Am Abend des Mordes - Roman
Sache herumwühlen. Habt ihr da unten nichts Wichtigeres zu tun? Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich da etwas von einem vergifteten Politiker gehört, stimmt’s?«
»Mit dem Fall habe ich nichts zu tun«, erklärte Barbarotti. »Nein, ich bin hier mit einer kleinen Ein-Mann-Ermittlung beschäftigt. Asunander wird in einem Monat pensioniert, anscheinend will er einen leeren Schreibtisch hinterlassen. Überprüfen, welche Fälle sich doch noch aufklären lassen, ehe er sich zurückzieht.«
»Ich verstehe«, sagte Gunvaldsson. »Nun ja, cold cases sind heutzutage ja beliebt. Ich fürchte nur, dass ich Ihnen keine große Hilfe sein werde. Ich nehme an, Sie haben die Ermittlungsakten durchgesehen?«
»Bin dabei«, antwortete Barbarotti.
»Ich erinnere mich, dass ich den Fall kompliziert fand«, sagte Gunvaldsson und seufzte. Vielleicht ließ er aber auch nur Luft durch den Mund entweichen, weil der andere Weg verstopft war. »Die Sache war ja fast das Einzige, woran ich in der kurzen Zeit bei euch gearbeitet habe. Ich blieb nur ein paar Monate, dann landete ich hier. Na ja, es könnte schlimmer sein, aber das Moped in dem verdammten Sumpf werde ich nie vergessen. Mücken über Mücken. Was hatte das Ding da zu suchen?«
»Gute Frage«, sagte Barbarotti.
»Allerdings. Wenn sie – oder von mir aus jemand anderes – es loswerden wollte, hätte sie es doch in den See fahren oder sonst etwas damit machen können. Wenn man eine Leiche verschwinden lassen kann, dürfte es doch eigentlich kein Kunststück sein, ein Moped loszuwerden, nicht?«
»Genau«, kommentierte Barbarotti. »Und welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass dieses Moped überhaupt gefunden wurde?«
Gunvaldsson nieste erneut. »Schlüsse? Weiß nicht. Was meinen Sie?«
»Gesundheit«, sagte Barbarotti und gestand, dass er dazu auch keine Ansicht hatte.
»Es wurde damals ja sogar eine Lösung vorgeschlagen«, erinnerte sich Gunvaldsson, »aber die kam von ihr selbst, und wir hielten nicht viel davon.«
»Was war das?«
»Ellen Bjarnebo meinte damals, er sei vielleicht nach Norwegen abgehauen.«
»Stimmt, ich habe gelesen, dass sie das gesagt hat«, meinte Barbarotti. »Aber was sollte er dort wollen? Ich glaube nicht, dass das irgendwo stand?«
»Einen guten Freund besuchen«, antwortete Gunvaldsson lakonisch. »Anscheinend hatte er einen alten Bekannten in Drammen. Vielleicht war es auch Hamar, ich erinnere mich nicht mehr. Bjarne, das weiß ich noch, weil ich das mit ihrem Namen verband. Obwohl sie sich den natürlich genauso gut ausgedacht haben könnte.«
»Haben Sie nach ihm gesucht?«
»Wir haben einen Köder ausgeworfen, aber es hat keiner angebissen. Einen Nachnamen hatten wir im Übrigen auch nicht. Und warum sollte Morinder so mir nichts dir nichts mit seinem Moped nach Norwegen abhauen? Mehr als zweihundert Kilometer, das klingt doch bescheuert. Und dann soll das Moped kaputtgegangen und er trampend weitergereist sein? Hört sich nicht besonders glaubhaft an, was meinen Sie?«
Barbarotti hatte auch zu diesem Punkt keine Ansicht. »Und Ellen Bjarnebo?«, fragte er stattdessen. »Was für ein Bild hatten Sie von ihr? Immerhin dürften Sie ziemlich viele Stunden mit ihr verbracht haben?«
»Haben Sie die Vernehmungsprotokolle gelesen?«, fragte Gunvaldsson.
»Ja.«
»Bringen die Sie weiter?«
»Nicht besonders.«
»Ging mir genauso, das war das Problem. Aber was Sie sagen, stimmt. Ich muss insgesamt mehr als vierundzwanzig Stunden mit ihr geredet haben. Ich dachte natürlich, dass sie früher oder später aufgeben würde, aber Pustekuchen. Haben Sie sich mit ihr getroffen?«
»Noch nicht«, sagte Barbarotti. »Aber das werde ich, momentan ist sie verreist.«
»Viel Glück«, sagte Gunvaldsson.
»Wie war das?«, fuhr Barbarotti fort. »Hatten Sie noch andere Theorien … abgesehen davon, dass sie der Täter war, und von der Norwegen-Geschichte? Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde sozusagen nicht auf breiter Front gefahndet?«
Gunvaldsson entschuldigte sich und verschwand für einige Sekunden, ehe er sich wieder zu Wort meldete.
»Tut mir leid, ich musste ein Fenster zumachen, die Samenkapseln greifen an. Fahndung auf breiter Front, sagten Sie? Oh doch, das finde ich schon, wir sind ganz vorschriftsmäßig vorgegangen, aber es stimmt natürlich, dass wir uns von Anfang an ziemlich deutlich auf einen Punkt konzentriert haben. Das ergab sich ja praktisch von selbst, nicht? Immerhin
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