weiterhin mit ihren Kräften versucht, doch die Magier in der Festung waren stets auf der Hut gewesen und hatten bisher allen Angriffen standhalten können. Doch an diesem unheilvollen Herbsttag, der so langweilig wie jeder andere begonnen hatte, war die Festung schließlich zum Untergang verdammt gewesen. Der strahlende Sonnenschein des Hochsommers hatte angesichts der Entwicklung, die heute ihren Lauf nehmen sollte, schließlich fast höhnisch gewirkt. Die Belagerten hatten abwechselnd in ihren Stellungen Dienst getan und ein Teil war immer an der gerade von der Sonne beschienen Seite der Festung, um ihre warmen Strahlen zu genießen, denn natürlich war es innerhalb der Festung nur an den Feuern angenehm warm, ansonsten aber feucht und kalt. Am späten Nachmittag hatte wieder ein Angriff der Magier eingesetzt und zunächst dichte Nebelschwaden um die Festung gehüllt, bald darauf waren abwehrende Windböen aufgekommen, die der Feind ebenso erwiderte. Ein unbeschreibliches Schauspiel spielte sich vor den Augen der Argionkrieger ab, dem sie, wie immer, nur machtlos zuschauen konnten. Bald darauf begannen auch noch, feurige Wolken um den Berg zu toben, kurz darauf begann es zur Antwort, zu regnen. Gewitterwolken zogen auf, Blitze zuckten herab und prallten an einem unsichtbaren Schild um die Festung herum ab, gewaltige Donnerschläge ertönten, so laut, dass die Verteidiger das Gefühl hatten, in einer riesigen Glocke eingeschlossen zu sein. Zuletzt setzte auch ein bedrohliches Zittern der Erde ein, das immer wieder abschwoll, dann wieder anschwoll, während um den Berg herum die Elemente in wahnsinnigem Chaos tobten, sodass sich niemand mehr auf die Plateaus wagte. Tian betrachtete das Schauspiel mit einem unguten Gefühl im Bauch, da die feindlichen Magier anscheinend alle ihre Kräfte aufwendeten, um eine Entscheidung herbeizuführen. Zusätzlich dazu waren das erste Mal seit Wochen wieder Versuche der regulären Truppen im Gange, die Festung an ihrem verschlossenen Eingang aufzubrechen und in das Innere zu gelangen. Diese Versuche waren erst spät bemerkt worden, da die Magier anscheinend vollends mit der Abwehr der übernatürlichen Angriffe beschäftigt waren. Jedenfalls hatte irgendwann ein aufmerksamer Krieger bemerkt, dass unterhalb der Festung an ihrem ehemaligen Eingang dutzende gewaltiger Sturmdächer zu sehen waren, unter denen vermutlich arme Geschundene versuchten, den Eingang zur Festung wieder freizulegen. Daraufhin wurden sie natürlich mit einem wilden Hagel aus Wurfgeschossen belegt: Kochendes Pech, flüssiges Metall und Felsbrocken aller Art fielen, allerdings ungezielt, auf die Angreifer herab. Den Sinn dieser Bemühungen vermochte Tian noch nicht zu erkennen, da es Monate gedauert hätte, jenen Eingangsstollen wieder frei zu hacken. Als es bereits zu spät war, erkannte er ihn dann. Während die magische Schlacht mit aller Heftigkeit tobte, war dieser Angriff nur zur Ablenkung bestimmt gewesen! Es musste bereits tiefste Nacht geworden sein, als in Windeseile eine schreckliche Nachricht die Runde gemacht hatte. Anscheinend waren überall aus Solien weitere Magier des Feindes nach Argion befohlen worden, so dass ein solches Übergewicht herrschte, dass die vier Magier und die beiden Schüler an ihrer Seite zu beschäftigt mit der Abwehr waren, um die List der Feinde zu bemerken. Mit wirren Worten berichteten die Männer die von oben herabgekommen waren, dass feindliche Truppen auf das Hochplateau gelangt waren, entweder waren sie geklettert und wegen des Tosens der Elemente nicht bemerkt worden oder auf unbekannte Art und Weise hinauf gelangt. Dies war aber auch nicht mehr wichtig, jedenfalls waren sie dort oben. Nur Minuten später verbreitete sich unter den Truppen der Befehl, nach unten auf die erste Ebene zu kommen, da nichts mehr zur Verteidigung getan werden konnte, weil der Feind bereits ins Innere des Berges vordrang. Wie betäubt war Tian zusammen mit anderen diesem Befehl nachgekommen und dem gewundenen Gang in die tiefer gelegene Ebene gefolgt. Gerade als er auf der untersten Ebene ankam und die verängstigten, ungläubigen Gesichter der anderen Krieger sah, glaubte er zu hören, dass es weiter oben bereits zu Kampfhandlungen kam. Gleich darauf stürzte ein Mann im blauen Waffenrock aus dem Gang, er war schweißüberströmt und namenloses Entsetzen verzerrte sein junges Gesicht. Einen Moment schien er ratlos und nahe daran, unter den wartenden Blicken der
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