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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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breitete sich lähmendes Schweigen aus. Dann sprang Bonelli so heftig auf, dass er fast Clark Colnar umriss, der leise vor sich hin fluchte.
    Mit einem Schlag stellte Stafford die Triebwerke ab, bis »Herakles« mit langsamer Fahrt zwischen den Planeten trieb. Der Erste Offizier übernahm so lange den Kommandosessel. »Die anderen bleiben hier. Nur sie, Bonelli kommen mit. Ist in der Biosphäre alles in Ordnung, Torlan?«
    »Ja, nur ein paar zeitbedingte Störungen«, ächzte Torlan.
    »So langsam geht hier das Grauen um«, knurrte Stafford, als sie zum »Mumiensaal« hinüber gingen. Vor dem Schott blieben sie beide stehen und sahen sich fassungslos an.
    Es gab das Schott zwar noch, doch es endete unmittelbar an der Außenwandung. Dahinter begann die andere Dimension. Durch den oberen Panzerglaseinsatz erkannte Stafford die Verformung. Es sah so aus, als sei die ganze Abteilung sehr präzise mit einem Laser abgetrennt worden. Mit ihr waren die Kryobinsärge und alles verschwunden. Selbstverständlich war auch Kane Gray, der Celestial-Atlas , nicht mehr da. Staffords Bestürzung stand deutlich in seinem Gesicht geschrieben.
    »Noch ein Albtraum«, murmelte er. »Kane Gray ist spurlos verschwunden, Doc. Und mit ihm die ganze Abteilung. Die Außenwandung ist so verdreht und verkrümmt , wie es bei »Danae« gewesen ist. Hier ist etwas Grauenhaftes passiert.«
    Doc Bonelli war den Tränen nahe. Er heulte fast.
    »Was tun wir jetzt, Sir? Mein Gott, der arme Kane Gray. Er ist sicher längst tot.«
    »Ja, das ist zu vermuten, Doc. Aber da wir es hier mit einem unerklärlichen Phänomen zu tun haben, besteht vielleicht noch etwas Hoffnung.«
    »Ich sehe leider keine mehr, Sir.«
    »Vermutlich hängt das mit den Zeitzonen zusammen, die hier kreuz und quer durcheinanderlaufen. Leach und Cramer sind auch nur teilweise vorhanden. Deshalb ist es möglich, dass die Abteilung real existiert, wir aber nicht in der Lage sind, sie wahrzunehmen oder zu sehen. Vorerst besteht noch kein Grund zur Sorge. Bedrückend wird es erst dann, wenn wir den Antihorizont durchquert haben und aus einem White Hole ausgestoßen werden. Sind wir dann in unserem eigenen Kontinuum, ist alles , was wir dann sehen, absolute Wirklichkeit. Bis dahin müssen wir uns gedulden. Wir können einfach nichts anderes tun.«
    Bonelli schien einigermaßen erleichtert, als sie wieder zurückkehrten, aber er wirkte noch stark bedrückt. Diese W elt des Unerklärlichen und Unfassbaren zerrte merklich an seinen Nerven, weil sie vom Verstand her einfach nicht erklärbar war.
    In der Zentrale beruhigte er erst einmal die aufgebrachten Gemüter, bis sich die Unruhe legte.
    Stafford entging auch nicht, dass die meisten immer wieder verstohlen auf Cramer blickten. Er ähnelte langsam einem der Geister aus dem Hyperraum. Sein linkes Auge war total verschwunden und das linke Bein endete nun direkt am Rumpf. Die gesamte linke Körperhälfte begann sich immer weiter aufzulösen. Doch er selbst schien davon nichts zu bemerken. Auch seine Stimme klang seltsam schleppend und sehr tief. Bei Leach waren weitere Erscheinungen dieser Art zu aller Verwunderung nicht zu entdecken.
    »Für uns ist es das Beste, wenn wir alles so akzeptieren, wie wir es wahrnehmen«, ließ sich Stafford vernehmen. »Alles andere ruft nur unnötige Panik hervor. Versuchen Sie, sich einigermaßen zu adaptieren. Wir sind nun einmal dreidimensionale Wesen in einem Kontinuum, das unser Vorstellungsvermögen weit übersteigt.«
    Um das zu untermalen, brachte er die Geschichte von dem Goldfisch. Der kannte nur sein Glas, in dem er schwamm, und bestenfalls sah er noch das Zimmer, in dem das Glas stand. Dass es noch andere Räume gab, wusste er nicht. Und erst recht nicht, dass andere Kontinente existierten, und – noch weiter entfernt – Sonnen und Planeten in einem Universum standen, das keinen Anfang und kein Ende hatte.
    »Im Augenblick ist jeder von uns dieser Goldfisch«, schloss er. »Wir wissen auch nicht viel mehr.«
    Inzwischen lag der Planet, den Swift-Tuttle gestreift hatte, hinter ihnen und verblasste merklich im Zwielicht.
    Dafür tauchte auf dem Kurs eine andere Erde auf, die noch schlimmer aussah und wie ein finsterer Albtraum wirkte.
    Da gab es kein Blau oder Grün mehr. Die Welt bestand aus schmutzigschwarzen Eis, ohne jegliche Flora oder Fauna. Auf den ersten Blick existierte dort nichts mehr. Der Planet war tot, fast erkaltet und in schwarze Wolken gehüllt. Im Atlantischen Ozean hatte sich eine

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