Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)
waren es zu viele verschiedene Eindrücke, die niemand verarbeiten konnte. Später aber, bei der Auswertung, konnten daraus wichtige Schlüsse gezogen werden. Immerhin lautete ihr Auftrag unter anderem, zu erforschen, ob Zeitreisen im Bereich eines Black Hole tatsächlich möglich waren.
Das war jetzt einwandfrei bewiesen worden. Nur hatte noch niemand die Kontrolle über das Zeit-Phänomen genau im Griff. Das alles musste noch sorgfältig erforscht werden.
Auf dem einen Monitor erschienen Daten über die Biosphäre. Rotwerte zeigten an, dass etwas nicht in Ordnung war.
Hather Torlan erhob sich beunruhigt und winkte seiner Schwester zu, die rasch aufstand und sich von dem Anblick der vielen im Nichts treibenden Planeten löste.
»Die Störung der Biosphäre hängt vermutlich mit dem rasch wechselndem Zeitfaktor zusammen«, vermutete Torlan im Hinausgehen. »Aber dagegen sind wir leider machtlos.«
»Kontrollieren Sie auf alle Fälle genau, was dort nicht stimmt«, ordnete Stafford an. »Alle Daten außerdem speichern lassen.«
Stafford stieß weiter in die Zwielichtzone vor, die immer dämmriger wurde, je weiter sie sich den äußeren Planeten näherten.
Viele davon wichen nur um ein paar Kleinigkeiten von dem ab, was sie als Zeitgeschehen kannten.
Es gab einen Planeten, auf dem sich das Römische Imperium ausgebreitet hatte. Rom war der Mittelpunkt der Welt und hatte die restliche Menschheit auf allen Kontinenten unterjocht.
Dann gab es Napoleons Welt, wie Kane Gray unlängst an einem Beispiel erläutert hatte. Von dieser Welt existierten mindestens fünfzig Abarten, die jeweils nur um eine Nuance anders versetzt waren.
»Draußen« wurde es dämmriger. Ein unheilvolles Zwielicht hatte sich ausgebreitet. Manche Planeten verschwammen bereits in den Konturen, als hätte sich ein dunkler Schleier über sie gelegt.
Ein Planet ließ Stafford ganz besonders stutzig werden. Er schwebte unheilvoll im Nichts, ließ aber noch die Kontinente und Meere gut erkennen.
Als er Cramer einen auffordernden Blick zuwarf, nickte der Zweite Offizier. Offenbar sah er das Bild anders als der Commander.
»Die Erde im Jahr 2126«, sagte Cramer. »Der Komet Swift-Tuttle hat den Planeten gestreift. Ein großer Brocken löste sich und schlug auf der Erde auf. Die Verwüstungen sind so stark, dass sich Terra davon nicht mehr erholen wird.«
Überall war Schmutz, Dreck, Staub. Heftige Stürme, die noch mehr Dreck aufwirbelten und in große Höhen trugen, rasten um den Erdball. Die Ozeane hatten große Landmassen verschlungen. Nur ein Teil der Bevölkerung hatte überlebt und vegetierte im Halbdunkel dahin.
»Moment mal«, protestierte Stafford. »Das Ereignis soll erst anno 2126 stattfinden. Wir schreiben aber das Jahr …«
»Wir sind weit in der Zukunft, Sir«, bemerkte Leach. »Das Ereignis hat bereits stattgefunden. Der Komet wurde schon 1997 offiziell angekündigt, wie Hale-Bop. Nur hat er die Erde wirklich gestreift.«
»Das steht uns also noch bevor?«
»Vermutlich ja. Es ist schwer zu sagen, ob sich das Ereignis auf e ine andere Zeitebene verschiebt oder ob die Erde zu einem Trümmerhaufen wird. Ziemlich sinnverwirrend, Sir.«
»Allerdings. Wenn wir aber in der Zukunft sind, dann hat sich der Zusammenprall bereits ereignet. Anscheinend ist aber doch nicht viel passiert, sonst würde sich Terra zwei nicht in dieser Ebene befinden. Klingt doch logisch, oder?«
Leach versuchte wieder ein Grinsen, das zur fürchterlichen Grimasse wurde. Er erinnerte Stafford immer mehr an einen Scherenschnitt, der total missglückt war.
»Logisch ist hier gar nichts mehr, Sir. Ich bin mir selbst nicht sicher, ob wir hier real existieren, in der Z ukunft sind oder alles aus einer ganz anderen Perspektive sehen. In dieser Zwielichtzone ist fast alles einer ständigen Veränderung unterworfen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir hier im Zeitstrom der Parallel-Welten nicht für ewig gefangen sind. Es kann sein, dass es keine Rückkehr mehr gibt. Vielleicht werden wir ständig von einer Zone zur anderen geschoben. So genau kann ich das leider nicht erkennen.«
Bevor Stafford etwas entgegnen konnte, öffnete sich das Schott. Im Rahmen standen Hather Torlan und seine Schwester Wendre.
Seelisch total zermürbt und leichenblass starrten sie Stafford an, der sie beunruhigt anblickte.
»Es ist etwas Schreckliches geschehen, Sir«, stieß Torlan atemlos hervor. »Die kryobiologische Abteilung ist verschwunden.«
Wieder einmal
Weitere Kostenlose Bücher