Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
hat.«
»Immerhin ist er verhindert worden. Unvorstellbar, dass sich alles auf unseren herrlichen Planeten so abspielen würde. Aber eines Tages wird es vermutlich so weit sein, ohne dass wir es aufhalten können.«
Planet vier war herrlicher, schöner und leuchtender in der Zwielichtzone als die anderen. Überall herrschte Grün vor. Die Wälder hatten sich ausgedehnt, die Meere waren herrlich blau, und die Natur sah fast unberührt aus.
Die Sache hatte nur einen Haken: Es gab keine Anzeichen von Besiedlung. Nur einige wenige Häuser standen in der Einsamkeit und eine Handvoll Menschen glichen lallenden Idioten. Oder sie waren so mutiert, dass man sie kaum noch als Primaten bezeichnen konnte.
»Was ist hier geschehen?«, fragte Stafford verblüfft. »Wo sind die Menschen geblieben?«
Leach gestattete sich ein dünnes Grinsen. Es wurde eine schreckliche Grimasse, weil der halbe Mund fehlte.
»Zum Glück fand man damals rechtzeitig ein paar Gegenmittel. In der Parallelwelt hatte man sie noch nicht entdeckt. Viren haben die Menschheit ausgerottet. Angefangen von Aids, BSE und Ebola, bis zu noch schlimmeren Viren, die sich über alle Kontinente verbreiteten. Diese Welt ist ohne Menschheit wieder in den Naturzustand zurückgefallen. Der Planet regeneriert sich wieder in seiner ganzen Vielfalt, ohne dass das Öko-System geschädigt wird.«
»Nicht gerade erhebend für die Menschheit«, meinte der Commander beeindruckt. Er wollte noch einmal fragen, woher Leach und Cramer ihr Wissen über diese Welten hatten, unterließ es aber, denn Leach hatte es ja bereits angedeutet, dass er in zwei Dimensionen blicken konnte.
»Es existiert kein einziger Mensch mehr auf dieser Welt?«
»Auf diesem Planeten offenbar nicht. Vielleicht haben einige überlebt, die wieder in die Primitivität zurückgefallen sind. Es sieht aber nicht danach aus. Ein Virus hat die Menschheit besiegt.«
»Ob das alles stimmt?«, sinnierte Beauregard. »Oder ist das, was wir hier sehen , nur eine Illusion?«
Clark Colnar blickte nachdenklich auf diese nach außen hin heil wirkende Welt, die sich ohne Menschen vorzüglich erholte.
»Warum nicht? Meine Kenntnisse in Astrophysik sind nicht schlecht, aber ich habe eingesehen, dass ich noch viel lernen muss. Genau genommen weiß ich gar nichts. Erst diese Reise zum Black Hole hat mir neue Erkenntnisse verschafft.«
»Herakles« bewegte sich weiter und durchstieß auch diesen Planeten, als sei er nur eine frei schwebende Wolke. Stafford war begierig, neue Parallelwelten zu erforschen, um zu sehen, welchen Katastrophen die Erde entgangen war.
Inzwischen machte Katja Fedorowna eine Entdeckung, die in dieser Dimension zwar nicht mehr neu, aber doch beunruhigend war.
»Die Zeit läuft schneller, Commander«, meldete sie. »Die Zahlen rasen nur so.«
»Nein, nicht schon wieder«, murmelte Stafford. »Hoffentlich setzt nicht wieder dieser Alterungs- oder Verjüngungsprozess ein.«
Auf der Digit-Anzeige war nur noch ein wirres Muster zu sehen, so schnell wechselten die Ziffern. Und je weiter sie in die Zone der Düsternis und des Zwielichts gerieten, desto schneller raste die Zeit.
Biologische Prozesse liefen diesmal nicht ab. Es traten keinerlei Veränderungen an ihrem Äußeren auf, was ihnen erneut ein Rätsel aufgab.
»Ich schlage vor, wir fliegen einmal eine kurze Strecke zurück«, meinte Frank Beauregard. »Vielleicht ändert sich das Phänomen. Wir könnten in einer Art Zeitstrom schwimmen.«
»Ein guter Gedanke«, lobte Stafford. »Das würde uns zumindest neue Erkenntnisse bringen.«
Als »Herakles« einen langen Bogen beschrieb, ein paar Parallelwelten durchstieß und auf Gegenkurs lag, änderte sich auch sofort wieder der Zeitablauf und kehrte sich um. Die Anzeigen liefen immer langsamer.
»Das habe ich geahnt«, sagte Beauregard. »Demnach bewegen wir uns zur Zwielichtzone hin in die Zukunft, auf Gegenkurs aber in die Vergangenheit.«
Nach einer Viertelstunde, in der fast Normalzeit herrschte, ging Stafford wieder auf den alten Kurs zurück und beobachtete misstrauisch das Zeitphänomen, als die Anzeigen abermals verrückt spielten.
»Einen Kommentar dazu, meine Herren?«, fragte Stafford die beiden bruchstückhaften Offiziere.
»Es muss ein Zeitstrom sein«, meinte Cramer schließlich. »Nur wodurch er bewirkt wird, entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Dann geht es Ihnen so wie mir.«
Stafford achtete darauf, dass der Großrechner alles aufzeichnete. Für einen normal Sterblichen
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