Am Anfang eines neuen Tages
ihrer Unterwäsche schlafen. Eugenia kroch neben ihrer Schwester unter das Federbett, aber sie konnte nicht still liegen und war so rastlos, dass sie aus der Haut zu fahren drohte.
„Warum verhältst du dich so merkwürdig?“, fragte Olivia. „Erst tanzt du den ganzen Abend mit Philip Weatherly und gibst kaum einem anderen eine Chance und jetzt trittst du die Bettdecke, als wärest du böse auf sie. Was ist nur mit dir los?“
„Nichts.“
Alles. Sie konnte sich Olivia nicht anvertrauen. Eugenia verstand nicht, was sie empfand und warum sie es tat, aber sie wollte hinuntergehen und mit Philip zusammen sein. Natürlich konnte sie nicht gehen, sollte es nicht. Wenn jemand davon erfuhr, wäre ihr Ruf ruiniert.
Nachdem Olivia und die anderen Mädchen längst eingeschlafen waren, war sie immer noch hellwach. Also kletterte Eugenia vorsichtig aus dem Bett, wickelte sich in einen Morgenmantel und schlich auf Zehenspitzen die geschwungene Treppe zum Salon hinunter. Sie brauchte keine Kerze, um ihren Weg zu finden, weil sie sich jeden Zentimeter des vornehmen Hauses der Weatherlys eingeprägt hatte. Sie sah Philips Silhouette in der Terrassentür, in Mondlicht getaucht, und lief zu ihm.
„Eugenia, du bist gekommen!“
Er zog sie in seine Arme und hielt sie dabei nicht mehr keusch auf Abstand, sondern drückte sie eng an sich. Das Gefühl seiner Lippen auf ihren war wunderbarer, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Es war Eugenias erster Kuss. Andere Verehrer hatten verstohlen mit den Lippen ihre Wange oder ihre Hand berührt, aber dies war ein Kuss voller Leidenschaft und Verlangen. Sie spürte die Macht, die darin lag, und wich nach einer Minute zurück, schwindelig und verängstigt. Sie waren beide außer Atem.
„Danach hat es mich schon den ganzen Abend verlangt“, sagte Philip, „und in den Wochen … nein, Monaten davor. Seit ich dich im Haus des Bürgermeisters von Richmond zum ersten Mal gesehen habe, weißt du noch? An Weihnachten? Dann bei dem Ball bei euch zu Hause und bei dem Fest der Sheffields und … und ich kann mich gar nicht an alle Orte erinnern. Du bist so wunderschön, Eugenia. Vom ersten Augenblick an war ich von dir fasziniert, aber du warst immer von Bewunderern umgeben und ich hatte Angst, ich könnte deine Aufmerksamkeit nie erlangen.“
„Ich habe dich bemerkt, Philip.“ Seine Hände ruhten noch immer auf ihrem Rücken und die Wärme, die von ihnen ausging, ließ sie erschauern.
„Verlangen aus der Entfernung ist eine Sache, aber nachdem ich den ganzen Abend mit dir getanzt und wir zusammen gegessen haben, habe ich jetzt die Frau hinter dem exquisiten Gesicht kennengelernt und … ich habe mich in dich verliebt. Bitte sag, dass du mich heiraten willst, dass du meine Frau wirst.“
Seine Frau. Das Wort hatte für Eugenia viele Bedeutungen: einen prestigeträchtigen, guten Familiennamen zu gewinnen und die sozialen Verpflichtungen einzugehen, die damit verbunden waren, den Schutz des Vaters zu verlassen und den eines Ehemanns anzunehmen und natürlich ihre eheliche Pflicht zu erfüllen, ihm Söhne zu schenken. Aber an diesem Abend wurde ihr bewusst, dass seine Frau zu sein auch bedeutete, so von ihm gehalten zu werden, so geküsst zu werden, seine Hände auf ihrer nackten Haut zu spüren. Sie hatte gehört, wie ihre Cousinen und Freundinnen voller Angst und mit einem vagen Schrecken über solche Intimitäten gesprochen hatten, aber sie hatten sich geirrt – eine solche Vertrautheit schien wundervoll, atemberaubend.
Eugenia trug keine Handschuhe mehr und sie hob die Hand, um Philips Gesicht, seinen Bart zu berühren. Er hatte seine Jacke ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt und sie fuhr mit den Händen seine bloßen Arme hinunter, bis sie Hand in Hand dastanden. Sie blickte in seine Augen hinauf und sehnte sich danach, ihn noch in dieser Nacht, in diesem Augenblick zu heiraten, aber es war nicht ihre Entscheidung.
„Du musst meinen Vater fragen“, sagte sie.
„Ich weiß, ich weiß.“ Er stöhnte, als hätte er Schmerzen. „Aber du kannst ihn doch davon überzeugen, dass er seine Einwilligung gibt, oder? Du hast mein Herz gestohlen. Siehst du …?“ Er presste ihre Hand auf seine Brust. „Fühlst du, wie es hämmert? Es gehört dir, Eugenia. Ich will mein Leben mit dir verbringen und dieses Haus mit dir teilen.“ Er zog sie näher und küsste sie noch einmal, bevor sie antworten konnte.
Da wusste sie, dass dieses wundervolle, überwältigende Gefühl
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