Alvion - Vorzeichen (German Edition)
lenken hatte und so begann sich gleich darauf die Oberfläche der Flüssigkeit zu kräuseln, als würde ein leichter Windhauch durch den Raum streifen. Dann begann es blau zu schimmern, als hätte man eine blaue Flüssigkeit hinein geschüttet, diese begann zu wirbeln und in den verschiedensten Farben zu schillern, ehe sie sich plötzlich beruhigte und aufklarte, und dann den Blick auf einen weit entfernten Ort freigab. Salinas Gesicht erschien vor Zelio, abgekämpft, traurig und verzweifelt.
„ Meister Zelio, könnt Ihr mich hören?“ wiederholte sie ihre Worte mit zitternder Stimme.
„ Ja, mein Kind, ich höre und sehe dich!“, sagte Zelio mit ruhiger Stimme und spürte sofort, wie ihn tiefe Besorgnis überfiel. Umgekehrt konnte Salina Zelio nun zwar hören, aber nicht sehen, denn über die Quelle der Seelen konnten Magier über tausende von Meilen miteinander sprechen, aber nur, wenn ein weiterer Magier das Tor geöffnet hatte und als Vermittler fungierte. Den Gesprächspartner sehen konnte nur derjenige, der vor der Quelle saß.
„ Salina, was ist geschehen? Du wirkst müde und verzweifelt!“
In Salinas Augen schimmerten Tränen und einen Moment drohte ihr die Stimme zu versagen, doch dann gelang es ihr, zu sprechen.
„ Es dauerte nur Stunden, Meister! Die Schlacht … sie ging verloren und tausende Soldaten starben und ich konnte es nicht verhindern!“
Einen Augenblick lang war Zelio wie erstarrt, doch er konnte seit jeher blitzschnell eine neue Situation und deren Bedeutung erfassen, und sich darauf einstellen.
„ Berichte, Salina!“, befahl er und zwang sich selbst, ruhig zu bleiben.
„ Magier, Zelio, mindestens vier von ihnen! Ich konnte nichts tun! Einer lenkte mich bereits so sehr ab, dass ich die Zauber der anderen nicht einmal bemerkte! Ich konnte Euch nicht erreichen und um Rat fragen, sodass ich keine andere Möglichkeit sah, als der Armee Soliens beizustehen, als ich feststellte, dass der Orden von Fran in den Krieg gezogen ist. Ich habe das Gelübde gebrochen!“
Die letzten Worte hatte sie nur noch geflüstert, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Zelio fühlte sich wie erschlagen und machte sich sofort schwere Vorwürfe, dass er nicht, wie geplant, zurückgekehrt war. Dann aber fasste er sich und ließ Salina ausführlich berichten, was sich ereignet und was sie getan hatte. Als sie ihren Bericht beendet hatte, fühlte er, dass er selbst nicht anders gehandelt hätte.
„ Sorge dich nicht wegen des Gelübdes, Salina, und mache dir keine Vorwürfe! Du standest mächtigen Magiern gegenüber, Magiern, die darauf vorbereitet waren, ihre Kräfte dem Krieg zur Verfügung zu stellen! Du dagegen hast nie gelernt, dies zu tun. Ich bin sicher, was auch immer geschehen ist, dich trifft keine Schuld! Du hast richtig gehandelt und alles getan, was du tun konntest!“, versuchte Zelio, ihr Mut zuzusprechen.
„ Ich danke Euch, Zelio!“, sagte sie und ihr Gesicht hellte sich etwas auf.
„ Komm schnellstens in den Seelenwald, Salina!“
„ Ja, Meister, wie Ihr wünscht!“, bestätigte Salina, woraufhin Zelio seinen Zauber beendete. Sofort kroch die Schwärze wieder in die Flüssigkeit zurück und nur Augenblicke später war sie wieder spiegelglatt, schwarz und undurchdringlich. Einen Moment lang blieb Zelio noch mit geschlossenen Augen vor dem Becken stehen und es kostete ihn Mühe, sich in seinen Selbstvorwürfen zu mäßigen. Wie von selbst drängten seine Gedanken in die Vergangenheit zurück zu jenem Ereignis, das er nun als Ursprung dessen erkannte, was Salina gerade berichtet hatte. Molaar hatte es tatsächlich getan! Obwohl er mit der Vernichtung Alyras seine Ruchlosigkeit deutlichst bewiesen hatte, hatte Zelio doch irgendwie gehofft, dass er vor der Konfrontation mit dem Orden vom Seelenwald zurückschrecken würde. Was für ein Narr er doch war, tief in seinem Inneren hatte er es immer gewusst.
Damals waren die Magier mit ihren Schülern aus allen Teilen Septrions seinem Ruf gefolgt, nachdem sie sich zumindest ansatzweise von dem fürchterlichen Schock, den die Erschütterung der magischen Sphäre ausgelöst hatte, erholt hatten. Dank ihrer Fähigkeiten hatten sie alle binnen Tagen den Seelenwald erreicht. Kein Weg hatte sie dorthin geführt und es bestand keine Gefahr, dass Neugierige ihnen folgten, denn der Seelenwald galt als verwunschener Ort, an dem allerlei seltsame Dinge geschahen und bereits Unzählige spurlos verschwunden waren. Düstere Legenden rankten
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