Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Aber nein, du störst doch nicht. Ich habe schon eine ganze Weile bei ihr verbracht.«
    »Ich habe nach dem Grab meiner Eltern gesehen, und da dachte ich, dass ich auch an Mariannes vorbeigehen könnte.«
    »Natürlich.«
    »Es ist ein schöner Tag.«
    »Ja.«
    Sie zögerte. »Du möchtest allein sein?«
    Er versuchte sich an einem Lächeln. »Nein, nein. Entschuldige Eva, nein, wir können uns gerne etwas unterhalten, wenn du möchtest. Komm, wir setzen uns auf die Bank da drüben. Die Kinder kommen gleich.«
    »Die Kinder?«
    »Ja. Zumindest drei von ihnen, Johan muss arbeiten. Ich wollte nur vorher ein wenig allein sein.«
    »Ich verstehe.«
    Sie setzten sich auf eine Bank in die Sonne wenige Meter von Mariannes Grab entfernt. Eva Backman dachte, dass sie in Barbarottis Gesellschaft eigentlich nie verlegen war, aber jetzt war sie es.
    »Ich weiß nicht so richtig, was ich sagen soll, Gunnar.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Man kann auch schweigend zusammensitzen, das ist nicht verboten.«
    Sie nickte.
    »Oder wir unterhalten uns ein bisschen über Ellen Bjarnebo, ich würde wirklich gerne deine Meinung hören.«
    »Du arbeitest an der Sache?«
    »Ja, so gut es geht, aber ich begreife nicht, warum Asunander diesen Fall ausgegraben hat … falls es nicht nur darum gehen sollte, mich zu beschäftigen.«
    »Bei Asunander weiß man nie.«
    »Ja, das stimmt. Jedenfalls habe ich mir inzwischen auch den alten Fall angesehen … diese Burma-Geschichte. Sie ist nicht sonderlich kompliziert, aber man macht sich schon so seine Gedanken über sie.«
    Eva Backman schluckte. »Über Ellen Bjarnebo?«
    »Ja.«
    »Und worüber denkst du da nach?«
    Barbarotti zuckte mit den Schultern. »Verschiedene Dinge, aber vor allem frage ich mich eins. Warum in Gottes Namen ist sie wieder hierher zurückgezogen, als sie aus dem Gefängnis kam?«
    »Vielleicht konnte sie sonst nirgendwohin?«
    Er überlegte einen Moment. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich finde es trotzdem seltsam.«
    »Und warum?«
    »Nun, ich denke mir Folgendes. Hat man jemanden ermordet und mehr als zehn Jahre gesessen, muss man in jedem Fall ganz von vorn anfangen, wenn man wieder frei ist. Es gibt nichts, wozu man zurückkehren kann. Und wenn es einen Ort gibt, an dem man sie garantiert als Mörderin wiedererkennt, dann hier in Kymlinge. Stimmt’s? Warum zieht sie also hierher?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Eva Backman. »Ich habe nie zehn Jahre gesessen, und ich habe keine Ahnung, wie eine Mörderin denkt.«
    »Jetzt bist du störrisch«, sagte Barbarotti. »Könntest du mir nicht wenigstens in dem Punkt zustimmen, dass es seltsam ist?«
    »All right«, sagte Backman. »Es ist seltsam. Aber es lief doch eigentlich ganz gut für sie. Sie fand einen Job und eine Wohnung. Lernte mit der Zeit einen Typen kennen und …«
    »Und dann verschwand der auch. Und was macht Ellen Bjarnebo danach? Nun, sie behält die Wohnung, sie verlässt die Stadt nicht …«
    »Aber sie arbeitet nicht mehr, oder?«
    Barbarotti nickte. »Stimmt. Stell dir vor, nach dem Fall Morinder wurde sie vorzeitig in Rente geschickt. Mit gerade einmal vierundfünfzig Jahren. Was meinst du wohl, wie es dazu kam? Nun, bei der Postbank entdeckte man, dass sie urplötzlich überflüssig geworden war, und ein Betriebsarzt stellte ungefähr zur selben Zeit fest, dass sie sich durch ihren Beruf eine Art Rückenschaden zugezogen hatte, und innerhalb eines Monats hatte man sie ausgemustert. Elegant, findest du nicht?«
    »Sehr elegant«, gab Eva Backman zu. »Du glaubst, ihre Arbeitskollegen weigerten sich, mit ihr zusammenzuarbeiten, oder was willst du mir damit sagen?«
    »Die vielleicht nicht«, erwiderte Barbarotti. »Aber ihre Vorgesetzten. Ich habe heute Morgen zehn Minuten mit einem von ihnen gesprochen. Das reichte völlig. Und trotzdem …«
    »Trotzdem wohnt sie weiter in dieser Stadt.«
    »Exakt«, sagte Barbarotti. »Und wie gesagt, ich fände es wirklich schön, wenn du mir das erklären könntest.«
    Eva Backman dachte einen Augenblick nach. »Aber mit ihr hast du nicht gesprochen? Sie wird die Antwort kennen, ich nicht.«
    »Ich treffe mich nächste Woche mit ihr«, meinte Barbarotti und sah auf die Uhr. »Sie hält sich gegenwärtig in einer Pension in Nordschweden auf, hatte ich das nicht erwähnt?«
    Eva Backman nickte. »Na dann.«
    »Ja, du hast natürlich recht. Wenn ich erst einmal Gelegenheit habe, mit ihr zu reden, wird sich das klären

Weitere Kostenlose Bücher