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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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„Du weißt überhaupt nicht, wovon du redest!“
    „Wo sind denn deine Beweise?“, fragte Daniel. „Wie kannst du es wagen, Anschuldigungen zu machen, ohne Beweise zu haben?“
    „Ich weiß, dass du und die anderen in jener Nacht fort wart. Deine Jacke roch am nächsten Tag nach Rauch.“
    „Das konnte von irgendeinem Lagerfeuer kommen oder sogar von einem Kamin“, sagte er achselzuckend. „Aber ich habe Beweise für das, was du tust, und zwar hier!“ Er zog die Briefe wieder aus seiner Tasche und schwenkte sie vor ihrem Gesicht. „Soll ich die hier Mutter zeigen?“
    „Nur zu. Es sind nur Briefe. Ich habe nichts getan, wofür ich mich schämen müsste.“
    „Ich habe dich mit ihm im Wald gesehen“, sagte Mary. „Ihr habt Händchen gehalten.“
    „Ich würde sagen, es gibt eine Menge, wofür du dich schämen solltest“, schloss Daniel. „Aber hör mir zu. Du hast nicht nur deinen eigenen Ruf aufs Spiel gesetzt, sondern auch die Sicherheit deiner Familie. Weißt du, was sie mit Leuten machen, die mit dem Feind gemeinsame Sache machen? Weißt du das?“
    „Raus hier, alle beide! Geht und lasst mich in Ruhe!“
    Daniel schüttelte den Kopf. „Ich habe beschlossen, Mutter nicht zu erzählen, was du getan hast, weil es sie umbringen würde, Josephine. Es würde ihr das Herz brechen und sie hat schon genug gelitten. Aber von jetzt an werde ich dich ganz genau im Auge behalten. Es wird keine Treffen und keine Briefe mehr geben.“
    Jemand klopfte an die Tür und einen Augenblick später kam Mutter herein, noch immer mit freudig geröteten Wangen von ihrem Gespräch mit Priscilla. „Ach, hier seid ihr alle! Hat Josephine euch die guten Neuigkeiten erzählt?“
    „Nein, was für Neuigkeiten?“ Daniel lächelte und schob die Briefe beiläufig wieder in seine Tasche.
    „Harrison Blake will Josephine den Hof machen!“ War ihre Mutter wirklich so blind? Konnte sie nicht die Wut in ihren Gesichtern sehen oder die Anspannung im Raum spüren?
    „Das sind ja wirklich großartige Neuigkeiten, Josephine“, sagte Daniel und drehte sich zu ihr um. „Kein Wunder, dass du so glücklich aussiehst. Siehst du, Mutter, sie weint Freudentränen. Meinen Segen habt ihr für diese Verbindung. Harrison ist sogar eine noch bessere Partie als Henry Schreiber.“
    Irgendwann gelang es Daniel, Mutter und Mary aus dem Zimmer zu manövrieren, sodass Josephine endlich allein war. Ihre Welt lag in Trümmern, so wie sie es während des Krieges getan hatte. Es war schon zu verheerenden Verlusten gekommen: dem Verlust ihrer Freiheit, ihrer Unabhängigkeit, dem Verlust ihrer Freundschaft mit Alexander … und sie konnte nichts dagegen tun.
    Sie würde ihm noch ein letztes Mal schreiben und den Brief morgen früh Roselle mitgeben, damit sie ihn überbrachte. Daniel hatte ihr das Papier weggenommen, aber sie riss den Rand einer Buchseite aus einem ihrer Bücher und schrieb darauf:

    Lieber Alexander,
    unsere Briefe wurden entdeckt. Wir können uns nicht mehr sehen oder schreiben. Es tut mir schrecklich leid.
    Josephine

Kapitel 28

    13. Juli 1865

    „Wo ist Josephine?“, fragte Eugenia beim Frühstück. „Kommt sie nicht herunter? Ihr Essen wird kalt.“
    Mary starrte auf die Tischplatte. „Jo hat gesagt, wir sollen ohne sie essen“, murmelte sie. „Sie fühlt sich nicht gut.“ Der Tanzabend hatte Mary aufblühen lassen und in den darauffolgenden Tagen war sie ihr so glücklich und zuversichtlich erschienen. Eugenia hoffte, dass sie sich nicht in ein ängstliches Kaninchen zurückverwandeln würde.
    „Bist du auch krank?“
    „Nein.“
    „Dann sitz bitte nicht da wie eine welke Blume und iss dein Frühstück. Und hört bitte auf, an deinen Fingernägeln zu kauen.“ Mary zog die Finger aus ihrem Mund und nahm ihre Gabel in die Hand, aber die Schultern ließ sie noch immer hängen. „Muss ich dich auch auf die Liste der Dinge setzen, über die ich mir Sorgen machen muss?“
    „Nein, Mutter.“
    „Josephine ist gestern nicht zum Abendessen erschienen und jetzt lässt sie das Frühstück aus? Es sieht ihr gar nicht ähnlich, krank zu sein.“
    Die Mahlzeit verlief sehr still, weil weder Mary noch Daniel etwas sagte. Auch gestern Abend waren sie beim Essen schweigsam gewesen. Sobald Eugenia aufgegessen hatte, ging sie nach oben in Josephines Zimmer, wo sie ihre Tochter noch im Bett vorfand, das Kissen über den Kopf gezogen und die Vorhänge geschlossen.
    „Ist alles in Ordnung, Liebes?“ Eugenia zog das Moskitonetz zur

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