Am Anfang eines neuen Tages
werden mussten.
Der einzige Mensch, der Eugenia einfiel, mit dem sie reden könnte, war David Hunter, aber seit dem Tanzabend vor beinahe zwei Wochen hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie vermisste ihn – obwohl sie jetzt mehr gesellschaftliche Verpflichtungen hatte, die sie beschäftigten. Aber als sie vor Schmerzen die Augen schloss und Mühe hatte zu atmen, sehnte sie sich danach, dass er zu ihrer Rettung kommen würde, wie er es schon einmal getan hatte. Wenn sie ihm nur alle ihre Sorgen anvertrauen und ihn fragen könnte, was sie tun sollte. Wie gerne hätte sie ihm das Problem übergeben, damit er eine Lösung für sie fand, so wie Philip es immer getan hatte. Aber sie fühlte sich zu krank, um in die Stadt zu reiten und mit ihm zu sprechen, zu krank, um Priscilla zu besuchen, weil sie hoffte, dass David Harrison dort gerade einen Besuch abstattete. Und wenn Eugenia einen Dienstboten schickte, um ihn zu holen, würden ihre Kinder von den Anfällen erfahren.
Sie blieb noch eine Weile in ihrem Sessel sitzen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ, als ihr plötzlich wieder einfiel, dass Josephine ebenfalls krank war. Warum nicht Jos Fieber als Ausrede benutzen, um nach Dr. Hunter zu schicken? Eugenia griff nach ihrer silbernen Glocke, um ein Dienstmädchen herbeizuläuten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Lizzie ins Zimmer geschlurft kam.
„Ja, Ma’am?“
„Sag Willy, er soll in die Stadt fahren und Dr. Hunter holen. Josephine ist krank und ich mache mir Sorgen um sie.“ Eugenia glaubte einen Anflug von Besorgnis in Lizzies Augen zu sehen, bevor sie sich abwandte.
„Ja, Ma’am.“
Sie hörte, wie Joseph Gray einige Minuten später das Haus verließ, aber bis sie ihre eigene Kutsche fortfahren hörte, verging eine gefühlte Ewigkeit. Willy war alt und langsam. Sie hätte Otis schicken sollen. Bis die Kutsche zurückkehrte, musste Eugenia wiederum unendlich lange warten. In der Zwischenzeit ließ das Feuer in ihrer Brust nach. Zurück blieben glühende Kohlen. Eugenia ging selbst zur Tür und sah, dass David neben Willy auf dem Kutschsitz saß, als wollte er sie daran erinnern, wie vertraut er mit den Schwarzen war und wie breit die Kluft zwischen der Schicht des Arztes und ihrer eigenen. Wäre es ein Fehler, ihm von Daniel zu erzählen?
„Guten Morgen, Eugenia“, sagte David, als er vom Kutschbock kletterte. Er band sein Pferd los, das hinten an der Kutsche festgeknotet war, und schlang die Zügel um den Pfosten der Veranda.
„Brauchen Sie die Kutsche noch, Ma’am?“, fragte Willy.
„Nein, du kannst sie wegbringen.“ Während er die Kutsche zum Stall zurückfuhr, wandte Eugenia sich an den Doktor. „Danke, dass Sie gekommen sind, David. Ich mache mir Sorgen um Josephine. Sie hat seit gestern nichts mehr gegessen und eine Sommergrippe kann so schreckliche Folgen haben, wie Sie wissen. Ich glaube nicht, dass unsere Familie noch einen Verlust verkraften würde.“
„Ich verstehe.“
Er war sehr schweigsam und hatte sie bisher kaum angesehen oder begrüßt. Eugenia wusste, dass sie ihn am Abend ihres Festes gekränkt hatte, und es tat ihr leid. Sie wusste nicht, wie sie es wiedergutmachen sollte.
„Ich bringe Sie zu Josephines Zimmer.“ Sie führte ihn nach oben und klopfte an die Tür. „Josephine? Bitte sei mir nicht böse, Liebes, aber ich habe nach Dr. Hunter geschickt. Es würde mich beruhigen, wenn er dich untersucht.“
„Herein.“ Als sie eintraten, drehte Josephine sich um und sah sie an. Ihre Augen waren schrecklich rot und geschwollen. „Bitte lass uns allein, Mutter.“
„Gut. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendetwas brauchen, Doktor.“
Eugenia ging hinunter, um zu warten, und während sie im Flur auf und ab ging, fragte sie sich, was sie mit ihren Kindern machen sollte. Es schien beinahe so, als wollte Gott nicht, dass sie glücklich war. Gerade war alles gut gelaufen und sie hatte die Hoffnung gehegt, eines Tages wieder ein glückliches Leben zu führen, da musste sie sich auch schon wieder um alle ihre drei Kinder sorgen. Sie stand in der geöffneten Tür, betrachtete das Unkraut, das in ihrem Garten die Oberhand gewonnen hatte, und erinnerte sich daran, wie schön der Blick auf ihre Plantage einmal gewesen war, als David endlich die Treppe hinunterkam. „Und? Ist es sehr schlimm? Wissen Sie, was ihr fehlt?“
„Sie hat kein Fieber. Ich bin mir sicher, in ein paar Tagen wird es ihr wieder gut gehen. Sie soll sich einfach ausruhen, bis die
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