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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Rushhour, und Tausende von Leuten gingen an ihm vorbei, während er spielte.
    Ein paar Leute warfen ihm Geld hin, aber ansonsten achtete niemand auf ihn. Als er fertig war, ging er einfach wieder.
    Was niemand wusste, war jedoch, dass dieser Musiker Joshua Bell war, einer der berühmtesten Geiger der Welt. Er hatte eben erst in der Carnegie Hall ein ausverkauftes Konzert gegeben. Eine Karte dafür kostete hundert Dollar. Das Stück, das er spielte, war eines der schwierigsten und schönsten Musikstücke, die je geschrieben wurden, und er spielte es auf einer zwei Millionen Dollar teuren Stradivari.« Sie lächelte mich an. »Ich liebe diese Geschichte«, sagte sie. »Weil sie Leahs Leben auf den Punkt bringt. Sie wäre stehen geblieben, um zuzuhören.
    An dem Abend bevor ich sie verließ, um aufs College zu gehen, sagte Leah zu mir: ›Ally, manche Leute auf dieser Welt haben aufgehört, nach Schönheit zu suchen, und dann wundern sie sich, warum ihr Leben so hässlich ist. Werde nicht so wie sie. Die Fähigkeit, Schönheit zu erkennen, vor allem in anderen Menschen, kommt von Gott. Suche nach Schönheit in jedem Menschen, dem du begegnest, und du wirst sie finden. Jeder hat etwas Göttliches in sich. Und jeder, dem wir begegnen, hat etwas mitzuteilen.«
    Ich dachte an Will, den Obdachlosen in dem Jack in the Box.
    »Sehen Sie Leah noch oft?«, fragte ich.
    »Nein. Sie ist in meinem vorletzten Jahr auf dem College gestorben.« Ally traten Tränen in die Augen. »Sie hatte Krebs. Aber ich hatte das Glück, noch bei ihr gewesen zu sein, bevor sie starb.«
    Sie senkte für einen Moment den Kopf, wischte die Tränen weg und sah dann wieder zu mir hoch. »An dem Abend bevor sie starb, saß ich neben ihr im Bett. Sie hob eine Hand, streichelte meine Wange und sagte: ›Als du in die Anstalt gesteckt wurdest, da konnte das Gericht nur eine junge Dame sehen, die in Schwierigkeiten steckt. Aber ich wusste schon in dem Moment, als ich dich das erste Mal sah, dass du etwas ganz Besonderes bist. Und ich hatte Recht, stimmt’s? Vergiss nie, Ally, Gott bringt Menschen aus einem bestimmten Grund in unser Leben. Nur indem wir anderen helfen, können wir uns selbst retten.‹«
    Ich nickte langsam. »Deswegen haben Sie mich gefragt, ob es mir gut geht.«
    »Ich hatte dieses Gefühl, dass Sie einer dieser Leute sind, denen ich begegnen sollte.«
    »Ich bin froh, dass Sie es getan haben«, sagte ich.
    Sie drückte zärtlich meinen Fuß. »Ich lasse Sie jetzt besser schlafen.«
    Mir schwirrte immer noch der Kopf von ihren Worten. Ich wollte sie noch nicht gehen lassen. »Arbeiten Sie morgen?«, fragte ich.
    »Nein. Da habe ich meinen freien Tag, und ich habe einer Freundin versprochen, ihr beim Wohnzimmerstreichen zu helfen.«
    Ich stand auf, nahm ihre Hand und half ihr beim Aufstehen. Wir gingen zur Tür. Einen Augenblick lang sahen wir uns nur an. »Danke«, sagte ich. »Für die Fußmassage, das Essen, den Stoff zum Nachdenken …«
    »Ich hoffe, es hat geholfen.« Sie beugte sich vor und umarmte mich. Als wir uns voneinander lösten, sagte sie: »Werden Sie mir Bescheid geben, wenn Sie in Key West angekommen sind?«
    »Ja. Wie kann ich Sie finden?«
    »Ich bin auf Facebook. Allyson Lynette Walker.«
    »Ihr Nachname ist Walker? «
    Sie lächelte. »Ja. Das sollte Ihrer sein.«
    Ich lachte. »Versprochen. Ich werde Ihnen etwas Sand schicken.«
    »Das würde mich freuen.« Sie ging hinaus. »Ally«, sagte ich.
    Sie wandte sich noch einmal um. »Danke.«
    Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Viel Glück auf Ihrem Weg.« Dann drehte sie sich um und ging.

Achtundzwanzigstes Kapitel
    Wir wissen nicht, was in einem Buch steht, bis es aufgeschlagen wird.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Am nächsten Morgen blieb ich nach dem Aufwachen noch kurz im Bett liegen und dachte nach. Zum ersten Mal seit Tagen war ich nicht von Trauer überwältigt. Irgendetwas in mir fühlte sich anders an. Grundlegend anders. Ich nehme an, ich fühlte Hoffnung. Oder vielleicht fühlte ich auch nur irgendeinen Teil von McKale wieder – einen Teil der echten McKale und nicht des Verzweiflung auslösenden Gespenstes, zu dem ich sie gemacht hatte. Ich stand auf, duschte und ging dann durch den Bungalow, um meine Sachen einzusammeln. Meine Kleider waren trocken, bis auf zwei Paar meiner dicksten Socken. Ich rollte sie dennoch zusammen und packte sie zusammen mit den anderen Sachen ein.
    Ich schloss den Bungalow ab und ging hinüber zum Diner, in der

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