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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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lebte. Wenn man fünf Jahre im Voraus plant. Ist man nicht tot. Jedenfalls nicht richtig.
    »Warum bist du eigentlich in der Stadt?«, erkundigte sich Sara, als sie in ihre Zweizimmerwohnung in der Vikingagatan gekommen waren, die sie zweiter – oder vielleicht auch dritter – Hand mietete, aber er wusste, dass der Wohnungsmarkt in der königlichen Hauptstadt so aussah. Sie bezahlte wahrscheinlich eine Miete, die doppelt so hoch war, wie sie sein sollte, aber so sahen die Bedingungen nun einmal aus. Jedenfalls war es eine hübsche Altbauwohnung, Holzfußböden mit breiten Dielen und hohe Decken. Aussicht auf einen Innenhof, in dem die Bäume blühten. Er überlegte, dass er es in fünf Jahren auch so haben konnte.
    »Tja«, sagte er. »Ich weiß nicht recht. Ich arbeite an einer alten Geschichte. Will mich morgen mit jemandem treffen, der ein bisschen darin verwickelt war, und versuchen, mir ein Bild zu machen …«
    Sie goss grünen Tee in seine Tasse und schnitt ihm eine Grimasse.
    »Das war das Schwammigste, was ich je gehört habe. Aber egal, wenn du nicht darüber sprechen kannst, ist das schon okay … oder sollte ich vielleicht besser sprechen willst sagen?«
    Er dachte einige Sekunden nach und erzählte ihr dann die ganze Geschichte in groben Zügen. Von dem Mord und der zerstückelten Leiche auf Burma. Von Morinder mit dem blauen Moped. Von Asunander.
    Von der ausweichenden Hauptdarstellerin – und sogar von dem schwermütigen Gespräch in Hallsberg, das er an diesem Abend fast verdrängt hatte.
    »Echt seltsam«, stellte Sara fest, als er fertig war. »Von diesem Mord habe ich schon einmal gehört … aber ich meine, ist das nicht eine ziemlich knifflige Geschichte?«
    »Doch, allmählich kommt es mir auch fast so vor.«
    Sie runzelte die Stirn und goss sich noch etwas Tee ein. »Was für merkwürdige Menschen es doch gibt. Und traurige. Obwohl ich zugeben muss, dass es auch interessant ist. Ich glaube ehrlich gesagt, dass ich am Ende bei Gericht landen werde. Dieses Wirtschaftsrecht, mit dem ich mich diesen Sommer beschäftige … nein, das interessiert mich im Grunde nicht.«
    »Mich auch nicht«, bekannte Barbarotti. »Nein, wenn ich weitergemacht hätte, wäre ich sicher auch beim Gericht gelandet. Aber dafür fehlten mir wohl die richtigen Voraussetzungen.«
    »Du meinst, du hast ein bisschen zu wenig gelernt?«
    »Es waren andere Zeiten damals«, antwortete Barbarotti.
    »Jedenfalls bist du ein guter Polizist geworden«, sagte Sara.
    »Da irrst du dich aber gewaltig«, meinte Barbarotti.
    »Na ja«, sagte Sara. »Du darfst mich dann eben besuchen kommen, wenn ich Richterin am Oberlandesgericht in Stockholm bin. Das ist in wahnsinnig schönen Räumlichkeiten untergebracht, falls du das nicht wissen solltest. Auf der Insel Riddarholmen mit Aussicht auf das Wasser der Riddarfjärden … oh ja, ich könnte mir sehr gut vorstellen, da zu arbeiten.«
    Sie verzog den Mund zu einem selbstironischen Lächeln, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Aber was ist mit diesem Billy? Was denkst du über ihn? Er muss ja wirklich eine ganz furchtbare Kindheit gehabt haben … wie alt ist er heute?«
    »Fünfunddreißig«, sagte Barbarotti und sah auf die Uhr. »Nein, für die Entwicklung eines Kindes ist es nie förderlich, wenn ein Elternteil das andere erschlägt.«
    »Manchmal bringst du die Dinge wirklich auf den Punkt«, erklärte Sara.
    »Auch ein blindes Huhn …«, kommentierte Barbarotti bescheiden. »Du hast natürlich recht, für den Jungen kann das nicht gerade toll gewesen sein. Aber ich treffe mich morgen Vormittag mit ihm, so dass es vielleicht besser ist, wenn ich jetzt versuche, eine Mütze Schlaf zu bekommen. Die Couch da drüben, ist die frei, oder soll ich hier am Küchentisch sitzen und pennen?«
    »Okay«, erwiderte Sara. »Weil du es bist, darfst du ausnahmsweise die Couch nehmen.«
    Es war nicht Billy Helgesson, der am nächsten Tag in der Blekingegatan 76 die Tür öffnete. Die Frau im Türrahmen schien zudem keine große Lust zu haben, ihm zu öffnen, aber nachdem sie ihn von Kopf bis Fuß gemustert hatte, wich sie einen Schritt zurück und ließ ihn eintreten. Sie kaute auf einer Möhre; er überlegte, ob er je zuvor von einer möhrenkauenden Frau in Empfang genommen worden war, und kam zu dem Schluss, dass sie, zumindest in dieser Hinsicht, vermutlich einzigartig war.
    »Juliana Peters«, sagte sie, als sie fertig gekaut hatte. »Tja, wir wussten ja, dass Sie kommen würden.«
    Sie war

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