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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Thiering
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heiligstes Gebot gebrochen und ergreift Partei? Die Magier kämpfen?“, fuhr er immer noch fassungslos fort und entließ Cordian schließlich aus seinem Griff, als der mehrfach zur Antwort nickte. Lange stand Tian einfach nur da, den Blick starr auf das argion’sche Ufer gerichtet, während es in ihm kochte und brodelte. Diese Neuigkeiten hatten der gesamten Lage einen vorher nicht erwarteten Schrecken hinzugefügt, denn Tian wagte sich kaum auszumalen, welches Ausmaß die Bedrohung für Septrion erreicht haben musste, wenn die Magier mit ihren eisernen Grundsätzen brachen. Er würde mit einem von ihnen sprechen müssen, um genau zu erfahren, was den Orden vom Seelenwald letztendlich zu diesem Entschluss getrieben hatte, obwohl er es sich eigentlich schon denken konnte. Scheinbar gab es die stille Übereinkunft zwischen den beiden Orden, im Krieg neutral zu bleiben, nicht länger, nachdem sie Jahrtausende Bestand gehabt hatte. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er an diese Ungeheuerlichkeit dachte, die Velia wohl für alle Zeiten verändern würde.
    Ein aufgeregter Ruf von hinten ließ ihn zusammenfahren und riss ihn aus seinen Gedanken, wofür er sogar dankbar war, denn seine Befürchtungen wuchsen von Augenblick zu Augenblick, ohne dass er sich selbst hätte zügeln können.
    „ Dort, am Ufer!“, hatte einer der Soldaten ausgerufen und zeigte aufgeregt in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Cordian und Tian eilten über die holprigen Planken des Floßes neben ihn und blickten angestrengt zurück. Das Ufer war bereits weit entfernt, doch es war sofort zu erkennen, was der Soldat gemeint hatte: In der Ferne, oben auf der Uferböschung, waren die Umrisse von Reitern zu sehen. Die Vorhut der feindlichen Armee war angekommen.
     
    Einige Zeit später fuhr das Floß mit einem Ruck auf das steinige Ufer und stand einen Augenblick später still. Vor ihnen lag eine nicht allzu steile Uferböschung aus lockerem Gestein und Sand, direkt darüber in etwa dreißig Schritt Höhe standen die ersten Bäume, die Argion nach Osten wie nach Westen wie eine gewaltige Mauer beschirmten. Ein gutes Stück entfernt, wo vor einigen Tagen noch die Brücke begonnen hatte, klaffte eine Lücke in dieser Mauer, denn dort nahm die breite, ausgebaute Straße, die ins Kernland führte, ihren Anfang. Tian führte sein Pferd an den Zügeln hinter Cordian und seinen Männern am Ufer entlang und dachte daran, dass er erst wenige Wochen zuvor, eben dort in die entgegengesetzte Richtung gezogen war. Damals war er fröhlich gewesen, hatte sich frisch und gestärkt für neue, weite Reisen und Entdeckungen gefühlt und keinen Moment daran gedacht, dass er so schnell wieder zurückkehren würde. Vorsichtig stieg er schließlich hinter den Männern langsam über einen schmalen Pfad die Uferböschung hinauf.
    Einen Augenblick standen sie dort alleine und blickten zurück über den Fluss auf das jenseitige Ufer, wo sich mehr und mehr Soldaten der feindlichen Armee versammelten und zu einer zähen, dunklen Masse verschwammen, denn um Genaueres zu erkennen waren sie zu weit entfernt. Gleich darauf traten einige Argion aus ihren Verstecken auf sie zu und empfingen die Rückkehrer. Nachdem er sie kurz gemustert hatte, glaubte Tian in allen Gesichtern das Gleiche lesen zu können: große Entschlossenheit und noch größere, schwach verborgene Furcht vor dem, was die Zukunft mit sich bringen würde. Vermutlich hatte die Anwesenheit der Magier diese Gefühle ausgelöst, denn jedem Einzelnen musste klar sein, was deren Parteinahme zu bedeuten hatte. Alle Völker Septrions, egal ob Menschen, Argion oder Zal empfanden gleichermaßen tiefen Respekt und große Ehrfurcht vor dem Orden vom Seelenwald und wenn dieser seine Hilfe im Krieg anboten, was nie zuvor geschehen war, so sorgte das natürlich für große Aufregung und noch größere Furcht vor der drohenden Gefahr. Denn dadurch war es zur Gewissheit geworden, dass die Gegenseite mit Magie kämpfte.
    Tian ließ seine Blicke umherschweifen und entdeckte überall weitere Krieger, die sich zwischen den Bäumen aufhielten. Alles war so wie in alter Zeit vorbereitet worden, wenn sich eine Armee der Argion im eigenen Land zum Kampf stellen musste. Denn oft genug in den Zeiten des kriegerischen Argion waren Einfälle der Solier oder sonstiger Feinde erst bemerkt worden, als diese bereits ins Landesinnere vordrangen. Und wie einst würden auch diesmal die Krieger Argions den feindlichen Marsch durch die

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